Die beeindruckende Ruine der Burganlage liegt westlich des Ortskerns von Linau nahe der Dorfstraße. Die historische Entwicklung der Burg wurde durch die adlige Familie Scharpenberg beziehungsweise Scharffenberg maßgeblich geprägt. Der gleichnamige Ort, der heute im Kreis Herzogtum Lauenburg liegt, zählte im Spätmittelalter zum Herrschaftsgebiet der Herzöge von Lauenburg, die ebenfalls auf die Geschichte der Burg einwirkten. Daneben waren vor allem die Städte Lübeck und Hamburg für die Geschichte der Burganlage von Bedeutung. Burg Linau wird dementsprechend im Vergleich mit anderen Burganlagen in den städtischen Chroniken häufig erwähnt. Auch die immer noch beeindruckenden Reste der Anlage zeugen von großer Geschichte.
Linau und Linau-Oberteich Der Ort Linau wird erstmals 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt. Dieses Verzeichnis wurde als Überblick über die Einnahmen des Bistums angelegt. Bereits für das Jahr 1291 wird von einer Niederlegung der Burg Linau durch die Lübecker berichtet. Diese Niederlegung war Teil einer Lübecker Offensive gegen mehrere Burgen des Niederadels. Neben Linau werden etwa Nannendorf oder Mustin angeführt. Für das Jahr 1308 schreibt der Lübecker Chronist Detmar dann, dass die Burg wieder errichtet worden und das Rauben im Land zuvor nie größer gewesen sei. Bisher wurde davon ausgegangen, dass sich die ältere, 1291 zerstörte Burg, in Linau-Oberteich befand. Der Wiederaufbau erfolgte also nicht an alter Stelle, sondern weiter südlich am heutigen Platz. Bei, im Zuge der Rekonstruktion 2018 durchgeführten, archäologischen Untersuchungen an der Burg konnte eine Brandschicht nachgewiesen werden. Diese weist auf eine zwischenzeitliche Zerstörung und anschließende Wiedererrichtung an gleicher Stelle hin. Die neue Burg in Linau hielt bereits 1312 einer Belagerung durch Graf Gerhard II. von Holstein-Plön stand.
Tausch und Rückeroberung 1330 stellten Ludolf und Heinrich Scharpenberg auf der in ihrem Besitz befindlichen Linauer Burg - „in castro nostro Lynowe“ - eine Urkunde aus. Der Lübecker Chronist Detmar berichtet für das Jahr 1345, dass die Herzöge von Lauenburg die Burganlage von den Scharpenbergs im Tausch erhielten und im Gegenzug das Land Dartzingen mit den dortigen Burgen herausgaben. Dartzigen entspricht ungefähr dem heutigen Amt Neuhaus in Niedersachsen. Die Scharpenbergs nutzten diesen neu erworbenen Besitz jedoch als Basis für Raubtaten im Umland. Sie wurden deshalb durch Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg sowie die Herren von Mecklenburg noch im selben Jahr wieder vertrieben. Bereits 1346 eroberte Ludeke Scharpenberg gemeinsam mit Heyne Brockdorf Burg Linau zurück.
Der Landfrieden von 1349 Das 1349 begründete Landfriedensbündnis der Städte Hamburg und Lübeck sowie der Grafen von Holstein und der Herzöge von Lauenburg richtete sich nicht allein gegen die Burganlage von Linau. Neben dieser Burg wurden im Herzogtum Lauenburg etwa auch Groß Zecher, Lanken oder Nannendorf zerstört. Ohne Zweifel nahm jedoch Linau unter allen betroffenen Burgen eine Sonderstellung ein. Erst mit dem Beitritt Graf Adolfs VII. sowie der Stadt Hamburg war das Bündnis stark genug für ein Vorgehen gegen Burg Linau. Sie wurde vom 6. bis zum 29. September über drei Wochen lang mit schwerem Gerät belagert. Allein die Lübecker sollen hierfür Detmar zufolge ca. 1.500 Mann aufgebracht haben. Die Belagerten sollen schließlich die Flucht auf mecklenburgische Burgen ergriffen haben, von denen einige später ebenfalls erobert wurden. In Bezug auf Burg Linau schreibt Detmar den beteiligten Städten die größte Initiative bei der Niederlegung zu. Der Turm und die Mauern seien durch diese gebrochen und die Burg bis zum Grund zerstört worden.
Derzeitiger Bestand Diesem chronikalischen Bericht stehen die, nach wie vor beeindruckenden, steinernen Überreste der Burg entgegen. Drei von einem Graben umgebene Turmhügel sind deutlich im Landschaftsbild erkennbar. 2018 wurden umfassende Restaurationsarbeiten an der Burg durchgeführt. Im Zuge der archäologischen Erschließung konnte neben der bereits erwähnten Brandschicht unter anderem ein Ziegelbrennofen nachgewiesen werden, der vermutlich aus dem 19. Jahrhundert stammt. Auch Reste der mittelalterlichen Mauern, mit einem Durchmesser von bis zu vier Metern, blieben erhalten. Linau ist damit zweifelsohne eine der am besten erhaltenen und beachtlichsten Burgruinen im Bundesland Schleswig-Holstein. Die Interessengemeinschaft Kulturdenkmal Burg Linau e.V. setzt sich mit Hilfe regionaler Sponsoren und EU-Mitteln für den Erhalt dieser außergewöhnlichen Anlage ein.
(Frederic Zangel, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, finanziert durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, 2018)
Internet burg-linau.de: Interessengemeinschaft Kulturdenkmal Burg Linau e.V. (abgerufen 15.11.2018)
Literatur
Demski, Rainer (1996)
Adel und Lübeck. Studien zum Verhältnis zwischen adliger und bürgerlicher Kultur im 13. und 14. Jahrhundert. (Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters, 6.) 249-266, Frankfurt a,M. u.a..
Hofmeister, Hermann / Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (Hrsg.) (1927)
Die Wehranlagen Nordalbingiens. Zusammenstellung und Untersuchung der urgeschichtlichen und geschichtlichen Burgen und Befestigungen. Heft 2: 1. Amt Fürstentum Ratzeburg; 2. Kreis Herzogtum Lauenburg. 77 f., Lübeck.
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