Burgruine Perleburg bei Bann

Perlenburg, Perleberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bann
Kreis(e): Kaiserslautern
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 24′ 54,76″ N: 7° 40′ 4,27″ O 49,41521°N: 7,66785°O
Koordinate UTM 32.403.377,18 m: 5.474.467,62 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.403.414,03 m: 5.476.218,26 m
  • Burgruine Perleburg bei Bann. Luftaufnahme von Süden aus (2002).

    Burgruine Perleburg bei Bann. Luftaufnahme von Süden aus (2002).

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  • Burgruine Perleburg bei Bann: Turmstumpf von Südosten (2006).

    Burgruine Perleburg bei Bann: Turmstumpf von Südosten (2006).

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  • Verstürzter Buckelquader der Burgruine Perleburg bei Bann (2006).

    Verstürzter Buckelquader der Burgruine Perleburg bei Bann (2006).

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Die frei zugängliche Burgruine befindet sich auf dem Gipfel des „Kleinen Berges“, südlich des Kaiserslauterer Stadtteiles Einsiedlerhof. Ausgangspunkt einer Begehung sind die Landesstraße L 395 bzw. die nach Süden abzweigende Straße „Zum Großen Berg“, die am Ortsende als Forstweg zum Fuß des „Kleinen Bergs“ führt. Von dort führt ein schmaler, nicht ausgeschilderter Fußpfad zu Burgstelle auf dem einsamen, hoch gelegenen Bergkegel. Der Aufstieg ist beschwerlich.

Geschichte
Baubeschreibung

Geschichte
Die Geschichte der Höhenburg auf dem Gipfelplateau des 371 Meter hohen, nach allen Seiten steil abfallenden, kegelförmigen „Kleinen Berges“ ist weitestgehend unbekannt. Insbesondere mangelt es an zeitgenössischen urkundlichen Belegen. Selbst der ursprüngliche Burgname ist nur zu erschließen. Die heutige Bezeichnung begegnet uns erstmals in einer sickingischen Grenzbeschreibung 1542 und in der bekannten „Beforchung des ganzen Reichs Gewäld im Ambt Lautern“ von Philipp Vellmann im Jahre 1600. Damals wurde der Birlenberg bzw. Sickingers Berleberg erwähnt, weniger als Burgname, sondern eher als geographische Bezeichnung des damals in sickingischen Besitz befindlichen Berges genutzt.
Gleichwohl nimmt man mit einer gewissen Berechtigung an, dass der urkundlich seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesene Bergname mit der Burgbezeichnung identisch ist. Diese Überlegung unterstützt auch eine 1736/37 von Jacques Naudin gezeichnete (französische) Kriegskarte, die die Ruinen der Perleburg (Berlerberg Ruines) zeigt.
In der älteren Literatur wurde angenommen, es habe sich um einen „fränkischen Burgwall“ (Mehlis vor 1903) oder eine sickingische Grenzburg (Zink, 1913) gehandelt. Gegen diese Thesen spricht jedoch nicht zuletzt der archäologische Befund, der die Entstehungszeit der Wehranlage mit der Wende vom 12. ins 13. Jahrhundert gleichsetzt und die Tatsache, dass bis weit in 14. Jahrhundert der Perleberg im Lauterer Reich lag und die Herren von Sickingen erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Großraum Landstuhl nachzuweisen sind. Auch scheidet ein Zusammenhang mit dem 1385 in Kaiserlautern nachgewiesenen Wynemar von Gymmenich, Herr zu Dudelingen und Berpurg aus, da hier keinesfalls die Perleburg sondern vielmehr das luxemburgische Berburg gemeint ist.
In Erwägung gezogen wurde schon 1903 durch den oben genannten Christian Mehlis auch die Erbauung der Burg durch die Herren von Hohenecken im Auftrag des Reichs bzw. der Hohenstaufen. Eine eigenständige Baumaßnahme ist jedoch ausgeschlossen, dies war um 1200 dem Reichsministerialengeschlecht noch verwehrt.
Ein Indiz ist jedoch sicherlich die geographische Lage inmitten des Reichslandes, das bis zum Ende des 13. Jahrhunderts von den Herren von Hohenecken maßgeblich mitverwaltet wurde. Dies lässt den Schluss zu, dass der Bau der Burg wohl vom Reich, bzw. Beauftragten des Reichs, hier den Herren von Hohenecken, die im nahegelegenen Kaiserslautern als Reichsschultheißen wirkten und deren Stammburg Hohenecken nicht weit (südöstlich) von der Perleburg zu finden ist, errichtet worden war. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass Siegfried von Hohenecken, ein Angehöriger des vorgenannten Reichsministerialengeschlechts zusammen mit weiteren Familienmitgliedern 1253 dem Deutschen Orden nahe (nördlich) der Perleburg in der Ebene westlich von Kaiserslautern größere Ländereien zur Gründung der Deutschordenskommende Einsiedel und das einträgliche Patronatsrecht an der Pfarrkirche von Ramstein samt deren beiden Filialen übereignen konnten.
Im Gegensatz zur heute recht einsamen Lage, abseits der Verkehrswege, war der am Bergfuß verlaufende heutige Forstweg (Banner Weg) bis zum Mittelalter eine durchaus häufig genutzte Verkehrsverbindung. Darauf verweist auch die unmittelbar nördlich der Perleburg auf dem Großen Berg lokalisierte spätrömische Bergfestung.
Im Gegensatz zur Gründung, die zumindest Überlegungen zulässt, ist das weitere Schicksal, der Perleburg jedoch vollkommen unbekannt. Offensichtlich diente die wahrscheinlich nicht fertiggestellte Anlage spätestens seit dem 19. Jahrhundert als willkommener Steinbruch (Zink 1913, S. 83). Auch die noch 1913 vor allem am Westabhang des Kleinen Bergs umherliegenden Mauersteine sind bis auf wenige Ausnahmen verschwunden. Dies gilt auch für jenen Quader den Christian Mehlis 1903 folgendermaßen beschrieb: „Er weist ein Wappen oder einen Tierkopf mit spitzen Ohren auf; das Spiel eines Steinhauers“.
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Baubeschreibung
Der ursprüngliche Burgweg vom Tal zur hochgelegenen Burgstelle ist heute noch im Gelände nachvollziehbar. Er verlief am Nordwesthang des Burgberges und endet auf der Nordseite des Gipfels.
Hier ist auch der ursprüngliche Zugang zum Burgareal zu vermuten. Dieses erstreckt sich auf der kegelförmigen Kuppe des „Kleinen Berges“ dessen Felsflanken im Gipfelbereich, insbesondere an der Südseite, zwei bis drei Meter hoch senkrecht abgearbeitet wurden. Gleichzeitig wurde der Gipfel zu einem rundlichen Plateau mit einem Durchmesser von mehr als 50 Meter umgestaltet. Auf diese Art und Weise entstand eine zweigeteilte, – die Südhälfte liegt etwas höher – ebene Freifläche von fast 3000 m², die als Baugrund diente.
Dieses Areal umschloss offensichtlich eine Ringmauer. Ihre zusammengefallenen Reste vor allem an der Nordseite des Gipfelplateaus, die Christian Mehlis 1903 beschrieb, sind heute weitestgehend verschwunden. Lediglich ein kurzer Rest des Berings am östlichen Rand des Plateaus ist erhalten.
Im Gegensatz zu einer nicht nachweisbaren Innenbebauung – vor allem sind an die Ringmauer anlehnte Bauten unbekannt – sind auf der erhöhten südlichen Ebene Fundamente und die unteren Steinreihen eines großen Turmes, wahrscheinlich eines Wohnturms, erhalten.
Der quadratische Turmstumpf (ca. 9 x 9 Meter), der eine Mauerstärke von ca. 1,39 –1,45 Meter aufweist, ist von einem mehr oder minder hohen Schutthügel umgeben. Erhalten haben sich einige außergewöhnlich sorgfältig bearbeitete Buckelquaderreihen und ein geknickter Sockel mit zwei schmalen Reihen von Buckeln. Vergleichbares Mauerwerk und einen ähnlich geknickten Sockel weisen im heute pfälzischen Raum unter anderem die Burgen Hohenecken, Landeck und Trifels auf. Dementsprechend ist der Baubeginn des Wohnturms der Perleburg in den letzten beiden Jahrzehnten des 12. oder im frühen 13. Jahrhundert zu suchen.
Die langgestreckten oder quadratischen Quadersteine (50-70 cm) weisen sowohl kissenförmige als auch in der oberen Reihe grobe Buckel mit 3-4 cm breitem Randschlag auf. Wolfs- oder Zangenlöcher sind nicht nachweisbar. Die bemerkenswert qualitätsvolle Verarbeitung der Mauersteine ist vor allem auf der westlichen Seite des Turmstumpfes zu beobachten. Dort befindet sich in der Mauerdicke der Ausflussschacht einer Abortanlage mit akkurat bossierten Eckquadern. Olaf Wagener (Wagner 2013/2015, S. 86f. u. Anm. 36) geht davon aus, dass die tiefliegende Toilette den Rückschluss „auf ein umfassendes Planungskonzept für die Burg“ zulässt.

Bei unzureichend dokumentierten Grabungen legte man Ende der fünfziger Jahre im Turminneren die Reste eines Kamins sowie Teile des mosaikartigen, aus kleinen Sandsteinplatten bestehenden Fußbodens frei. Dies, sowie der Fund eines rundbogigen Fenstergewändes am Südhang des Bergs und die Nutzfläche von 36 m² pro Turmgeschoss verdeutlichen, dass es sich hier wohl um einen Wohnturm und weniger einen Bergfried gehandelt haben muss.
Zahlreiche, teils unfertige oder vollständig behauene Buckelquader, einige mit Steinmetzzeichen versehen, aus grau-rotem Sandstein, die unmittelbar beim Turm, in der Hangschräge oder am Bergfuß zu finden sind, sowie der Rest des erwähnten Fenstergewändes lassen die Annahme zu, dass zumindest größere Teile des Bauwerks fertiggestellt wurden.
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Die Perleburg ist im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Kaiserslautern (GDKE, Stand 27.02.2018, Seite 3) aufgenommen.

(Jürgen Keddigkeit, Bezirksverband Pfalz, 2018)

Literatur

Eckardt, Anton; Gebhard, Torsten; von Reitzenstein, Alexander / Lill, Georg (Hrsg.) / Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.) (1942)
Stadt und Landkreis Kaiserslautern. (Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Pfalz: Die Kunstdenkmäler der Pfalz , Band 9.) S. 416-417, München.
Eckrich, Lorenz (1960)
Die sogenannte Perleburg auf dem Perleberg südlich des Einsiedlerhofes. In: Pfälzer Heimat 11, S. 23-26, o. O.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Kaiserslautern. Denkmalverzeichnis Kreis Kaiserslautern, 10. Januar 2023. Mainz. Online verfügbar: denkmalliste.gdke-rlp.de/Kreis Kaiserslautern, abgerufen am 16.06.2023
Keddigkeit, Jürgen; Burkhart, Ulrich; Übel, Rolf (Hrsg.) Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.) (2007)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 1. (Beiträge zur pfälzischen Geschichte 12,4,2.) Bd. 3, S. 112-117, Kaiserslautern.
Mehlis, Christian (1903)
Archäologische Studien. XXII.. Die Perleburg. (Pfälzisches Museum. Monatsschrift des Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz, 20.) S. 22-25, o. O.
Schneider, Kurt (o.J.)
Die Ausgrabungen auf der Perleburg: einer der ältesten deutschen Steinfußböden teilweise freigelegt. In: Die Rheinpfalz, Kaiserslautern, Kusel, Rockenhausen 15, Nr. 158 v. 14.07.1959, o. O.
Wagener, Olaf (2013)
Der Bauablauf von Burgen im Befund - Aussagen aufgrund niemals fertig gestellter Burgen in der Pfalz, im Elsass und im westdeutschen Raum. In: Kaiserslauterer Jahrbuch für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Band 13, S. 82-87, o. O.
Wenz, Martin (1995)
Die Perleburg: eine staufische Wehranlage mit Wohnturm. In: Wasgau-Blick 23, S. 108-111, o. O.
Zink, Theodor (1913)
Um Franz von Sickingens Besitzungen. In: Pfälzische Geschichtsblätter 9, S. 82-88, o. O.

Burgruine Perleburg bei Bann

Schlagwörter
Ort
66862 Kindsbach
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1180 bis 1220

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„Burgruine Perleburg bei Bann”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-276753 (Abgerufen: 19. April 2024)
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