Burgruine Schlosseck bei Bad Dürkheim

Ewaldsburg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Architekturgeschichte, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bad Dürkheim
Kreis(e): Bad Dürkheim
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 27′ 59,03″ N: 8° 06′ 23,16″ O 49,4664°N: 8,10643°O
Koordinate UTM 32.435.255,19 m: 5.479.688,85 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.435.304,65 m: 5.481.441,64 m
  • Das Kellergeschoss auf der Westseite der Burgruine Schlosseck (2006).

    Das Kellergeschoss auf der Westseite der Burgruine Schlosseck (2006).

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    Dieter Barz
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  • Relief über dem Torbogen zum Kellergeschoss der Burgruine Schlosseck (2006).

    Relief über dem Torbogen zum Kellergeschoss der Burgruine Schlosseck (2006).

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    Emil Barz
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  • Grundriss der Burg Schlosseck ("Ewaldsburg") bei Bad Dürkheim.

    Grundriss der Burg Schlosseck ("Ewaldsburg") bei Bad Dürkheim.

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    Keddigkeit, Jürgen
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    Jürgen Keddigkeit
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Die Burgruine befindet sich in Spornlage auf einem Südostausläufer des Rahnfelsens oberhalb der B 37 und nahe des westlichen Ortsrands von Bad Dürkheim-Hardenburg. Der steile Fußweg beginnt im Isenachtal unmittelbar gegenüber einer Papierfabrik. Der heutige Name ist seit dem frühen 19. Jahrhundert gebräuchlich. Nach mündlicher Überlieferung aus den 1860er Jahren erscheint zusätzlich (singulär) der Name „Ewaldsburg“, freilich ohne jeglichen Beweis oder Bezug zur Burg.

Geschichte
Baubeschreibung

Geschichte
Nicht nur die Geschichte, auch der Name der seit Ende des 19. Jahrhunderts Burg Schlosseck genannten Anlage auf der Nordseite des Isenachtals ist vollkommen unbekannt. Es mangelt an konkreten mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Schriftquellen zur Burg. Sie wurde erst 1834, durch eine Veröffentlichung von Johann G. Lehmann, vor allem aber nach 1879 durch erste Ausgrabungen von Christian Mehlis einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Selbst ihr Status als eigenständige Burg wurde noch in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Ernst Christmann im Anschluss an Lehmann bezweifelt. Lehmann hatte im Jahre 1834 die Anlage einerseits recht spekulativ zum Vorwerk (Lehmann 1834, S. 264) bzw. im Rückgriff auf eine Urkunde von 1317 als „Warte“ bezeichnet. Ernst Christmann ließ die Beantwortung dieser Frage offen. Mittlerweile wird die „Vorwerksthese“ zu Recht nicht mehr vertreten und Schlosseck als eigenständige Burg angesehen. Vor allem die Frage der Gründung bzw. des Gründers wird seit Ende des 19. Jahrhunderts (teilweise sehr kontrovers) diskutiert. Auffällig und unbestritten ist lediglich, dass die Anlage in den Waldungen des Klosters Limburg errichtet wurde, jedoch in den überlieferten Schriftquellen des Klosters unerwähnt bleibt.

Insbesondere in der älteren, aber auch der neueren Literatur (KulturD DÜW 1995, S. 108) wurde ein Zusammenhang mit den Grafen von Leiningen, die unweit von Schlosseck die Hardenburg (s.d.) errichtet hatten, angenommen. Als Burggründer nannten die Autoren, ohne jeglichen Nachweis, meist Graf Friedrich II. von Leiningen. Dabei wurde einerseits auf die von den Leiningern ausgeübte Klostervogtei, andererseits auf die am Tor aufgefundenen Vogeldarstellungen, die oft als (leiningische) Falken (s.u.) interpretiert wurden, verwiesen. Jedoch besaßen die Leininger im 12. und bis zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts keinerlei urkundlich nachweisbare Rechte an den Waldungen nördlich der Isenach, mithin auch nicht am Rahnfels, dem Standort von Burg Schlosseck. Erst 1317 wurde bei einer Anhörung von Ratsleuten der Hardenburg bei einer Streitschlichtung unter anderem erklärt, der im Isenachtal liegende Viehhof sei ebenso wie die nördlich des Bachs gelegenen Berge seit mehr als 50 Jahren im unangefochtenem Besitz der Leininger. Dieses späte urkundlich belegte Besitzrecht nördlich der Isenach ist jedoch für die frühe Burggeschichte irrelevant. Bedeutsamer scheint der gleichzeitige Hinweis auf „Warten“ in diesem Gebiet. Ob eine dieser Warten mit Schlosseck gleichgesetzt werden kann, wie bereits Johann G. Lehmann 1834 annahm, ist jedoch nicht belegbar.

Auch die mehrfach vorgetragenen Hinweise auf die Vogeldarstellungen am Burgtor bergen ungelöste Probleme. In der Tat weisen die überlieferten Leininger Wappen Falken in unterschiedlicher Form auf, doch werden die am Burgtor eingemeißelten Vogeldarstellungen mitnichten von allen Fachleuten als Falken angesehen. Unbestritten ist, dass die relativ aufwändig gestaltete Burg auf einen mächtigen und / oder reichen Bauherrn schließen lässt. Neben den Grafen von Leiningen wurde auch das Reich als möglicher Bauherr genannt. Doch mangelt es auch hier an einem schlagkräftigen Beleg. Die Deutung der Vogelfiguren als Adler ist nachvollziehbar, die Annahme, es handele sich um „Reichsadler“ scheint jedoch gewagt.

Nicht in die Diskussion zog man bisher den Abt des Klosters Limburg als Bau- oder Lehnsherrn ein. Dies ist verwunderlich, schließlich trat der Abt auch als Lehnsherr der seit 1147 nachweisbaren Burg Frankenstein am anderen Ende des Isenachtales auf. Das Kloster war damals dort, ähnlich wie bei Schlosseck, auch Eigentümer des umliegenden Waldes. Da die Schirmvogtei erst 1206 in die Hände der Leininger gelangte, sollte der Limburger Abt im Kreis der möglichen Bau- oder Lehnsherren berücksichtigt werden.

Ebenso wie zur Gründung sind Fakten zur weiteren Geschichte, zum Untergang oder zur Auflassung von Burg Schlosseck unbekannt. Von Christian Mehlis im Burgareal sowie im Graben aufgefundene, grob bearbeitete Steinkugeln werden als Blidenkugeln angesehen. Sie deuten ebenso wie die damals ebenfalls nachgewiesenen verkohlten Balkenreste und geschwärzte Quader, auf eine Brandzerstörung infolge kriegerischer Ereignisse. Dementsprechend wird der nur noch fragmentarische Baubestand mit früher Zerstörung und Auflassung, vor allem aber mit dem Abtransport von Quadern als Baumaterial für die Papiermühle am Fuß der Burg erklärt. In den Jahren 1987/88 erfolgten Sanierungen am Bergfried, an der Schildmauer, am Bering sowie dem Wohnbau. Seit 2018 werden Grabungen durchgeführt.
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Baubeschreibung
Oberhalb des Isenachtals, versteckt im Wald, ist in Spornlage die Ruine Schlosseck zu finden. Nördlich der Burg befindet sich an der Hauptangriffseite eine größere Eintiefung in den anstehenden Fels, die bisher als Graben gedeutet wurde. Es handelt sich jedoch wahrscheinlich um einen im Zusammenhang mit dem Burgbau angelegten Steinbruch. Damit ist die bisherige allgemein vertretene These, dass das der Kernanlage im Norden vorgelagerte annähernd rechteckige Areal mit einer „Vorburg“ gleichzusetzen sei, obsolet. Damit korrespondiert die Tatsache, dass bisher hier keinerlei Bebauungsspuren nachgewiesen werden konnten.

Hauptburg
Die Grundform der aus einem oberen und einem unteren Teil bestehenden Hauptburg erinnert an ein lang gestrecktes Dreieck mit gerundeten, dem Gelände angepassten Ecken. Ein solcherart gerundeter Grundriss verweist ins 12. Jahrhundert.
Die Hauptangriffsseite schützten, von Ost nach West verlaufend, ein deutlich sichtbarer, immer noch recht tiefer Graben und die auf der Grabensüdseite verlaufende Schildmauer. Ein fünfeckige Bergfried vervollständigt das Defensivensemble.

Romanisches Tor
Das rundbogige und gestufte romanisches Tor im Westteil der Schildmauer gilt als schönstes Burgtor dieser Epoche in der Pfalz. Es wurde nach 1880 von Christian Mehlis mit den bei der Grabung aufgefundenen originalen Steinen rekonstruiert. Die Toröffnung befindet sich innerhalb einer glattquadrigen Rechteckblende und „wird von einem Rundbogenfries auf Kopfkonsolen mit aufgesetztem Palmettenfries“ (Stefan Ulrich) abgeschlossen. Die Gewände bis zum Kämpfer sind „einfach gestuft, darüber gekehlt und mit einem Palmettenfries“ geschmückt. Der Schlussstein über dem Fries zeigt eine Maske in Form eines bärtigen Männerkopfes (Kopie). Die mehrfach gestufte Kämpferplatte weist auf jeder Seite zwei eindrucksvolle Vogelskulpturen (Falken oder Adler) mit ausgebreiteten Flügeln auf. Letztere sind auf einer Seite allerdings ebenso wie der Scheitelstein Kopien. Die Originale werden im Historischen Museum der Pfalz aufbewahrt.
Auffällig ist, dass das Tor nicht wie ansonsten im pfälzischen Raum üblich an den Seiten oder im hinteren Burgteil, sondern – verteidigungstaktisch eigentlich recht ungünstig – in der Schildmauer, also an der Hauptangriffsseite, eingefügt wurde. Ähnliches verfuhr man auf der Wachtenburg, der Rietburg und dem Wilenstein.

Bergfried
Die zweite Besonderheit neben dem Tor ist der Bergfried, der ähnlich Burg Hohenecken eine fünfeckige Grundform aufweist. Die der Angriffsseite zugewandte Spitze verbirgt sich innerhalb der an beiden Ecken abgerundeten Schildmauer, d.h. der Turm wurde als Solitär errichtet und die Schildmauer in einer zweiten Bauphase erbaut.
Der Turmstumpf weist außen Buckelquader auf, die sich kaum von jenen der Schildmauer und des übrigen Berings unterscheiden. Der öffnungslose Bergrfriedinnenraum ist fast quadratisch und weist Glattquadern aus. Mauerrücksprünge an den Innenwänden verdeutlichen die Unterteilung zwischen Sockel- und erstem Obergeschoss.

Ringmauer
Die etwa vier bis fünf Steinlagen hoch erhaltene Ringmauer weist auf der Außenseite meist Buckelquader mit Randschlag, an manchen Stellen im Wechsel auch Glattquader, auf. Bei einer Schichthöhe von etwa 35 bis 40 Zentimetern und Längen von durchschnittlich 75 Zentimetern je Quader zeigen sie einen sauberen von etwa drei Zentimetern. Der Bossen ist kaum bearbeitet. Die in Kalkmörtel versetzten Quader bieten ein sorgfältiges Bild, wobei auffällt, dass die Lagerfugen – der Geländeoberfläche angepasst – leicht „schwingen“. Offenbar wurden die Mauern errichtet, ohne dass zuvor eine sorgfältige Planierung vorgenommen wurde. Ein Mauervorsprung im Westen ist bislang nicht näher zu deuten.
Auf der Ostseite ragt hinter der hier oberirdisch kaum noch wahrnehmbaren Burgmauer ein weiterer Mauerzug auf. Er wurde bis in die jüngste Vergangenheit im Anschluss an Christian Mehlis dem 9. bis 10. Jahrhundert zugerechnet. Die derzeit laufenden Ausgrabungen vermitteln jedoch ein anderes Bild. Wahrscheinlich handelt es sich bei den blockartig gebrochenen Steinen um Rohlinge, die in der Ringmauer verarbeitet werden sollten. Format und Aussehen der Buckelquader des Bergfrieds, der Schildmauer und des Berings sowie die Gestaltung und Ornamentik des Tores verweisen in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Der Innenbereich
Offensichtlich war das Innere der Anlage zweigeteilt. Unmittelbar hinter der Schildmauer und dem Bergfried erstreckte sich die obere, am Südende des Areals die etwas tiefer gelegene untere Burg. Von der Innenbebauung ist nur wenig aufgehendes Mauerwerk erhalten. Es beschränkt sich im Wesentlichen auf einen ca. 11,5 x 6,5 Meter großen Kellerrest im Westen. Allgemein nimmt man an, dass sich hier ein (mehrstöckiges?) Steinhaus befand. Dem Keller benachbart sind Reste eines weiteren Mauerzuges sichtbar, die vermutlich einem zweiten Gebäude zuzuordnen ist. Karge Fundamentreste deuten auf einen weiteren Steinbau mit einer Größe von ca. vier mal acht Metern östlich des Bergfrieds hin.
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Die Burg ist im Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Dürkheim wie folgt angegeben: „Burgruine Schlosseck nordwestlich des Ortes auf dem Sporn des Rahnfels über dem Isenachtal (Denkmalzone) - Abschnittsburg angelegt zur Sicherung der Hardenburg, Bergfried und Schildmauer mit (wiederaufgebautem) Portal, Reste der Vorburg, frühes 13. Jh.“ (GDKE 2017, S. 11)

(Jürgen Keddigkeit, Bezirksverband Pfalz, 2018)

Literatur

Christmann, Ernst (1964)
Die Siedlungsnamen der Pfalz. Teil 2. (Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.) S. 73, Speyer.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2017)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Dürkheim. Denkmalverzeichnis Kreis Bad Dürkheim, 26. September 2017. S. 11, Mainz.
Keddigkeit, Jürgen; Burkhart, U.; Übel, Rolf (2007)
Pfälzisches Burgenlexikon. 4.1. S. 462-470, Kaiserslautern.
Lehmann, Johann G. (1834)
Das dürkheimer Thal. In: Geschichtliche Gemälde aus dem Rheinkreis Bayern, Heft 2, S. 244f u. 264 f., Heidelberg.
Naeher, Julius (1887)
Die Burgen der rheinischen Pfalz. Ein Beitrag zur Landeskunde und mittelalterlichen Kriegsbaukunst. S. 23f . Bl. 7, Straßburg.
Pfälzische Kreisgesellschaft des bayerischen Architecten- und Ingenieur-Vereins (Hrsg.) (1889)
Die Baudenkmale in der Pfalz. Band 2. S. 241-243, Ludwigshafen am Rhein.
Thon, Alexander (Hrsg.) (2005)
Wie Schwalbennester an den Felsen geklebt. Burgen in der Nordpfalz. S. 142-145, Regensburg.
Walter, Hermann (2004)
Auf rotem Fels: ein Führer zu den schönsten Burgen der Pfalz und des elsässischen Wasgau. S. 160-163, Karlsruhe.
(1995)
Kreis Bad Dürkheim, Stadt Bad Dürkheim, Gemeinde Haßloch, Verbandsgemeinden Deidesheim, Lambrecht, Wachenheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 13.1, S. 108f, Worms.
(1911)
Allerhand aus dem Pfälzerland. In: Nr. 249, S. 1-8, Ludwigshafen.
(1880)
Die Ausgrabungen auf Ruine "Schloßeck" bei Dürkheim. In: Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands mit besonderer Berücksichtigung der Rheinlande und Westfalens 6, S. 586-594, o. O.
(1879)
Schloßeck im Isenachthale. In: Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands mit besonderer Berücksichtigung der Rheinlande und Westfalens 5, S. 40-47, o. O.

Burgruine Schlosseck bei Bad Dürkheim

Schlagwörter
Ort
67098 Bad Dürkheim - Hardenburg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde, Architekturgeschichte, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1200 bis 1225

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Jürgen Keddigkeit: „Burgruine Schlosseck bei Bad Dürkheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-287717 (Abgerufen: 27. April 2024)
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