Die Gartenanlage und das ehemalige Wintergarten-Palais „Flora“ bilden seit über 150 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel im Kölner Stadtteil Riehl. In Kombination mit dem Botanischen Garten und in enger Nachbarschaft zum Zoo ist hier im 19. Jahrhundert ein attraktives Naherholungszentrum für Großstadtbewohner entstanden.
Die Initiative ging von Vertretern des Kölner Großbürgertums aus, die 1862/63 eine „Actien-Gesellschaft zur Anlage eines botanischen Zier- und Lustgartens ... unter der Firma FLORA“ gründeten. Im Frühjahr 1863 wurde die Genehmigung durch den preußischen Staat erteilt; das Königspaar nahm an der Gründung regen Anteil. Gartenparterres im französischen und italienischen Stil, dazu ein Bereich im Stil des englischen Landschaftsgartens, entworfen von Peter Josef Lenné und ausgeführt von Julius Niepraschk, umgaben den Wintergarten. Dieser erhob sich über einem podiumartigen Sockel und verwies mit seinen sich kreuzenden, transparenten Tonnendächern und den vier Rundbogen-Giebeln deutlich auf das Vorbild des Londoner Glaspalastes von 1851, ein Werk des Gärtners Joseph Paxton. Der Kölner Bau, errichtet 1863/64 nach Plänen des königlich-preußischen Hofbaurats von Arnim durch den königlich-preußischen Bauinspector Eduard Maertens, war jedoch anders konstruiert. Das als filigrane Guss- und Schmiedeeisenkonstruktion über eleganten Stützen errichtete, von der Kölnischen Maschinen-Bauanstalt zu Bayenthal gefertigte Tonnendach zeigte seine die Besucher faszinierende Leichtigkeit und Transparenz vor allem im Innern. Außen war dieser kreuzförmige Hallenbau bis zur Traufhöhe von vier zu turmartigen Pavillons gruppierten Fassaden umgeben, die aus Ziegelmauerwerk mit Werkstein-Elementen im Stil der Neorenaissance errichtet waren. Das Formenrepertoire der vier Rundbogengiebel aus Metall und Glas fügte sich hier zwanglos ein.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts, vor allem in Folge der Kriegszerstörungen, hatten sich Gartenanlage und Wintergarten-Palais immer mehr vom ursprünglichen Bild aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt. Nach Eintragung in die Denkmalliste wurde in den 1980er Jahren ein Denkmalpflegeplan entwickelt, der die Wiedergewinnung des ursprünglichen Zustands bzw. Aussehens der Gesamtanlage zum Ziel hatte. Die Parterres mit den Kaskaden und den geometrischen Pflanzbeeten, sodann die Eingangspavillons erhielten schon vor der Jahrtausendwende ihre historische Gestalt zurück, allerdings teilweise in modernen Baumaterialien. Bis zum Sommer 2014 wurde das ehemalige Wintergarten-Palais zumindest in seiner Außenerscheinung in die Anmutung des 19. Jahrhunderts zurückgeführt. Im Innern verzichtete man allerdings auf die Rekonstruktion der Transparenz von Eisenkonstruktion und Glas, welche die Besucher von Anfang an verzaubert hatte. Das in den äußeren Dimensionen wiederhergestellte Volumen des Gebäudes wird jetzt von Decken und Wänden unterteilt, so dass sich anstelle des einen großen Saalraums, eben des Licht durchfluteten „Wintergartens“, heute zahlreiche kleinere Räumlichkeiten unter den mit Zink eingedeckten, opaken Tonnendächern finden, die man für private Veranstaltungen mieten kann.
Hinweise Das Objekt „Palais Flora in Riehl“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 72639 / Denkmalliste der Stadt Köln, laufende Nr. 400) und wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Riehl, Zoo, Flora (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 340).
(Ulrich Krings, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2016)
Internet www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
Literatur
Anhalt, Stephan; Bermbach, Gerd (2014)
Die Kölner Flora - Festhaus und Botanischer Garten. Köln.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2015)
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