Ganerbenburg Altdahn auf dem Schlossberg bei Dahn

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Dahn
Kreis(e): Südwestpfalz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 09′ 1,65″ N: 7° 48′ 11,25″ O 49,15046°N: 7,80313°O
Koordinate UTM 32.412.722,53 m: 5.444.871,20 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.412.763,17 m: 5.446.610,12 m
  • Die Ruine Altdahn der Dahner Burgengruppe (2006)

    Die Ruine Altdahn der Dahner Burgengruppe (2006)

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Geschichte
Wahrscheinlich entstanden die Dahner Burgen Ende des 12. beziehungsweise Anfang des 13. Jahrhunderts, was sich anhand der baulichen Überreste bestimmen lässt. Da die Burg Altdahn als erste der drei Burgen im Jahre 1127 erstmals schriftlich erwähnt wurde, wird in großen Teilen der Literatur davon ausgegangen, dass diese die Stammburg der Burgengruppe darstellt. Sie war bischöflich-speyerisches Lehen im Besitz der Ritterfamilie von Dahn.

Die Verwirrungen der Dahner Familie beginnen schon früh. Bis zum Tod Johanns I. von Dahn im Jahr 1319 waren Altdahn und Grafendahn in seiner Herrschaft. Schwierige Besitzverhältnisse traten auf, als drei Burgen auf zwei Erben aufgeteilt werden mussten.
Nachdem der Erbe Altdahns, Johann III. von Dahn, Mitte des 14. Jahrhunderts ebenfalls verstarb, ging der Besitz an die Söhne Ritter Johann VI. und Edelknecht Heinrich IX. über. Aus dieser Erbschaft sind eine Altdahner sowie eine Neudahner Linie zu begründen. Nach dem Tod des verstorbenen Besitzers Altdahns, Johann VI. von Dahn, heiratete die Witwe den Ritter Stophes, der Altdahn als Ausgangspunkt für seine zahlreichen Raubzüge nutzte. Dies sorgte im Land für Aufregung, weshalb 1372 Truppen des Landfriedens die Burg belagerten und anschließend sogar einnahmen.
Nicht nur aus heutiger Sicht erscheint die Dahner Familienpolitik undurchdringbar. Die Uneinigkeiten und verwirrenden Erbschaftsverhältnisse sorgten nicht nur immer wieder für Auseinandersetzungen untereinander, sondern auch zu Streitigkeiten mit dem bischöflichen Lehnsherrn, dem König oder dem benachbarten Adel. Im Jahre 1403 belehnte der Bischof deshalb lediglich eine Person, die Altdahn, Neu-Dahn und Tanstein beherrschte, Heinrich X. In den nächsten Jahrzehnten hatten dennoch Erbschaften erneut zur Folge, dass es zu weit verzweigten Besitzverhältnissen auf den Burgen kam.

Im 16. Jahrhundert war Tanstein lange besetzt, was zu einer Verarmung des Dahner Geschlechts führte und die Dahner Lehen 1571 erneut vom Bischof zu- und aufgeteilt wurden. Nachdem Anfang des 17. Jahrhunderts auch der letzte männliche Dahner Erbe verstarb, zog das Hochstift Speyer die Burgen ein. Die Burgen blieben von da an unbewohnt und verfielen.
Nichtsdestotrotz erfüllten die drei Burgruinen bis ins 20. Jahrhundert hinein ihren Zweck. Die Burgruinen schützten die umliegende Bevölkerung vor Kriegen und Angriffen – zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Die Kriege waren aber auch die Gründe für eine völlige Zerstörung der Dahner Burgen.

Architektur
Alt-Dahn ist eine für den Wasgau typische Felsenburg. Sie steht auf den zwei östlichen Felsen des Schlossberges.
Der Burgzugang befand sich ursprünglich an der östlichen Seite von Altdahn. Die Umfassungsmauer und Bergflanken schützten die Burg von den anderen drei Seiten.

Nördliche Unterburg
Im 15. Jahrhundert kamen die starken Feuergeschütze auf, gegen die man sich auch auf Altdahn schützen wollte. Es wurde daher vermutlich über mehrere Bauphasen ein neuer Geschützturm – das Nordrondell – errichtet. Dieser ist heute circa 19 Meter hoch und seine Wände sind etwa 2,50 Meter dick.
Es lässt sich noch heute an den Balkenlöchern in der inneren Ringmauer oder an den Burgfelsen erkennen, dass dort einst Gebäude errichtet waren. Diese dienten als Wohnraum für die Burgmänner oder das Dienstpersonal, als Wirtschaftsbauten oder als Stallungen.

Südliche Unterburg
Die südliche Unterburg befindet sich unterhalb des westlichen Burgfelsens. Der östliche Burgfelsen bat keinen Platz für einen Burghof. Wie an der nördlichen Unterburg, befindet sich auch in der südlichen Unterburg zum Schutz ein Rondell. Es ist allerdings etwas schmaler als das nördliche gehalten.

Westliche Oberburg
Das gesamte Plateau auf dem schmalen und langen Westfelsen war durch ein mehrstöckiges Hauptwohngebäude, dem Palas, bebaut. Dieses wurde bei einem Felssturz 1820 stark zerstört, weshalb lediglich noch der Mauerturm und ein Teil der Außenmauer zu besichtigen sind. Der viereckige Turm am Palas war wahrscheinlich ein Abortturm und lehnte sich an den Palas direkt an. Ursprünglich war er wohl höher als die 10,50 Meter, die heute zu messen sind.
Im Erdgeschoss des Palas befand sich ein großer Saal, von dem noch Reste von Fensternischen und Sitzbereichen, einem Balkon sowie einer Wandnische erkennbar sind. In den Obergeschossen befanden sich Wohn- und Schlafräume.

Östliche Oberburg
Die östliche Oberburg stand auf zwei schmalen und isoliert stehenden Felsen – dem ersten und zweiten Ostfelsen. Im Gegensatz zur westlichen Oberburg ist auf den östlichen Felsen nicht mehr viel stehen geblieben. Heute befinden sich auf dem zweiten Felsen noch ein runder Brunnenschacht, der ursprüngliche im Osten befindliche Burgzugang und in den Boden reichende Vertiefungen. Man geht davon aus, dass auf dem ersten Felsen ein Wartturm stand, der lediglich über eine Brücke zugänglich war.

Renovierung und Erhaltung
Durch einen Felsensturz wurden 1820 große Teil der Ober- und Unterburg zerstört. Erst über 50 Jahre später begann man mit Aufräumarbeiten.
Nach der völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg fanden regelmäßig Sicherungs- und Restaurationsarbeiten an den Burgruinen statt.
Die Dahner Burgengruppe wird von der Organisation „Burgen-Schlösser-Altertümer Rheinland-Pfalz“ verwaltet und betreut.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die Burgengruppe liegt östlich von Dahn. Eine ausgeschilderte Zufahrt führt zu den Parkplätzen unterhalb der Burg.

(Raphaela Maertens, Zukunftsregion Westpfalz, 2017)

Internet
www.dahner-felsenland.net: Burgenmassiv Alt-Dahn (abgerufen 23.08.2017)
www.burgen-rlp.de: Dahner Burgen (abgerufen 23.08.2017)

Literatur

Bartsch, S.; Bieker, J. (1984)
Vom Trifels zum Hambacher Schloß. Burgen im Pfälzer Wald. Harenberg.
Goetze, J. (1991)
Burgen in der Pfalz. Heidelberg.
Keddigkeit, Jürgen; Burkhart, Ulrich; Übel, Rolf (Hrsg.) Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.) (2007)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 1. (Beiträge zur pfälzischen Geschichte 12,4,2.) Kaiserslautern.
Pohlit, P. / Übel, R. (Hrsg.) (1994)
Die Dahner Schlösser. In: Der torn soll fren stehn, S. 62-79. Lingenfeld.
Rey, Elena (2007)
Burgenführer Pfalz. Kaiserslautern.
Thelen, K.Th.; Schultz, A. / Burgenverein Dahn e.V. (Hrsg.) (1979)
Burgengruppe. Altdahn, Grafendahn, Tanstein. Dahn.

Ganerbenburg Altdahn auf dem Schlossberg bei Dahn

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Dahner Burgen
Ort
66994 Dahn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1127, Ende 1540 bis 1560

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„Ganerbenburg Altdahn auf dem Schlossberg bei Dahn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271168 (Abgerufen: 17. Mai 2024)
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