Thematische Einordnung
„Schäferei“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Viehwirtschaft und Wolfsplage“. Mit den Rittersteinen aus dieser Kategorie wird zum einen an die einstige Waldviehwirtschaft mit der Haltung von Pferden, Kühen, Schafen, Ziegen und Schweinen verwiesen, was einst eine große Bedeutung hatte. Daran erinnern beispielsweise die Bezeichnungen Stüterhof, Stüterkopf, Roßberg, Kühunger, Stall, Schäferei oder Saupferch. Zum anderen streifte der gefürchtete Wolf einst durch den Pfälzerwald, der in Gruben gefangen und später geschossen wurde. Im Dezember 1906 wurde der letzte Wolf erlegt. Seitdem gilt der Wolf im Pfälzerwald als ausgerottet. Nur noch die Bezeichnungen, wie Wolfsdelle, -loch, -grube, -kaut oder -falle erinnern an das Vorkommen.
Spezifische Einordnung
Merzalben liegt im Gebiet des laubholzreichen ehemaligen Gräfensteiner Waldes. Einst verlief hier die Grenze zwischen dem Worms-, Speyer- und dem Bliesgau, wo sich die Leininger niederließen und eine Burg bauten. Im Jahr 1556 gelangte das Gebiet um die von den Leiningern errichtete Burg Gräfenstein in den Besitz des Markgrafen von Baden-Rastatt. Seine Untertanen hatten das recht inne, ihre Schweine zeitweise unter dem Jahr (nämlich zwischen Michaelis und Andrae, 19.09. bis 30.11.) in den herrschaftlichen Wäldern weiden zu lassen. Davon ausgenommen war der Bannwald unterhalb der Burg Gräfenstein, denn dort wurden die Tiere der Burg gehütet. Bis ins 18. Jahrhundert wurden dort Schafe gehalten. Nach dem Spanisch-Österreichischen Krieg (1707-1714) wurde vom Amtmann der Burg Gräfenstein die Schäferei unterhalb der Burg wieder instand gesetzt und mit Schweinen besetzt. Das Kürzel „PWV“ steht für den Pfälzerwald-Verein.
Der Ritterstein „Schäferei“ bezeichnet die Stelle an der sich einst die Schäferei der Burg Gräfenstein befand. Zur Schäferei gehörte neben den Weiden auch eine Hütte für den Schlossschäfer. Von der ehemaligen Schäferei ist hier heute nichts mehr zu sehen.
(Raphaela Maertens und Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)