Der Pulverturm, welcher 1241 / 1242 errichtet wurde, hat als Denkmal eine besondere Bedeutung, weil er als herausragendes Beispiel dient, wie Rundtürme Verteidigungsanlagen verbessern können.
Er ist der einzige halbrunde Schalenturm mit kegelförmigem Dachhelm der bergseitigen Stadtbefestigung. Bei den bergseitigen Türmen handelt es sich jedoch lediglich um Schalentürme, die nur über drei massive Wände verfügen. Zur Stadt hin sind die Türme offen bzw. lediglich durch eine dünne Bretterwand verkleidet. Ein Nachteil solcher Schalentürme ergibt sich aufgrund ihrer Instabilität. Vorteilhaft ist, dass der Bau günstiger ist und der Feind sich nicht im Turm verschanzen und die Stadt unter Beschuss nehmen kann.
Wie der Name bereits andeutet, wurde der Pulverturm vor allem zur Aufbewahrung von Schießpulver verwendet. Zur Lagerung des Schießpulvers wurde nachträglich eine Art Gewölbekeller im Erdgeschoss des Turmes errichtet. Über dem Tonnengewölbe zeichnen sich mit Putzkanten und Baufugen drei Zinnen mit Schlitzscharten ab. Durch den Einsturz der nördlich angrenzenden Mauer ging die nördliche Zinne verloren.
Auf dem Michelfeld ist der Pulverturm der einzige Turm, der von der Planung und Durchführung her bereits in die Stadtbefestigung integriert war. Alle anderen Türme am Michelfeld wurden nachträglich an die Stadtmauer angebaut.
Eine weitere Besonderheit auch aus verteidigungstechnischer Perspektive ist, dass der Pulverturm auf einem Felssporn steht, von wo aus die Stadtmauer ihre Richtung ändert und ins Oberbachtal hinab läuft.
Seine heutige Höhe erreichte der Pulverturm erst durch eine nachträgliche Aufstockung. Heute ist der Pulverturm eine erhaltenswürdige Ruine. Die Zinnen und Schießscharten vor allem in den jüngeren aufgesetzten zwei oberen Geschossen sind zwar zugemauert, aber immer noch klar erkennbar. An der Südseite wird versucht, die Wehrgangspforte durch Riegelkanale und Sturzbalken zu erhalten. Vor allem mit Blick aus dem Stadtgarten auf bzw. unterhalb den Pulverturm wird das punktförmige Pfeilerfundament sowie die Gewölbekonstruktion, die den Wehrgang trägt, ersichtlich. Außerdem kann von hier aus auch die allmähliche Erhöhung der Stadtmauer abgelesen werden.
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Literatur
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 880-885, München u. Berlin.
Schwarz, Anton (2000)
Eine Zeitreise durch Oberwesel. Historischer Stadtführer. S. 49, Dielheim.
Schwarz, Anton; Monschauer, Winfried (2012)
Bürger im Schutz ihrer Mauern. S. 54., S. 251, Bingen am Rhein.
Schwarz, Anton; Pohl, Dorit (2006)
Oberwesel am romantischen Rhein. Ein Stadtführer. S. 50, Weiler bei Bingen.
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