Als Besonderheit der ehemaligen Wassermühle Paesmühle gilt, dass sie mit einem oberschlächtigen Wasserrad angetrieben wurde, was für den Niederrhein eher selten war. Das Antriebswasser entsprang den Quellen aus dem nahen „Tal der sieben Quellen“ und wurde in zwei Mühlenteichen mittels eines Damms angestaut. Die Mühlenteiche existieren heute noch als Weiher.
Die ursprüngliche Mühle wurde bereits 1369 in einer Steuerliste erwähnt. Der Name „Paesmühle“ entstand aber wahrscheinlich erst im 18. Jahrhundert, als einer Familie Paess bzw. Paes die Mühle gehörte. Auf diese Familie geht wahrscheinlich auch der Bau des Paesmühlenhofs von 1710 zurück. Noch mehrfach wechselte die Mühle den Besitzer bis mit dem Tod des letzten Müllers 1917 der Mühlenbetrieb endgültig endete. Danach verfiel die Mühle, bis sie 1922/23 ganz abgerissen wurde.
1923 wurde auf dem Grundstück des Paesmühlenhofes ein Herrenhaus erbaut, das bis heute existiert und unter Denkmalschutz steht (Liste der Baudenkmäler der Stadt Straelen, laufende Nummer A 040). Etwa ab dieser Zeit wandelt sich die Nutzung des Geländes des Paesmühlenhofes unter wechselnden Vorzeichen.
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts diente das Gelände als katholische „Erholungsstätte für die Industriejugend“. Ein neu gebautes Stahlhaus für die Unterbringung der Jugendlichen wurde 1928 eingeweiht, das Herrenhaus stand damals dem Rektor des Jugendheimes zur Verfügung. Die Scheune des Paesmühlenhofes wurde zu einer Kapelle umgebaut und 1930 Johannes dem Täufer geweiht. Im Nationalsozialismus wurde das katholische Jugendheim enteignet und diente ab 1941 als Einrichtung zur „Erziehung zur nationalsozialistischen Gesinnung“. Ab 1944 wechselte wieder die Nutzung. Erst wurde das ehemalige Heim mit deutschen Soldaten belegt, ab 1945 wurden hier britische Soldaten untergebracht. 1951 wurde die Einrichtung wieder an die Duisburger Pfarre St. Josef zurückerstattet, die seinerzeit die Nutzung als „Erholungsstätte für die Industriejugend“ initiiert hatte.
Mitte der 1960er Jahre ging ein Teil des Geländes der Paesmühlenhofes durch den Bau eines Bundeswehrdepots verloren. 1977 wurde die Kapelle in der ehemaligen Scheune umgebaut und 1981 wurde sie renoviert. Bis heute finden hier zu bestimmten Zeiten Trauungen statt. Schließlich kaufte die Stadt Straelen 1984 das Gelände der Paesmühle, um es für die Naherholung zu nutzen. Als Naherholungsgebiet sind die „Paesmühle“ und das „Tal der Sieben Quellen“ im Straelener Raum heute eine feste Größe und ein beliebtes Ausflugsziel.
(Helga M. Kaczmarek, NABU-Naturschutzzentrum Gelderland, erstellt im Rahmen des LVR-Netzwerkes Kulturlandschaft, 2017)