Kopfbäume sind regelmäßig geschnittene Weiden, Eschen, Eichen, Ulmen und Pappeln. Früher wurden zusätzlich auch Linden, Rotbuchen, Hainbuchen, Ulmen oder Ahorn geschneitelt. Die Bäume hatten ehemals eine große wirtschaftliche Bedeutung für den bäuerlichen Nebenerwerb, denn sie lieferten den Rohstoff für die Korbflechterei, Gerätestiele, den Bau von Fachwerkhäusern und für Holzschuhe. Außerdem diente das Holz als Brennstoff.
An einigen dieser Kopfweiden am Wegrand sind deutlich die typischen Fraßspuren der hier im Holz fressenden Insekten erkennbar. Die sehr großen, ovalen Fraßgänge der Weidenbohrer (Cossus cossus), die etwas kleineren ovalen Bohrlöcher der Moschusbockkäfer (Aromia moschata) sowie die kreisrunden (!) Bohrgänge der Schwertwespen (hier am Ort die Schwertwespe Xiphyria prolongata).
Die weibliche Schwertwespe legt in das Holz mit seinem schwertförmigen Legebohrer meist direkt unter der Rinde ihre Eier. Die aus dem Ei ausschlüpfende Larve gräbt mit ihren Mundwerkzeugen Fraßgänge in das Holz und packt das Bohrmehl in den Gang hinter sich. Das Holz ist als Nahrung nur dann geeignet, wenn es von holzbewohnenden Pilzen teilweise zersetzt worden ist. Hier liegt eine Symbiose mit Pilzarten vor (Schlauchpilze), deren Sporen von den weiblichen Schwertwespen in besonderen Zellen „aufbewahrt“ werden. Bei der Eiablage wird das Holz mit diesen Sporen infiziert. Vor der Puppenruhe nagt die Larve einen Gang bis zur Holzoberfläche. Die „fertige Wespe“ schlüpft aus dem Holz aus, bei den mitteleuropäischen Arten im Spätsommer oder Frühherbst. Die hier vorkommende Schwertwespenart (Xiphydria prolongata) wurde nachgewiesen in Weidenholz.
(Martin Sorg und Michael Stevens, Haus der Natur - Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V., 2017)