Limeswachtturm Wp 4/16 „Gaulskopf“ westlich von Friedberg-Ockstadt

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Ober-Mörlen
Kreis(e): Wetteraukreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 20′ 21,17″ N: 8° 38′ 37,54″ O 50,33921°N: 8,64376°O
Koordinate UTM 32.474.649,48 m: 5.576.407,76 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.474.714,08 m: 5.578.199,14 m
  • Rekonstruierter Limeswachtturm Wp 4/16 "Gaulskopf" westlich von Friedberg-Ockstadt (2018)

    Rekonstruierter Limeswachtturm Wp 4/16 "Gaulskopf" westlich von Friedberg-Ockstadt (2018)

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  • Rekontruierter Limeswachtturm Wp 4/16 "Gaulskopf" westlich von Friedberg-Ockstadt (2018)

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Der Gaulskopf, auf dessen Höhe ein römischer Steinturm stand, bietet einen weiten Ausblick über die Wetterau bis hin zu den Kastellen Arnsburg und Echzell. Dagegen verdeckte der Winterstein (486 Meter über dem Meer) den direkten Sichtkontakt zum Kastell Friedberg. Dorthin konnte jedoch über einen weiteren Signalturm im Hinterland auf dem Johannisberg bei Bad Nauheim Kontakt aufgenommen werden.

Die Reste des auf dem Gaulskopf errichteten massiven Steinturms wurden bereits in den Jahren 1893 und 1896 teilweise untersucht und 1922 vollständig ausgegraben. Wenige Jahre später errichtete man dicht neben dem originalen Standort eine Turmrekonstruktion. Trotz des fehlenden Verputzes gilt sie bis heute als eine der besten römischen Wachtturmrekonstruktionen am Limes.

Die Wachtturmstelle
Der leicht diagonal zum Limes stehende Turm zeigte einen fast quadratischen Grundriss, (7,8 x 8,05 x 8,05 x 8,05). Das in regelmäßigen Lagen versetzte, 1,45 Meter starke aufgehende Mauerwerk aus Quarzitbruchsteinen war sorgfältig ausgeführt, mit viel Mörtel gebunden und auf allen Seiten noch einen bis eineinhalb Meter hoch erhalten. Es saß auf einem besonders massiv ausgeführten Fundament auf, dem an allen Seiten vorspringende Widerlager zusätzliche Standfestigkeit verleihen sollten. Der weiche Tonschiefer und das fast überall schroff abfallende Gelände warendie Ursachen für diese Verstärkung. Die Gesamtausdehnung des Bauwerks beträgt 10,7 Meter. Diese pfeilerartigen Mauern von 0,9 bis 1,6 Metern Breite und 0,54 bis 1,0 Metern Länge standen untereinander und mit dem Sockel im Verband . Ihre schräg zum Turm hin ansteigende Oberkante überzog eine betonartige, aus Mörtel und Ziegelbrocken bestehende Deckschicht, die in der direkten Umgebung des Turmes auf den Boden aufgebracht worden war. Auf dem Fundament lag ein ungefähr 50 bis 70 Zentimeter hoher Sockel auf, der gegen das Mauerwerk des Turmes um 45 bis 55 Zentimeter vorsprang. Die einzelnen Lagen aus stark miteinander vermörtelten, flachen Quarzitplatten stiegen ebenfalls treppenartig zum Turm hin an und leiteten so zusammen mit schräg an den Mauerfuß gestellten Schieferplatten Regenwasser und Feuchtigkeit vom Fundament ab.

Der Zugang zu dem Turm muss an der Nordostseite gelegen haben, wo eine fast zwei Meter breite und einen Meter lange Steinsetzung als Podest für eine Leiter gedient haben könnte. Eine Tür kann sich nach den mindestens einen Meter hoch erhaltenen Mauern nämlich erst im ersten Stockwerk befunden haben. Der darunterliegende Raum im Turmsockel war nur von oben erreichbar und diente der Lager- und Vorratshaltung.
Der Innenraum mit dem Grundriss von 5,15 mal 5,0 Metern besaß dagegen nur ungleichmäßig und roh ausgeführte Wände ohne Verputz. Lediglich vor der Nordwestseite zeigte sich ein kleines Podest von 2,25 Metern Länge und 1,0 bis 1,15 Metern Breite. Den Fußboden dieses vermutlich als Keller genutzten Untergeschosses bedeckte über dem Boden eine 80 Zentimeter starke Schicht aus kleingeschlagenem Schiefer. Auf sie folgte über einer 40 Zentimeter starken Brandschicht eine von der letzten Nutzung stammende Schicht, die Knochen und Keramikfragmente enthielt.
Für den Oberbau des Turmes werden nach dem starken Fundament zwei bis drei Geschosse rekonstruiert. Ihre Fußböden dürften auf Mauerabsätzen aufgelegen haben, wie dies bei anderen Turmbauten belegt ist. Ob das Obergeschoß nur mit weiten Fenstern für den Wachtdienst geöffnet war, oder ob hier eine Holzgalerie umlief ist nicht bekannt. Für den Turm wird ein Schieferdach angenommen. Die quadratischen Schieferplatten mit 30 Zentimetern Seitenlänge sollen 6 bis 8 Zentimeter stark gewesen sein.

Die Rekontruktion
Neben dem Standort des römischen Turmes konnte im Jahr 1926 mit Mitteln, die Dr. Gustav Oberlaender (1867 bis 1936) aus Reading (Pennsylvania/USA) gestiftet hatte, die erste Rekonstruktion eines römischen Limeswachtturmes am Taunuslimes errichtet werden. Sie hat bis heute ihren Vorbildcharakter bewahrt.

Anfahrt
Die kürzeste Route folgt vom Parkplatz an der Forsthausstraße etwa 650 Meter östlich von Pfaffenwiesenbach dem Wanderweg Taunushöhenweg für 620 Meter. Folgen sie geradeaus dem Weg Taunusclub Route 011 für 1.050 Meter. Während die Taunusclub Route 011 nach Westen abbiegt, setzen Sie Ihren Weg in entgegengesetzte Richtung nach Osten fort, bis Sie nach 480 Metern auf den Limeswanderweg stoßen, dem Sie für 1,5 Kilometer in nördliche Richtung folgen. Die Reste der Turmstellen befinden sich östlich im Zwickel des abbiegenden Limeswanderweges.

(Margot Klee, hessenARCHÄOLOGIE, 2018; Ruth Beusing, hessenARCHÄOLOGIE, 2020)

Literatur

Fabricius, Ernst (1936)
Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches Abt. A Band II. Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg. Berlin/Leipzig.
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2003)
Der Obergermanisch-Raetische Limes / Upper German-Raetian Limes. Antrag zur Aufnahme als Welterbe / Nomination for Inclusion on the World Heritage List. Stuttgart.

Limeswachtturm Wp 4/16 „Gaulskopf“ westlich von Friedberg-Ockstadt

Schlagwörter
Ort
61169 Friedberg - Ockstadt
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 150, Ende nach 260

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Margot Klee, Ruth Beusing: „Limeswachtturm Wp 4/16 „Gaulskopf“ westlich von Friedberg-Ockstadt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-284587 (Abgerufen: 26. März 2025)
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