Der Bonn-Beueler Ortsteil Limperich verdankt dem Münchener Architekten Alexander Freiherr von Branca (1919-2011) mit der Kirche Heilig Kreuz als Teil des ehemaligen Kreuzherrenklosters und des Pfarrzentrums eine der eindrucksvollsten Schöpfungen unter den 29 Kirchen, die von Branca schuf. Die Kirche wurde 1966 geweiht und 1977 konsekriert. Um die Jahreswende 2001/02 gaben die Kreuzherren die Pfarrei zur weiteren seelsorgerischen Betreuung an das Erzbistum Köln zurück. Die Kirchengemeinde Heilig Kreuz ist seitdem selbständiges Rektorat im Seelsorgebereich „Bonn - Zwischen Rhein und Ennert“. Das Erscheinungsbild der Kirche hält die Erinnerung an den Beginn ihrer Geschichte als Klosterkirche der Kreuzherren wach. Nach außen wirkt das aus roten Klinkern errichtete Bauwerk wie eine Burg als Ausdruck der Beständigkeit der Gottesherrschaft. Die Einfachheit, Klarheit und „schlichte Größe“ der Architektur ist ein Erbe, das von Branca aus der apulischen Architektur des 12./13. Jahrhunderts in seine Architektursprache überführte und das ihm zeitlebens geistiges Vorbild blieb.
Im Inneren ging es dem Architekten um eine sinnerfüllte Durchdringung von Funktion und Raumform, „um die Menschen aus der Zerstreutheit in die Sammlung zu führen.“ Im Grundriss zitiert er - im Hinblick auf die Kreuzherren und das Patrozinium - ein griechisches Kreuz mit abgeschrägten Ecken und Konchen an den Kreuzarmen. Die Kreuzhülle des Raums nimmt die Gläubigen förmlich ins Zeichen der Erlösung hinein und richtet ihren Blick auf den Altar für die Feier der Eucharistie in ihrer Mitte. Nichts soll die Gemeinde im gebauten Zeichen der Erlösung vom Geschehen am Altar ablenken. Der bewusste Ausdruck von klösterlicher Askese beruht auf der Wirkung des Materialien: großflächige rote Klinkerwände wie am Außenbau, Fensterbahnen mit ornamentiertem farblosem Schmelzglas, Sichtbetonraster unter der lichtgebenden Decke, rötlicher Marmorboden. Altar, Ambo, Priester- und Messdienersitze, Chorgestühl und Tabernakel bestehen aus gebeiltem Muschelkalk. Wichtigstes Stück der Ausstattung neben einer restaurierten und erweiterten Orgel von 1907 aus London - inzwischen wegen ihres Klangreichtums englisch-romantischen Charakters weithin als die „Queen am Rhein“ gerühmt - ist das Hängekreuz über dem Altar. Wie die Fensterbahnen und die Altarleuchter wurde es von dem Glaskünstler Florian Lechner geschaffen. Das Kreuz besteht aus von Glas umhüllter Bronze und visualisiert nach der Deutung der Kreuzherren die „Erhöhung des Kreuzes des auferstandenen Christus“. Einen Korpus am Kreuz vor Augen zu stellen, erschien auch dem Architekten und dem Glaskünstler als nicht geboten, soll doch in der ausgeführten Gestaltung zum Ausdruck kommen: Der Gekreuzigte und Auferstandene ist gegenwärtig in der Gemeinde - im Gebet und in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein.
(Wilfried Hansmann, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2015)
Literatur
Hansmann, Wilfried; Jacob, Christian (2013)
Heilig Kreuz in Bonn-Limperich. (Rheinische Kunststätten, Heft 547.) Köln.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2015)
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