Umnutzungen
Heute werden Wassertürme allgemein nur noch selten gebaut. Vergleichsweise hohe Investitionskosten und erhöhte Betriebskosten im Vergleich zu anderen Formen der (Trink)Wasserversorgung machen den Betrieb von Wassertürmen wirtschaftlich unattraktiv. Die reinen Bahnwassertürmen wurden mit dem Ende der Dampflokomotivenära in den 1970er-Jahren in ihrer Funktion überflüssig. 1977 stellte die Deutsche Bundesbahn den Dampflokbetrieb auch auf den letzten verbliebenen Strecken ein. Viele Wassertürme waren aber nach Aufgabe der eigentlichen Nutzung baulich intakt und in ihrer Form oft erhaltenswerte oder sogar denkmalschutzwürdige Bauwerke. Zudem stellen Wassertürme schon allein durch ihre Größe, oft betont durch eine exponierte Lage, markante Elemente dar, die das Stadt- oder Landschaftsbild prägen. Deshalb lag bei vielen Wassertürmen, ähnlich wie bei manchen Transformatorentürmen („Trafohäuschen“), der Gedanke der Umnutzung statt des Abrisses nahe. Viele ehemalige Wassertürme werden heute als Wohnung, Bürogebäude, Hotel oder Restaurationsbetrieb genutzt. Manche fungieren als Aussichtsturm oder als Veranstaltungsort, Museum, Infozentrum oder Wetterstation. In einigen Wassertürmen wurden Brutplätze für Vögel und andere Tiere eingerichtet, um dem Naturschutz zu dienen.
Die KUHnst zieht ein
Ein neues Leben begann für den Bahnwasserturm in Geldern, als der „KUHnst Turm Niederrhein e.V.“ das Gebäude 1999 erwarb. Der 1995 gegründete Verein war aus der bereits 1993 entstandenen Künstlergruppe „KUHnst“ hervorgegangen. Unter dem Titel „TurmArt“ hatte die Künstlergruppe und später auch der Verein zwischen 1993 und 1999 bereits erfolgreich Ausstellungen und „Kunst-Spektakel“ im Mühlenturm in Geldern organisiert. Mit dem Erwerb des ehemaligen Wasserturms fand der Verein einen festen Bezugs- und Arbeitsort in Geldern. Außerdem wurde die „TurmArt“ durch das „TurmStipendium“ im Wasserturm abgelöst, das Künstlern die Möglichkeit gibt, mehrere Wochen lang im und am Wasserturm konzentriert zu arbeiten. Die Künstler können während des „TurmStipendiums“ bei der Arbeit beobachtet werden. Die fertigen Werke werden anschließend in einer Ausstellung gezeigt. Sporadische Einzelveranstaltungen, wie zum Beispiel Konzerte, ergänzen das künstlerische Programm.
(Helga M. Kaczmarek, NABU-Naturschutzzentrum Gelderland, erstellt im Rahmen des LVR-Netzwerkes Kulturlandschaft, 2017)
Internet
www.wasserturm-geldern.de: Wasserturm Geldern, Verein „KUHnst Turm Niederrhein e.V.“ (abgerufen: 17.10.2017)
de.wikipedia.or Artikel zu Wassertürmen (abgerufen: 19.10.2017)
de.wikipedia.org: Dampflokomotiven (abgerufen: 19.10.2017)