Dieser fast quadratische Schalenturm (6,5 Meter Seitenlänge) mit vier Stockwerken befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Straße nach Damscheid. Da dieser Schalenturm ursprünglich in einer Senke stand, verfügt er über ein ungewöhnlich hohes Untergeschoss. Darüber wurden drei weitere Geschosse mit je drei Schießscharten in alle Richtungen ergänzt. Schalentürme verfügen nur über drei massive Wände. Zur Stadt hin sind die Türme offen bzw. lediglich mit einer dünnen Bretterwand verkleidet.
Wie es für Schalentürme üblich war, führte eine Leiter im Inneren des Turmes zur Stube des Wächters. Die Wächterstube lässt sich im oberen Geschoss verorten. Sie weist zu jeder Seite je zwei rechteckige Fenster auf sowie eine nach Norden ausgerichtete Tür zum hölzernen Wehrgang hin.
Zwischen 1989 und 1983 wurde dieser Schalenturm mit einer neuen Bedachung versehen. Ursprünglich hatten alle Türme auf dem Michelfeld eine Bedachung. Außerdem befand sich in der Regel bei allen Türmen unterhalb der Dachhaube ein Wehrgang, der um den Turm herumführte. Die Tür, durch welche der Wächter nach draußen auf den Wehrgang gelangte sowie die Fensteröffnungen der ehemaligen Wachstube, lassen sich noch heute am Michelfeldturm I ausmachen.
Heute verfügt der Michelfeldturm I über Wohnräume. Zwischen 1979 und 1983 wurde der Michelfeldturm I saniert und umgebaut. Dabei erlangte er sein heutiges Aussehen. Der Turm wurde in Folge der Umbaumaßnahmen verpachtet. Die Pächter wiederum haben weitere Umbaumaßnahmen vollzogen, die dem historischen Stadtbild Oberwesels zwar widerstreben, aber hingenommen werden mussten.
(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)