Der im Jahre 1874 auf dem 613 Meter hohen Steigerkopf errichtete Schänzelturm ist der höchstgelegene Turm des Pfälzerwaldes. Der 13 Meter hohe Turm erinnert an den Deutsch-Französischen Krieg, der in den Jahren 1870 und 1871 stattfand. Eine Gedenktafel am Turm erinnert zudem an den Ersten Koalitionskrieg (1792-1797).
Architektur Der zweiteilige Aussichtsturm mit einer achteckigen Grundform hat eine Gesamthöhe von 13 Metern und ist, regionstypisch, aus Sandstein errichtet. Der untere Teil des Turms ist 5 Meter hoch und sehr massiv gearbeitet. An diesem unteren Teil ist eine halbwendige Außentreppe angebracht. Er bildet die Plattform für den zweiten Teil des Turms. Dieser ist mit einer Eingangstür und schießschartenartigen Fenstern ausgestattet. Innerhalb des Turms führt eine Treppe bis zur Aussichtsplattform. An der Turmaußenseite ist eine Gedenktafel angebracht, die aus dem Jahr 1894 stammt und an die hundertjährige Wiederkehr eines weiteren Kriegsereignisses erinnert: „Dem Andenken der tapferen preußischen Krieger, welche im Kampfe gegen das französische Invasionsheer am 13. Juli 1794 hier den Heldentod für das deutsche Vaterland starben.“
Historischer Hintergrund Durch den Bau des Turmes im Jahr 1874 und die Anbringung der Gedenktafel im Jahr 1894, also zwanzig Jahre später, ergeben sich zwei unterschiedliche historische Hintergründe. Ihr verbindendes Element war das damals junge Kaiserreich und die damalige anti-französische Haltung.
Der unmittelbare Auslöser für den Bau des Turmes war der Sieg im Deutsch-Französischen Krieg mit der Ausrufung des Kaiserreiches durch Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles am 31. Januar 1871 und dem Frieden von Frankfurt am 10. Mai 1871. Das Ende des Krieges brachte bedeutsame Veränderungen für Deutschland: Der Rhein war fortan nicht mehr Grenzfluss und Frankreich musste Elsass-Lothringen abtreten sowie hohe Reparationen leisten. Das trug wesentlich zum Bauboom der Gründerzeit bei. In den ersten Jahrzehnten des deutschen Kaiserreiches wurden zahlreiche Denkmäler errichtet, die einerseits das junge deutsche Kaiserreich hervorhoben und andererseits den Sieg über Frankreich betonen sollten (zum Beispiel das Niederwald-Denkmal von 1883 bei Rüdesheim im Rheingau).
Der zweite historische Bezug ergibt sich aus der im Jahr 1894 angebrachten Plakette zur Erinnerung an die hundertjährige Wiederkehr des Ersten Koalitionskrieges, der in der Folge der Französischen Revolution (1789) in den Jahren 1792 bis 1797 stattfand. Mit der Plakette wird der Bezug zum Kampfgeschehen am Standort des Turmes hergestellt. An dieser Stelle hatten demnach die Preußen am Berghang kleinere Schanzanlagen errichtet, weswegen der Steigerkopf auch als Schänzel bezeichnet wird. Diese Benennung führte zum Namen Schänzelturm.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit Heute dient der Turm als Aussichtsturm. Von dort kann man das Modenbachtal sehen und den südlichen Pfälzerwald überblicken. Der Turm wurde von der Generaldirektion Kulturelles Erbe als Denkmal unter Schutz gestellt. Der Turm ist vom Parkplatz „Lolosruhe“ aus in wenigen Minuten zu Fuß zu erwandern.
(Benjamin Gehrt, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2017)
Rittersteine im Pfälzerwald. Eine steinerne Geschichtsschreibung. S. 422. S.62 f, Neustadt an der Weinstraße (5. leicht überarbeitete Auflage mit Wandervorschlägen).
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südliche Weinstraße. Denkmalverzeichnis Kreis Südliche Weinstraße, 23. Mai 2023. S. 43, Mainz. Online verfügbar: http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Suedliche Weinstrasse, abgerufen am 16.06.2023
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