Oberhörlen ist ein Haufendorf, das in einem Talkessel im Gladenbacher Bergland liegt. Namensgeber des Ortes ist die Hörle, die nach etwa vier Kilometern in die Perf, einen Nebenfluss der Lahn, mündet.
Auf einem kleinen Hügel inmitten des Haufendorfes steht die Kirche von Oberhörlen. Es handelt sich um eine spätromanische Chorturmkirche. Sie ist eine der westlichst gelegenen ihrer Art, denn in Nassau war der Chorturm nicht verbreitet. Der Turm der hiesigen Kirche gehört demselben gedrungen-schmucklosen Typ an, wie die Chorturmkirche in Dilschhausen. Die Mauerstärke beträgt am Turmfuß 1,15 Meter, was dem Maß von vier Fuß entspricht. Details im Mauerwerk, die schmalen Armbrustscharten und ein Riegelbalkenverschluss am Zugang des Turmobergeschosses weisen auf den wehrhaften Charakter des Bauwerkes hin. Den Abschluss bildet ein dreifach abgestufter Haubenhelm aus dem späten 18. Jahrhundert. Das flach gedeckte Kirchenschiff entstammt noch der spätromanischen Zeit. Zur Ausstattung gehören eine spätgotische Sakramentsnische und die geschnitzte Kanzel von 1747.
Bemerkenswert sind die Emporen aus dem 19. Jahrhundert, deren Malereien ein theologisches Programm in der Tradition lutherischer Ikonografie entwickeln. Dem menschlichen Sündenfall, dargestellt durch Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis, wird in sechs Szenen die Heils- und Erlösungsgeschichte des Neuen Testamentes gegenübergestellt: Zu sehen sind Verkündigung, Geburt, Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi. Weitere Felder zeigen das Fortwirken der Heilsgeschichte in der christlichen Kirche, die durch den wiederkehrenden Christus sowie die zwölf Apostel verkörpert wird. Auf dem Paneel gegenüber der Eingangspforte ist der heilige Jakobus dargestellt, der in Pilgerkleidung die Eintretenden begrüßt. Aufgrund der bewegten Gewandstrukturen sowie einer ausgeprägten Hell-Dunkel-Stimmung, die der Malerei des 12. Jahrhunderts entlehnt ist, sind die Bilder sehr ausdrucksstark.
Südlich der Kirche steht der Hof Jödt, ein stattliches Fachwerkhaus des 18. Jahrhunderts. Bemerkenswert sind die floralen und ornamentalen Stipp- und Kratzputzmuster, mit denen die beiden Geschosse dicht bedeckt sind.
(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
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