Borstgrasrasen zeichnen sich durch das Vorkommen des namensgebenden Borstgrases (Nardus stricta) aus und werden als Magerrasen bezeichnet, weil sie auf Standorten wachsen, die sich durch niedrige pH-Werte und nährstoffarme Verhältnisse im Boden auszeichnen. Sie entwickeln sich durch Beweidung und/oder Abplaggung auf flachgründigen trockenen und feuchten Böden. Beim Abplaggen wird die oberste, meistens 3-5 cm hohe Bodenauflage (Humusschicht) zusammen mit der Krautschicht bis auf den Mineralboden entfernt. Bevor es in der Landwirtschaft synthetisch hergestellte Dünger gab, wurde in den Heiden in manchen Bereichen regelmäßig die Humusschicht abgeplaggt und in den Ställen als Einstreu verwendet. Zusammen mit dem Kot und Urin der Tiere wurde diese Einstreu dann als organischer Dünger auf die Äcker ausgebracht. Den ohnehin schon nährstoffarmen Böden wurden durch diese Nutzung der Humusschicht somit noch mehr Nährstoffe entzogen und es konnten sich vor allem die speziell an nährstoffarme Verhältnisse angepassten Pflanzenarten der Heide- und Magerrasenvegetation etablieren.
Die nährstoffarmen und damit mageren Grünlandbestände und auch Heiden wurden seit dem frühen Mittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts oft als Allmende bewirtschaftet. Das bedeutet, sie wurden von einer Dorfgemeinschaft im Gemeinschaftsbesitz als Weiden genutzt. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden im Oberbergischen Kreis jedoch viele Magergrünlandflächen und Heiden mit Fichten oder Kiefern aufgeforstet. Je größer die Bäume im Laufe der Zeit wurden, desto mehr Pflanzen- und Tierarten der Magerrasen und Heiden verschwanden aus diesen Anpflanzungen und es entwickelten sich artenarme Nadelholzbestände mit einem nur geringen Wert für die Biologische Vielfalt.
Auch in der Umgebung des Magergrünlandes bei Reichshof-Buchen wurden Fichtenforste angelegt. Ein Teil der benachbarten Fichtenflächen konnte jedoch im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen in den letzten Jahren wieder in Magergrünland umgewandelt werden. So entwickelt sich in einem Bereich, auf dem ein Fichtenforst gerodet und anschließend der Boden mit einem Bagger abgeplaggt sowie eine Mahdgutübertragung durchgeführt wurde, heute ein Borstgrasrasen zusammen mit Arten der Heiden. Das ausgebrachte Mahdgut stammt von dem benachbarten Magerrasen und wurde auf dem durch Abplaggen entstandenen Rohboden verteilt.
Eine landwirtschaftliche Nutzung der artenreichen Magergrünlandflächen und der Heidebereiche bei Reichshof-Buchen ist unter den heutigen wirtschaftlichen Gesichtspunkten, bezüglich der Anforderungen an die Qualität und den Ertrag des Futters, nicht mehr möglich. Für die Erhaltung der Artenvielfalt des Magergrünland-Heide-Komplexes ist ein Verzicht auf eine Düngung und damit eine extensive Nutzung unabdingbar. Damit der schöne Magerrasen mit seinen vielen seltenen Arten nicht verbuscht und für die Zukunft erhalten werden kann, muss er jedoch regelmäßig bewirtschaftet werden. Dieses ist in Kooperation zwischen dem Naturschutzbund Oberberg (NABU) und der Biologischen Station Oberberg (BSO) durch eine extensive Beweidung mit Schafen und durch Pflegeeinsätze von Freiwilligen sichergestellt.
(Biologische Station Oberberg, 2016. Erstellt im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturlandschaft – HEUland“. Ein Projekt der Biologischen Stationen Oberberg und Rhein-Berg im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege.)
Internet
www.naturpark-lueneburger-heide.de: Heidepflege (abgerufen 05.01.2017)
www.rundschau-online.de: Preußische Forstwirtschaft in Gimborn - 200 Jahre alte Fichten (Kölnische Rundschau vom 12.08.2015, abgerufen 05.01.2017)
www.wahnerheide.net: Heidewirtschaft (abgerufen 05.01.2017)
www.nabu-oberberg.de: Aktive Naturschützer gesucht – Magerwiese in Reichshof rupfen (abgerufen 05.01.2017)