Lage und Dimension
Von der Ortsmitte gut einen Kilometer südwestlich entfernt und rund 300 Meter südlich der Bahngleise erstreckt sich der Steinfelder Panzergraben in Nordwest-Südost-Richtung auf einer Länge von insgesamt rund 600 Metern. Im Südosten ragt der Panzergraben auf einer Länge von 100 Metern in den Bienwald hinein. Der Wald ist in diesem Bereich weitgehend gerodet. Die Grabenbreite beträgt 30 Meter. Der Uferverlauf ist geradlinig und weist auf die ursprüngliche Dimension hin.
Auf alten Karten sind weitere Panzergrabenabschnitte vermerkt, die jedoch im Gelände heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Ursprünglich setzte sich der Graben bis in den Bereich „Waldäcker“, eine Ackerrodung im Bienwald, fort.
Durch den Schaidter Panzergraben führt in Nord-Süd-Richtung eine markante, alte Grenze hindurch. Die Mundatgrenze ist eine althistorische Eigentums- und Forstbewirtschaftungsgrenze zwischen dem Kloster Weißenburg und dem Hochstift Speyer, die bis weit ins Mittelalter zurückdatiert werden kann. Die Grenze wird durch mächtige Grenzsteine, die sogenannten Mundatsteine, markiert. Der nördlichste der erhalten gebliebenen Mundatsteine markiert den Grenzverlauf am Südufer des Panzergrabens. Gleichzeitig bildet diese alte Grenzziehung die heutige Grenze zwischen dem Landkreis Südliche Weinstraße und dem Landkreis Germersheim. Schaidt ist heute ein Ortsteil der Stadt Wörth im Landkreis Germersheim. Der Name Schaidt weist auf die Bezeichnung „scheide“ im Sinne von Grenze hin.
Panzergräben zählten im Zweiten Weltkrieg zu den Panzersperren. Es handelte sich um wassergefüllte Gräben, die als „nasse“ Panzersperren 1938 im Rahmen des „Westwall“-Ausbaus errichtet wurden. Innerhalb der verschiedenen Verteidigungsanlagen des „Westwalls“ bildet der Panzergraben am Rand des Bienwalds das Bindeglied zwischen den Bunkern im Bienwald und der Höckerlinie, die wiederum die vorderste Hauptkampflinie der Weißenburger Senke sicherte. Höckerlinien-Relikte im Umfeld von Schaidt sind nicht mehr vorhanden. Das nächste Relikt befindet sich nahe dem Panzergraben von Steinfeld. Die Höckerlinie war einst durgehend errichtet worden bis an den Rand des Pfälzerwaldes bei Oberotterbach. Die Bunker-Relikte, die die Hauptkampflinie innerhalb des Bienwalds bildeten, wurden allesamt nach dem Kriegsende gesprengt und zum Teil mit Erdreich überdeckt. Im Umfeld von Schaidt wurden die meisten Bunker gesprengt und mit Erdreich überdeckt. Sichtbare Bunker-Relikte, die nicht überdeckt wurden, befinden sich unmittelbar südlich der „Waldäcker“.
Der Grund für die Wahl einer „nassen“ Panzersperre gegenüber der „trockenen“ Höckerlinien-Panzersperre lag am feuchten Zustand der den Bienwald umgebenden Offenlandbereiche. Der Schaidter und auch der Steinfelder Panzergraben, der zwei Kilometer westlich liegt, befinden sich im Bereich der Viehstrichwiesen, einem kleinteiligen Feuchtwiesen-Entwässerungsgräben-Komplex. Im unmittelbaren Umfeld des Bienwalds befindet sich noch ein dritter großer Panzergraben, der ebenfalls auf feuchtem Gelände errichtet wurde. Der Panzergraben bei Neuburg verbindet auf einer Länge von 2,5 Kilometer den östlichen Bienwaldrand mit den Rhein-Altarm-Flussschleifen bei Neuburg.
Geschichtlicher Hintergrund
Der sogenannte „Westwall“ ist ein aus dem Zweiten Weltkrieg stammendes rund 600 Kilometer langes militärisches „Verteidigungssystem“ im Bereich der ehemaligen Westgrenze des Deutschen Reiches. Die Festungslinie zwischen Basel und der deutsch-niederländischen Grenze am Niederrhein war ein Verteidigungssystem bestehend aus Bunkern, Stollen, Gräben, Minenfeldern und Panzersperren. Heute sind Teile dieses Ausbaus noch als Relikte erkennbar. Der „Westwall“ wurde entlang der 600 Kilometer unterschiedlich stark ausgebaut. Zu den frühen Ausbauschwerpunkten zählten die drei militärisch-historischen Einfallspforten von Frankreich nach Deutschland: an der Mosel bei Trier, am Isteiner Klotz bzw. der Engstelle entlang des Rheins im Markgräfler Land und schließlich im Bereich der Weißenburger Senke (sog. Otterbach-Abschnitt).
Die Errichtung des „Westwalls“ geschah in den Jahren 1936 bis 1940. Bereits in den Jahren 1930 bis 1936 war die Maginot-Linie, das Pendant zum „Westwall“ auf französischer Seite, entstanden. In den elsass-lothringischen Abschnitten Belfort (bei Basel), Lauter und Metz (inkl. Verdun) war das französische Verteidigungssystem am stärksten ausgebaut (zum Beispiel das Festungsbauwerk Ouvrage Schoenenbourg südlich von Wissembourg).
Erreichbarkeit
Der Panzergraben von Schaidt ist frei zugänglich. Der Westwallrundweg der Ortsgruppe Schaidt des Pfälzerwald-Vereins verbindet die Ortsmitte mit dem Panzergraben (Markierung: roter und weißer Punkt). Man gelangt über den Rundweg an das südliche Ende des Panzergrabens. Das nördliche Ende des Grabens und das südwestliche Ufer sind über einen Wirtschaftsweg erreichbar.
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2018)
Internet
pwv-schaid.de: Pfälzwald-Verein Schaidt - Westwallwanderwege (abgerufen 10.04.2018)