Das Leben auf der Bönninghardt war sehr hart. Dass hier überhaupt Menschen siedelten, ist erstaunlich. Denn die Bönninghardt ist Teil der Niederrheinischen Höhen, die ein riesiger Gletscher vor etwa 200.000 Jahren aus seinem mitgeführten Sand und Geröll aufgetürmt hat. Wasserarm, karg und sandig wurde sie lange Zeit höchstens als Waldweide genutzt, da der Boden so nährstoffarm war. Aber im 18. Jahrhundert versuchte der preußische Staat dann doch, die Gegend zu besiedeln. Da kamen die Pfälzer Siedler gerade recht, die hier um 1740 am Niederrhein um Aufnahme baten. Sie wurden aufgrund des ausbrechenden Österreichischen Erbfolgekrieges nicht weiter in Richtung Rotterdam, zur Überfahrt nach Amerika, durchgelassen.
Die ersten Siedler auf dem Höhenzug der Bönninghardt waren die Folge-Generation derer, die 1741 auf der Gocher Heide, dem späteren und heutigem „Pfalzdorf“, geordnet angesiedelt wurden.
So landeten die Pfälzer mit ihren großen Träumen auf der kleinen Bönninghardt. Sich selbst überlassen, hausten die meisten von ihnen zunächst in Erdlöchern, später in primitiven Hütten und versuchten, sich als Besenbinder und Tagelöhner über Wasser zu halten. Das reichlich vorhandene Heidekraut bot sich dafür an. So blieb es fast 200 Jahre. Noch um 1920 stand „Besenbinder“ als zweithäufigster Beruf in den Kirchenbüchern. Seitdem aber haben sich die Verhältnisse auf der Bönninghardt gewandelt. Hilfen vom Staat und die industrielle Entwicklung des Ruhrgebietes trugen dazu bei. Eine Bahnverbindung, ein Militärflugplatz und die Aufforstung der damaligen Heideflächen haben im Laufe des 20. Jahrhunderts das Gesicht der Bönninghardt verändert.
Dennoch hatten nicht alle in gleichem Maße an dieser Entwicklung teil oder konnten ihre Tradition so einfach aufgeben. So ging noch bis 1958 Fritz Kempkes mit seinen Besen von Haus zu Haus.
Die Bronzefigur an der Winnenthaler Straße, in der Nähe der evangelischen Kirche, stellt den Besenbinder dar, beim Abtransport der fertigen Besen mit seinem Holzkarren. Die Einweihung fand 2002 statt.
(Saskia Löbner, Mobile discovery und Johanna Siewers, erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
Internet
plaggenhuette.de: Das Besenbinderdenkmal (abgerufen 13.04.2021)
alltagskulturen.lvr.de: Besenbinder (Recherche in den Sammlungen und Beständen, abgerufen 13.04.2021)
www.plaggenhuette.org: Das Besenbinderdenkmal (abgerufen 15.11.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 13.04.2021)