Die Kastenbockwindmühle am Windmühlenweg in Kempen-Tönisberg soll bereits aus dem 17. Jahrhundert stammen (vgl. www.limburg-bernd.de). Sie zählt neben der katholischen Pfarrkirche St. Antonius und dem Förderturm des Bergwerks Niederberg (Schacht IV) zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Dorf Tönisberg und verkörpert eine von nur vier erhaltenen Kastenbockwindmühlen am ganzen Niederrhein. Der hölzerne Mühlenkörper der seit ihrer Entstehung bereits mehrfach erneuerten Mühle steht heute auf einem massiven Drehgestell.
Seit August 1802 wurde die Mühle durch den ersten Müller und Pächter Anton Schouten betrieben bis sie von 1831 bis 1832 erstmalig gründlich renoviert wurde. Nachdem die Kastenbockwindmühle ursprünglich durch eine Mühlengesellschaft betrieben wurde, übernahm 1839 die örtliche Zivilgemeinde mittels einer Übertragung die Eigentumsrechte. Im Jahr 1843 wurde zuerst ein neuer Mühlenmast errichtet und von 1879 bis 1880 erfolgten erneute Reparaturarbeiten. Obwohl man erst 1910 das Kreuzwerk durch eine Stahlkonstruktion ersetzt hatte, wurde nur drei Jahre später der Mühlenbetrieb unter dem letzten Pächter Carl Rögels eingestellt. Während des Ersten Weltkrieges führte der für Notzeiten typische „Holzklau“ zu massiven Schäden an der Mühle. Der seinerzeit gegründete Verkehrsverein versuchte diese mithilfe von Spenden zu beheben. Aufgrund des schon damals bedeutenden historischen Wertes genießt die Kastenbockwindmühle in Tönisberg seit 1925 Denkmalschutz. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Mühle als Beobachtungsposten der Flugabwehr, wobei eine Flak-Batterie mit Ausguck in das Mühlendach eingebaut wurde. Durch einen amerikanischen Granattreffer wurde die Mühle beim Einmarsch der Alliierten am 2. März 1945 gravierend beschädigt. Zusätzlicher Holzdiebstahl während der Nachkriegszeit erforderte eine erneute Instandsetzung, die 1949 vollendet wurde. Diese wurde maßgeblich durch Sachspenden in Form von Holz, Teerpappe, Eisen o.ä. finanziert, die verschiedene Akteure (Land, Kreis, Vereine, Bürger) der Region gemeinsam aufbrachten. Mit der Aussage „Die Mühle ist kein totes Gebilde, sie ist Heimat. Ihre Einmaligkeit verdient der Nachwelt erhalten zu bleiben.“, die während der feierlichen Aufnahme der Instandsetzungsarbeiten in einer Festansprache geäußert wurde, wird die historische aber auch emotionale Wertgebung der Kastenbockwindmühle deutlich (Zitat: www.heimatverein.de). 1968 wurde die Tönisberger Mühle komplett demontiert und fünf Jahre später wieder neu aufgebaut. Dies geschah unter der Leitung des letzten Mühlenbauers vom Niederrhein Johannes Vossdellen aus Lobberich-Sassenfeld. Diese letzte Neuerrichtung der Kastenbockwindmühle wird seitdem jährlich mit dem Tönisberger Mühlenfest während der Sommerkirmes vom 25. bis zum 28. August gefeiert. Im Zuge der Neugründung des Heimatvereins Tönisberg e.V. am 1. Juni 1998 wurde das Wahrzeichen erstmals für interessiert Besucher geöffnet und über Technik sowie Historie der Mühle informiert. Seitdem findet traditionell am Pfingstmontag der „Tag der offenen Mühle“ statt (vgl. www.heimatverein.de und Informationstafel an der Mühle).
Hinweis Die Kastenbockwindmühle ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Schacht IV der Zeche Niederberg und Bockwindmühle bei Tönisberg (Regionalplan Düsseldorf 067). Die Bockwindmühle in Tönisberg ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Kempen (Denkmalliste Kempen, Nr. 23, vgl. www.limburg-bernd.de).
(Franziska Ostfeld, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2017)
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