Steingassenturm der Stadtbefestigung Oberwesel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Oberwesel
Kreis(e): Rhein-Hunsrück-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 06′ 38,74″ N: 7° 43′ 23,08″ O 50,11076°N: 7,72308°O
Koordinate UTM 32.408.698,43 m: 5.551.726,52 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.408.737,01 m: 5.553.507,69 m
  • Steingassenturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung in Oberwesel (2016)

    Steingassenturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung in Oberwesel (2016)

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    Steingassenturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung in Oberwesel (2016)

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Der Steingassenturm ist Teil der Nachrüstungsarbeiten der ersten Bauphase der Stadtmauer um 1240 und wurde demnach nachträglich auf die schon vorhandene rheinseitige Stadtmauer aufgesetzt.

Die Fugen zwischen dem Turm und dem Wehrgang deuten darauf hin, dass der Turm zwar nachträglich auf die bestehende Stadtmauer aufgesetzt wurde, diese jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt erhöht wurde.
Aufgrund der nachträglichen Erhöhung bestand die Notwendigkeit der Errichtung eines neuen Wehrgangs. In diesem Zuge mussten die alten Schießscharten zugemauert und ebenfalls neu ins Mauerwerk eingelassen werden. Heute lassen sich an einigen Stellen des Turms aufgrund der unterschiedlichen Farbgebungen des Mauerwerks die zugemauerten Schießscharten erkennen. Zudem verraten die vorstehenden Kraggesteine (aus der Wand herausragender und tragender Vorsprung) die Laufhöhe des alten Wehrgangs. Die Versetzung des Wehrgangs führte dazu, dass beim Eintritt in die Türme von der Stadtmauer aus, zunächst einige Treppenstufen hinabgegangen werden muss.

Zu verorten ist der Steingassenturm an der rheinseitigen Stadtmauer nördlich des Hospitalturms. Zwischen den beiden Türmen lassen sich noch zwei Pforten, die Von der Leyensche Pforte und die Langgassenpforte ausmachen. Nördlich des Steingassenturm befindet sich die Steingassenpforte. Am Plan biegt die Stadtmauer im Anschluss Richtung Westen ab. Der Steingassenturm sollte die Langgassenpforte sowie die Steingassenpforte schützen. Grund hierfür ist, dass die Steingasse sowie die Langgasse vom Rhein bis zur bergseiteigen Stadtmauer hinauf verlaufen und somit auch aus verteidigungstechnischen Gründen eine enorme Bedeutung haben. Demnach lassen sich im Zinngeschoss des Turms zum Rhein hin zwei und zu den anderen Seiten hin je eine Schießscharte ausmachen. In den darunterliegenden Geschossen befinden sich an jeder massiven Wand Schlitzscharten.

Beim Steingassenturm handelt es sich um einen Schalenturm mit rundbogigen Durchlass zum Wehrgang, der wie der Hospitalturm auch mit seiner Front nachträglich auf die Stadtmauer aufgesetzt wurde. Dies bezeugt eine breite Baufuge, die von der Wernerstraße aus ersichtlich ist. Somit verfügt der Steingassenturm über kein stabiles und tiefgründiges Fundament. Darüber hinaus wurde der Turm nicht fest genug mit der Stadtmauer verzahnt, woraus einige Probleme resultierten. Die Last des Turmes führte letztlich zum Absinken der Stadtmauer, sodass der Schalenturm sich zum Rhein hinneigte. Die Tatsache, dass es sich um einen Schalenturm handelt, mindert die Stabilität des Turmes um ein Weiteres. Schalentürme verfügen lediglich über drei massive Wände und sind zur Stadt hin offen. Um den Verlust an Stabilität zu kompensieren, wurden nachträglich dicke Maueranker aus Eichenholz in die Türme eingezogen.
Eine weitere Besonderheit am Steingassenturm stellen die Putzreste am Mauerwerk dar. Einst waren alle Türme der Stadt verputzt. Zumeist wurde sie im Anschluss mit weißer Farbe gestrichen, um darauf graue Fugen aufzumalen. Diese sollte der Repräsentation von Reichtum und Macht dienen.

Heute kann der Steingassenturm besichtigt bzw. sogar auf den typischen Leitern von Schalentürmen, wie sie im Mittelalter Verwendung fanden, bestiegen werden. Vom Beobachtungsplateau des Turmes eröffnet sich ein Überblick über die ganze Stadtmauer und das mittelalterliche Straßennetz Oberwesels, sodass sich die wehrtechnische Bedeutung des Turmes und seiner Lage nachvollziehen lässt.

(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)

Literatur

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 841-846, München u. Berlin.
Schwarz, Anton (2000)
Eine Zeitreise durch Oberwesel. Historischer Stadtführer. S. 38f., Dielheim.
Schwarz, Anton; Monschauer, Winfried (2012)
Bürger im Schutz ihrer Mauern. S. 40-42, S. 217, Bingen am Rhein.
Schwarz, Anton; Pohl, Dorit (2006)
Oberwesel am romantischen Rhein. Ein Stadtführer. S. 33, Weiler bei Bingen.

Steingassenturm der Stadtbefestigung Oberwesel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Steingasse / Wernerstraße
Ort
55430 Oberwesel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1240

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Anne Gasper: „Steingassenturm der Stadtbefestigung Oberwesel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-256263 (Abgerufen: 8. Mai 2024)
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