Burgruine Alsenborn an der Alsenzquelle

Dieburg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Enkenbach-Alsenborn
Kreis(e): Kaiserslautern
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 29′ 29,11″ N: 7° 55′ 26,23″ O 49,49142°N: 7,92395°O
Koordinate UTM 32.422.073,18 m: 5.482.643,30 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.422.117,37 m: 5.484.397,22 m
  • Teilweise restaurierte Burganlage mit Grundmauern des Wohnturms und der inneren Ringmauer

    Teilweise restaurierte Burganlage mit Grundmauern des Wohnturms und der inneren Ringmauer

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  • Grundriss der Ringwallanlage

    Grundriss der Ringwallanlage

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  • Reste des Wohnturms und des inneren Burgrings von oben gesehen (2002).

    Reste des Wohnturms und des inneren Burgrings von oben gesehen (2002).

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    Manfred Czerwinski
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Bei der Burgruine Alsenborn handelt es sich um frei zugängliche Reste einer Niederungsburg (Motte) bei der Alsenzquelle. Diese liegen unmittelbar östlich des Freibades am Ortsrand der Gemeinde Alsenborn.

Gang durch die Ruine
Geschichte
Baubeschreibung

Gang durch die Ruine
Seit 2008 ist das Burgareal frei zugänglich. Es fristete jahrelang, im gemeindeeigenen Schwimmbad versteckt und überformt, ein Schattendasein. Die Ruine bietet dem Besucher ein eindrucksvolles Bild einer frühen pfälzischen Burg.

Der Durchmesser des Burghügels, der heute kaum mehr als drei Meter aufragt, beträgt knapp 50 Meter. Das fast runde Areal – identisch mit der Kernburg – schützte ein ca. zwölf Meter breiter Wassergraben, der trotz Verflachung im nördlichen und östlichen Bereich noch gut zu erkennen ist. Im Südosten des Burghügels wird eine von einem Graben gesicherte Vorburg vermutet.

Neben dem mit dem Wasser der Alsenz gefluteten umlaufenden Solgraben schützte zumindest im Süden und Südwesten eine äußere, recht starke (ca. 2,50Meter), zweischalige Mauer (Glattquader) das Burgareal. Gut sichtbar markieren originales Mauerwerk, Aufpflasterungen und mehr oder minder hohe Gabionenkörbe die auf dem älteren Ringwall aufsitzende innere Ringmauer. Die vorgenannten, mit Bruchsteinen gefüllten Gabionenkörbe vermitteln anschaulich eine Vorstellung von der einstmaligen Mächtigkeit und Höhe des erstmals 1965 bei einer Suchgrabung nachgewiesenen, abgerundet polygonalen inneren Berings.

Die Mauer weist in ihren erhalten Teilen glattquadriges Mauerwerk und eine Mauerstärke von 1,50 Meter auf. Sie umzieht im Abstand von sieben bis elf Metern das Zentralbauwerk der Burg, einen steinernen, stauferzeitlichen Wohnturm. Dieses Gebäude dürfte einen hölzernen (salischen) Vorgänger besessen haben. Bei dem Bauwerk handelt sich um einen fast quadratischen Turm mit einer Grundfläche von knapp 10 Metern . Er wurde durch nachträgliche Anschüttung eingemottet. Die Mauerstärke dieses mit großen Buckelquadern mit Randschlag und teilweise mit Zangenlöchern aus rotem Sandstein verkleideten Wohnturms betrug ca. 2, 5 Meter. Nicht nur die erhaltenen unteren Lagen des aufgehenden Mauerwerks auch das Fundament weist im Regelfall Großquadern auf. Die erhaltenen Steinreihen dienen wie beim inneren Bering als Aufsatz für mit Bruchsteinen gefüllten, mehrere Meter hohen Gabionenkörbe, die dem Betrachter einen guten Eindruck von der ursprünglichen Größe des Wohnturms vermitteln. Man geht davon aus, dass der dreigeschossige steinerne Turm ein viertes Fachwerkgeschoss aufwies.

Zwischen dem äußeren Bering und der inneren Ringmauer wurden im Südteil des Burghügels drei Quermauern freigelegt, die zwei relativ große Innenräume (70 qm bzw. 49 qm) markieren. Westlich anschließend ist ein weiterer Raum zu vermuten.
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Geschichte
Über die frühe Geschichte, insbesondere über die Gründung der Burg ist nichts bekannt. Selbst der eigentliche Burgname geriet vollends in Vergessenheit. Die seit Ende des 18. Jahrhunderts nachzuweisende Benennung als „Dieburg“ ist keinesfalls identisch mit der eigentlichen Bezeichnung. Auch ist die von Ernst Christmann mit Vorsicht angebotene Herleitung vom Männername Diebald (Diotbal) mangels weiterer Belege abzulehnen.

Wahrscheinlicher erscheint der Name „Alsenborn“. Dies ergibt sich einerseits aus der der Burgstelle unmittelbar benachbarten Quelle (=Born) der Alsenz und andererseits aus der Tatsache, dass sich schon seit dem 12. Jahrhundert Ministeriale nach Alsenborn benannten. Offensichtlich war diese Familie im Raum Alsenborn –Enkenbach reich begütert, denn der Ministeriale Hunfried von Alsenborn überließ noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts im benachbarten Enkenbach dem Prämonstratenserorden eine größere Liegenschaft und betrieb zusammen mit Graf Ludwig von Arnstein erfolgreich die Gründung eines Prämonstratenserinnenstifts. Er wird letztmals zusammen mit seinem Bruder Heinrich 1172 erwähnt. Die beiden Vorgenannten und der 1190 urkundlich nachgewiesene Fokelin, der 1221 erwähnte Reinfidus de Alzensenbrunne sowie der zwischen 1299 und 1324 urkundlich erwähnte Gudelmann (Gudelmanno de Alsenzeburne) dürften alle mit der Burg – die jedoch als Bauwerk unerwähnt bleibt – in Verbindung gestanden haben.
Ähnlich dem 12. und 13. ist auch die Burggeschichte des 14. Jahrhunderts letztlich mangels verwertbarer Schriftquellen vollkommen unbekannt. Ob es sich bei einem 1322 genannten Haus (= die Burg?) nebst Hofgering, Garten und allen Zubehörden, das die Gebrüder Heinrich und Conrad des verstorbenen Heinrich genannt Vorster ebenso wie der Vater in Alsenborn in Erbpacht besaßen, um die Burgstelle handelt, erscheint zweifelhaft, ist jedoch nicht völlig auszuschließen. Dies gilt auch für eine Anmerkung im Alsenborner Weistum von 1560/1588. Dort wird ein alt baufällig hauss (=im Regelfall die Umschreibung für Burg) in einem ausgesteinten Bezirk erwähnt, die den Herren von Flörsheim damals als Gerichtsstätte (Hubgericht) und Zinssammelstelle diente.
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Baubeschreibung
Die Burgstelle wurde seit dem späten 18. Jahrhundert mehrfach beschrieben und unterschiedlich interpretiert. 1788 berichtete Johann Goswin Widder, dass „vor etwa 40 Jahren“ (um 1748) am Burghügel „Dieburg genannt“, die „schönsten gehauenen Steine, Eisen und Kupfer ausgegraben wurden“. Im Gegensatz zu Widder, der den Hügel richtig als ehemaligen Burgstandort deutete, kamen die Redakteure des (königlichen) „Amts- und Intelligenzblatt des Rheinkreises“ zu einem anderen Schluss. Sie berichteten 1824 „in den Wiesen hart am Born der Alsenz“ befände sich ein „großer Hügel, um welchen sich von Quadersteinen das Fundament eines Rundgebäudes zieht“ und hielten diese Stelle für „einen ehemaligen kreisrunden “Tempel„.

Diese Überlegungen und die Tatsache, dass König Ludwig I., bereits seit 1826 diverse Verordnungen und Entschließungen zum Denkmalschutz erlassen und 1835 mit der Errichtung einer “Generalinspektion der plastischen Denkmäler des Reiches„ den Grundstein für die staatliche Denkmalpflege gelegt hatte, schützen die Burgstelle nicht vor Unbill.

Im Jahre 1860 wurde der obere Teil des Schuttkegels abgetragen und als Füllmaterial für einen Bleichplatz an der unmittelbar benachbarten Alsenzquelle genutzt. Steine der Burg nutzte die Bevölkerung darüber hinaus damals als billiges Baumaterial. Vierzig Jahr später folgten wenig sachgemäße und undokumentierte Grabungen des örtlichen Altertumsvereins. Letztlich verdichtete sich damals die Deutung des Hügels als ehemalige Burg. Dazu trug vor allem Daniel Häberle mit seinem 1906 veröffentlichten Aufsatz “Die Dieburg bei Alsenborn„ bei, in dem er den damals aktuellen Forschungsstand zusammenfasste und eigene (neue) Überlegungen der Öffentlichkeit vorstellte. Das gewachsene Interesse der Gemeinde am Burghügel führte zu einer Grabung im Jahre 1935. Damals legte man in zentraler Lage die Grundmauern eines großen Wohnturmes frei. Weitere Mauerzüge entdeckte man im Zusammenhang mit dem Bau eines Schwimmbads im Jahre 1954. Diesen recht dilettantischen, unzureichend dokumentierten Versuchen folgten seit Herbst 1965 im Zusammenhang mit der Schwimmbaderweiterung Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege in Speyer. Dabei konnten neue Erkenntnisse zum Aussehen, aber auch zum Schicksal der Anlage gewonnen werden.

Insbesondere konnten die Ausgräber drei größere Bauphasen unterscheiden. Ursprünglich handelte es sich um den Typus der kleinen “Ringwallburg„, der in der Pfalz ausgesprochen selten ist, aber Parallelen im Elsass hat. Neben dem von einem Erdwall umwehrten Bereich bestand eine Vorburg. Diese wahrscheinlich im 11. Jahrhundert entstandene frühe Niederungsburg wurde durch eine salierzeitliche, ursprünglich wohl in Holzbauweise errichtete Turmhügelburg (Motte) ersetzt. Dem folgte in staufischer Zeit der finale Ausbau zur steinernen Burg.
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(Jürgen Keddigkeit, Bezirksverband Pfalz, 2018)

Literatur

Berhard, Helmut; Barz, Dieter (2007)
Alsenborn. In: Pfälzisches Burgenlexikon, Band 1, S. 70-72, o. O.
Bernhard, Helmut; Barz, Dieter / Böhme, Horst W. (Hrsg.) (1991)
Frühe Burgen in der Pfalz. Ausgewählte Beispiele salischer Wehranlagen. In: Burgen der Salierzeit, Teil 2, S. 172-174, Sigmaringen.
Eckardt, Anton; Gebhard, Torsten; von Reitzenstein, Alexander / Lill, Georg (Hrsg.) / Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.) (1942)
Stadt und Landkreis Kaiserslautern. (Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Pfalz: Die Kunstdenkmäler der Pfalz , Band 9.) S. 152, München.
Häberle, Daniel (1906)
Die Dieburg bei Alsenborn. In: Pfälzisches Museum. Monatsschrift des Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz 23, S. 128-135 u. 156-158, o. O.
Kaiser, Karlwerner (1966)
Burg Alsenborn. In: Nordpfälzer Geschichtsverein 46, S. 43-45, o. O.
Widder, Johann G. (1788)
Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rheine. Teil 4. S. 240 f., Frankfurt am Main/Leipzig.

Burgruine Alsenborn an der Alsenzquelle

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Badstraße 23
Ort
67677 Enkenbach-Alsenborn - Alsenborn
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung

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„Burgruine Alsenborn an der Alsenzquelle”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-281173 (Abgerufen: 19. April 2024)
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