Thematische Einordnung
„Hungerbrunnen“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Orientierungspunkte“. Rittersteine aus dieser Kategorie sollen der Orientierung des Wanderers dienen oder Hinweise auf bemerkenswerte Orientierungspunkte im Gelände geben. Beispiele hierfür sind etwa Quellen, Sohlen, Wooge, Felsen, Burgen, Täler oder Angaben über Grenzen oder Herrschaftsgebiete.
Spezifische Einordnung
Der Ritterstein weist auf die Austrittsöffnung einer Quelle unter einem Felsen hin, welche nur periodisch als sogenannter Hungerbrunnen entspringt.
Bevor das unregelmäßige Erscheinen und Verschwinden des Wassers geologisch und physikalisch erklärt werden konnte, rankten sich zahlreiche „Volksphantasien“ um die sporadisch auftretende Quelle. Beim Wasseraustritt aus der Quelle war mit schlechten Jahren zu rechnen. Es wurden deshalb Missernten und teure Zeiten vorhergesagt, weil die Quelle vor allem bei zu feuchten Sommern Wasser führt. Dies führe wiederum zu Hungersnöten in der Bevölkerung, woher die Bezeichnung „Hungerbrunnen“ herrührt. In trockeneren und somit guten Jahren versiegte der Hungerbrunnen.
Tatsächlich lässt sich die Tätigkeit der Quelle auf physikalische Gesetze zurückführen. Hungerbrunnen treten in drei Formen auf. Der hier im Diemersteiner Tal auftretende Hungerbrunnen ist eine Zeitquelle. Die Aktivität der Quelle ist abhängig von der Jahreszeit und der Witterung, die je nach Niederschlagsmenge mal stärker, mal schwächer oder gar nicht fließt. Der Boden ist im Frühjahr meist ausreichend mit Feuchtigkeit aus dem Herbst und Winter gesättigt, sodass im Frühling meistens Wasser aus der Quelle sprudelt. Hungerbrunnen dieser Art werden daher auch häufig als Winterquelle, Frühlingsbrunnen oder Märzquelle bezeichnet.
Ein Ritterstein mit derselben Inschrift ist Ritterstein Nr. 153. Dieser markiert eine periodisch wasserführende Quelle südöstlich von Kaiserslautern.
(Raphaela Maertens und Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)