Hauberg bei Rittershausen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Dietzhölztal
Kreis(e): Lahn-Dill-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 50′ 39,24″ N: 8° 17′ 21,16″ O 50,84423°N: 8,28921°O
Koordinate UTM 32.449.957,68 m: 5.632.744,07 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.450.012,14 m: 5.634.557,59 m
  • Haubergseinschlag auf dem Hauberg bei Rittershausen (2015)

    Haubergseinschlag auf dem Hauberg bei Rittershausen (2015)

    Copyright-Hinweis:
    Wikipedia commons / User Markus65 CC-BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Wikipedia commons / User Markus65
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Hinter dem Rittal-Werk in Rittershausen lässt sich an einem teilbewaldeten Berghang ein traditioneller Wirtschaftszweig Nassaus erkennen: die Haubergbewirtschaftung. Die sogenannten Hauberge gehen auf das landesherrliche Allmenderegal des Spätmittelalters zurück. Die Landesfürsten verliehen ihre Waldgebiete als Erblehen an Einzelpersonen. Infolge des Bevölkerungszuwachses im 15. und 16. Jahrhundert bildeten sich Erbengemeinschaften. Durch Heirat vermischten sich die Anteile, sodass schließlich eine Neuorganisation auf genossenschaftlicher Grundlage notwendig wurde. In Rittershausen wurden 1654 sämtliche Hauberge der Gemeinde zusammengefasst und nach Jahreszyklen verteilt.

Ein Hauberg bestand in der Regel aus 18 Abschnitten, da zur Ausbildung eines Niederwaldes festgelegt wurde, dass die Bäume alle 18 Jahre mit dem Beil zu fällen seien. Die Arbeitsfolge der einzelnen Abschnitte im Jahreszyklus zeigt die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des bewirtschafteten Niederwaldes. Im Februar erfolgte die Haubergeinteilung durch die Genossenschaft. Der März diente dem Aushauen und Räumen des Unterholzes. Im April wurde das Weichholz zu den Kohlenmeilern gefahren. Die stehengelassenen Eichenstämme schälte man im Mai, um die Rinde zum Weiterverkauf an die Gerbereien zu trocknen. Im Juni begann eine landwirtschaftliche Zwischennutzung. Dazu mussten die frei geschälten Eichen und Birkenstämme geschlagen und sämtliche Vegetation durch Hacken und Ausbrennen entfernt werden, um zunächst Buchweizen zu sähen. Nach der Ernte im September erfolgte die Aussaat von Roggen, der im August/September des Folgejahres eingefahren werden konnte. Nun begann das Nachpflanzen durch die Aussaat von Eicheln und Getreide. Nach einer Schonzeit wurde das Vieh eingetrieben, Schweine und Schafe nach vier, Rinder nach sieben Jahren.

Mit der Einführung von leistungsfähigem Milchvieh im 20. Jahrhundert konnte die wenig intensive Weidenutzung nicht aufrechterhalten werden, sodass die meisten Hauberge in Weideflächen verwandelt wurden.

(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)

Literatur

Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2007)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger in Rheinland und Westfalen. Band 5: In 7 Etappen von Marburg über Siegen nach Köln. S. 81-82, Köln.

Hauberg bei Rittershausen

Schlagwörter
Ort
35716 Dietzhölztal - Rittershausen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Hauberg bei Rittershausen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-258340 (Abgerufen: 25. April 2024)
Seitenanfang