Limeswachtturm Wp 3/43a „Im Emsbachtal“ östlich von Glashütten

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Glashütten (Hessen)
Kreis(e): Hochtaunuskreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 13′ 25,74″ N: 8° 25′ 26,1″ O 50,22382°N: 8,42392°O
Koordinate UTM 32.458.905,99 m: 5.563.675,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.458.964,42 m: 5.565.461,22 m
  • Limeswachtturm Wp 3/43a "Im Emsbachtal" östlich von Glashütten (2018)

    Limeswachtturm Wp 3/43a "Im Emsbachtal" östlich von Glashütten (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
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  • Limeswachtturm Wp 3/43a "Im Emsbachtal" östlich von Glashütten (2018)

    Limeswachtturm Wp 3/43a "Im Emsbachtal" östlich von Glashütten (2018)

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In der Emsbachschlucht sind seit dem Jahr 1853 die Reste eines massiven, damals als burgus (lateinisch für einen wehrhaften Verteidigungsbau aus spätantiker Zeit) bezeichneten Bauwerks bekannt. Im Westen war für das Gebäude aus dem hier ansteigenden Hang eine kleine Terrasse herausgearbeitet worden, während man die übrigen, dadurch auch wesentlich tiefer gesetzten Mauern direkt auf den anstehenden Felsen gegründet hatte. Wie die Aufzeichnungen der Reichslimeskommission belegen, müssen die bis zu 1,5 Meter Höhe erhaltenen Mauern nach frischen Grabungsspuren sogar noch in den Jahren zwischen 1895 und 1897 von den Bewohnern der umliegenden Ort ausgebrochen worden sein, um Baumaterial zu gewinnen. Bis 2014 lagen die Mauern des Gebäudes offen. Aus konservatorischen Gründen wurden die Mauern dann mit einer Erdabdeckung versehen. Zuvor waren noch kleinere archäologische Sondagen durchgeführt worden. Heute ist der Bau als Hügel im Gelände leicht erkennen.

Der Pfeilerbau
Das Bauwerk hatten die Römer aus unregelmäßigen Bruchsteinen des anstehenden, aber schwer zu bearbeitenden Taunusquarzits errichtet. Aufgrund fehlender Mörtelreste scheint man die Steine trocken, also mörtellos versetzt zu haben. Andererseits ist aber nicht auszuschließen, dass beim Bau kalkhaltiges Material als Bindemittel verwendet worden war, das jedoch im laufe der Zeit im sauren Boden vollständig vergangen ist.

Der fast rechteckige Bau, dessen nördliche und südliche Seitenlängen nur 7,3 Meter betrugen, besaß eine 9,7 Meter lange Ost- und eine 10 Meter messende Westwand. Die Mauerbreite variierte dagegen mit Stärken von etwa 1,0 bis 1,2 Metern kaum. Nord- und Ostmauer waren durch je zwei Stützpfeiler von 70 bis 90 Zentimeter Breite und ebenfalls 70 bis 90 Zentimeter Länge dort zusätzlich gesichert, wo das steil abfallende Gelände dies erforderte. Ob der Zugang in das Gebäude ebenerdig von der Hangseite her erfolgt ist oder in der Höhe des ersten Stockwerks gelegen hat, bleibt unklar, da im erhaltenen Mauerwerk keine Reste einer Tür vorhanden waren.

In das Gebäudeinnere war über der unregelmäßigen natürlichen Oberfläche eine mindestens 80 Zentimeter starke Verfüllung aus Lehm eingebracht worden, die auch große Brocken aus Taunusquarzit und -schiefer enthielt. Diese Lehmschicht war vermutlich ursprünglich mit einem Stampflehmboden oder einem Belag aus Holzdielen abgedeckt. Das Laufniveau wird daher etwas über dem sich nach Westen anschließenden Gelände gelegen haben. Dadurch war es möglich, den Boden dauerhaft trocken zu halten.

Immer wieder waren Zweifel am römischen Ursprung des Bauwerks geäußert worden, für das es an der Limesstrecke sonst keine Parallelen gibt. In der Umgebung befindliche Reste von mittelalterlichen Glasöfen ließen es insbesondere als möglich erscheinen, dass dieser Bau nicht in einen römischen Kontext gehört, sondern erst im Zuge späterer Waldnutzung entstanden sein könnte.

Die bei der Grabung geborgenen Funde, vor allem Ziegelstempel der 22. Legion sowie eine im ägyptischen Alexandria geprägte Münze für Claudius II. Gothicus (Kaiser von 268 bis 270 nach Christus), datieren das Gebäude heute zweifelsfrei in das dritte Jahrhundert nach Christus, lassen aber auch Überlegungen zu einer sich möglicherweise in dieser Zeit verändernden Taktik des römischen Heeres zu. Nach seiner Lage in einem Talgrund, die anders als die meisten Turmstellen keine Kontrolle des Vorfeldes oder der unmittelbaren Umgebung gestattete und auch nicht durch einen hier vorüberziehenden Weg zu begründen ist, könnte es zu den Aufgaben der hier stationierten Soldaten gehört haben, einzelne, als strategisch besonders wichtig angesehene Punkte zu überwachen.

(Margot Klee, hessenARCHÄOLOGIE, 2018)

Literatur

Baatz, Dietwulf (1993)
Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. S. 364. Berlin.
Becker, Thomas; Meyer, Marcus C. (2015)
Von Alexandria in den Taunus. Tetradrachme des Claudius II. Gothicus aus dem Pfeilerbau im Emsbachtal. In: hessenArchäologie, S. 123-127. Stuttgart.
Becker, Thomas; Sarnowski, David (2015)
Zu Wachtturm 3/42* und dem Pfeilerbau im Emsbachtal, Gemeinde Glashütten. In: hessenArchäologie, S. 119-120. Stuttgart.
Fabricius, Ernst (1936)
Die Limesanlagen im Taunus von der Aar bis zum Köpperner Tal bei der Saalburg. In: Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches, Abt. A, Band II, Berlin/Leipzig.
Klee, Margot (2009)
Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. S. 232. Regensburg.

Limeswachtturm Wp 3/43a „Im Emsbachtal“ östlich von Glashütten

Schlagwörter
Ort
61479 Glashütten
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 150, Ende nach 260

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Margot Klee: „Limeswachtturm Wp 3/43a „Im Emsbachtal“ östlich von Glashütten”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-284549 (Abgerufen: 20. April 2024)
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