Sowohl die Früchte als auch die Blätter von Brombeeren wurden schon in historischer Zeit von den Menschen als Nahrung und Arznei genutzt. Schon Plinius beschreibt Früchte und Blüten als harntreibend und empfiehlt einen Aufguss in Wein gegen Gallensteine. Die Verwendung der Brombeerblätter bei Darmerkrankungen beschreibt der griechische Arzt Pedanios Dioscurides. Brombeerblätter - vornehmlich im Mai gepflückt - wurden als Haustee getrunken.
Aber auch aus ökologischer Sicht bieten Brombeergebüsche etwas besonderes: ihre trockenen abgestorbenen Stengel, die von einer hohen Zahl von Insekten besiedelt werden. Die Bewohner der markhaltigen Brombeerstengel sind verschiedenste Arten. Die meisten von ihnen wählen die trockenen, markhaltigen Stengel aufgrund ihrer Eignung für eine geschützte Überwinterung. Die Pflanzenstengel der Brombeeren (Rubus spp.) bieten hierfür gute Vorraussetzungen. Das innere Mark ist leicht zu durchnagen, sodass linienförmige oder eng verzweigte Gangsysteme hergestellt werden können. Bereits ausgehöhlte Stengel bieten einen geeigneten Unterschlupf auch für die Arten, die selbst nicht in der Lage sind hier neue „Behausungen“ anzulegen. So finden wir in der kalten Jahreszeit in den Stengeln ein oft reichhaltiges Repertoire von Spinnen, Ohrwürmern, Käfern und anderen Wintergästen. Daneben haben natürlich auch räuberisch lebende Arten diese Ressource entdeckt.
Darüber hinaus gibt es jedoch eine Tiergruppe, welche die markhaltigen, trockenen Stengel als geeigneten Ort für die Brutfürsorge „entdeckt“ hat. Von diesen werden regelrechte Nestbauten angelegt, die aus einzelnen Kammern (Zellen) bestehen, welche oft durch Zwischenwände getrennt werden. In diesen Kammern wird von den brutfürsorgenden Weibchen ein Proviant von Pollen oder verschiedenen Beutetieren als Futter für ihren Larvennachwuchs deponiert. Die Nestbauten der Stechimmen (Hymenoptera, Aculeata) sind die eigentliche, und sehr auffällige, Besonderheit im Innenraum vieler abgestorbener Brombeerstengel.
Die „Stechimmenfauna“ der Brombeerstengel variiert regional und auch bezogen auf bestimmte Standorte und Biotoptypen. Viele der in Brombeerstengeln nistenden Arten wählen auch ähnliche, vergleichbare Nistorte, wie Pflanzenstengel von Himbeeren, Holunder oder auch verlassene Käferbohrlöcher in Totholz. Beobachtet wurden hier am Standort zum Beispiel Grabwespen der Gattung Trypoxylon (Spinnengrabwespen), die als Larvenproviant Webspinnen eingetragen, immer mehrere Spinnen als Proviant pro Brutzelle. Die Spinnengrabwespen sind gut an den sehr langen Kokons erkennbar, in denen sie Trennwände aus Lehm bauen.
(Martin Sorg und Michael Stevens, Haus der Natur - Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V., 2017)