Seit ihrer Erbauung (1493-1510) ist die evangelische Alexanderskirche am oberen Ende der Hauptstraße eines der Wahrzeichen der Stadt Zweibrücken. Obwohl sie mehrfach zerstört wurde, wurde die Kirche immer wieder aufgebaut. Laut Überlieferung ließ der Zweibrücker Herzog Alexander (1490-1514) diese erste große Stadtkirche zum Dank für seine glückliche Heimkehr von einer Pilgerreise nach Jerusalem errichten. Die spätgotische, imposante Hallenkirche wurde das zentrale Gotteshaus der Stadt Zweibrücken und stellte einen wichtigen Schritt beim Ausbau Zweibrückens zur Residenzstadt dar. Als Baumeister gilt Philipp von Gmünd. In der 1510 eingeweihten und ab 1817 nach ihrem Erbauer benannten Alexanderskirche gab es zudem eine Fürstengruft, in der die Gebeine der Zweibrücker Herzöge und ihrer Angehörigen ihre letzte Ruhe finden sollten. In der Gruft wurden viele Mitglieder des Hauses Wittelsbach beigesetzt, unter anderem Pfalzgraf Ruprecht von Veldenz (1544) und der Zweibrücker Herzog, Pfalzgraf Gustav Samuel Leopold (1731). Aufgrund der Plünderungen und Zerstörungen der Kirche, unter anderem im Dreißigjährigen Krieg, den französischen Reunionskriegen, der Französischen Revolution und im Zweiten Weltkrieg, existiert diese bedeutende Wittelsbacher Grablege heute jedoch nicht mehr. Die von der Fürstengruft gefundenen Überreste ruhen seit 1955 in der vom letzten bayrischen Kronprinzen Rupprecht von Bayern gestifteten Wittelsbacher Gedenkstätte im nördlichen Seitenschiff.
Aufgrund der vielfachen Zerstörungen verwandelte die Kirche im Laufe der Jahrhunderte mehrfach ihr Gesicht: So errichtete etwa der Zweibrücker Hofarchitekt Johann Christian Ludwig Hautt 1756 einen neuen, barocken Kirchturm, der die Erscheinung des Bauwerks bis zum Zweiten Weltkrieg prägte. Nach 1945 wurde die Kirche jedoch mit einem einfacheren, nicht originalgetreuen Turm wieder aufgebaut. Noch 1904-1911 war die Alexanderskirche durch den Berliner Architekten Carl Doflein generalsaniert worden und zählte, auch aufgrund ihres prachtvollen gotischen Netzgewölbes, bis zu ihrer Zerstörung 1945 zu den bedeutendsten spätgotischen Kirchen im südwestdeutschen Raum. Wie die gesamte Zweibrücker Innenstadt wurde die Alexanderskirche am 14. März 1945 durch einen Bombenangriff völlig zerstört. Nach dem Krieg wurde sie stark vereinfacht von Otto Stahl und Richard Hummel wieder aufgebaut und am 26. Juni 1955 eingeweiht. Die Einteilung in drei Schiffe blieb im Inneren zwar erhalten, doch das kunstvolle Deckengewölbe wurde durch eine einfache Kassettendecke ersetzt.
(Felix Schmidt, regionalgeschichte.net, August 2014)
Literatur
Dellwing, Herbert (1982)
Protestantische Alexanderkirche Zweibrücken. Kunstführer Nr.1326. (Reihe: Kleine Kunstführer.) München [u.a.].
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreisfreie Stadt Zweibrücken. Denkmalverzeichnis kreisfreie Stadt Zweibrücken, 14. März 2023. Mainz. Online verfügbar: denkmalliste.gdke-rlp.de/Zweibrücken, abgerufen am 16.06.2023
Hudlet, Richard B. (1993)
500 Jahre Alexanderskirche Zweibrücken 1493-1993. Betrachtung zur Geschichte einer Kirche und einer Stadt. Zweibrücken.
Zweibrücken und seine Umgebung. (aus: Führer für Zweibrücken und Umgebung von Herm. Reiselt). In: Der Pfälzerwald (Organ des pfälzischen Verschönerungsvereins, des Pfälzerwald-Vereins u.a.m.), Zweibrücken.
Stolberg-Wernigerode, Otto zu (1969)
Neue deutsche Biographie. Band 8. Berlin. Online verfügbar: Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 05.07.2018
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