Einst handelte es sich beim Kreuzgang um ein fast quadratisches Gebilde, welches sich an die Nordwand der Liebfrauenkirche anschließt und von dort einmal um die Vikarie herum verläuft. Allerdings ist es noch immer fraglich, ob er jemals ganz vollendet wurde.
Vermutlich hatten die entlang der Länge der Kirche ausgerichteten Flügel (im Norden und Süden) je 10 Joche, wohingegen der Ost- und Westflügel jeweils nur über 5 Joche verfügten. Alle Joche weisen an der Hofseite Streberpfeiler auf. An der zum Hof gerichteten Seite lassen sich dreibahnige Spitzbogenfenster ausmachen.
Heute ist vom dem im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts (um 1430) entstanden Kreuzgang nur noch eine Seite, die als nördlicher Kirchenzugang dient, erhalten. Von der nördlichen Kirchenwand aus gehen hier sieben Joche ab, die den heute noch erhaltenen ca. 4 Meter breiten Kreuzgang bilden. Von dem Kreuzgang aus gelangen die Besucher über das Nordportal in die Liebfrauenkirche. Die Türschwelle liegt einen Meter oberhalb des Bodens des Kreuzgangs, sodass ein fünfstufiger, von zwei Seiten begehbarer Treppenzugang notwendig ist. Es wird davon ausgegangen, dass bereits bei dem Bau der Seitenschiffe der Anschluss des Kreuzgangs, welcher erst im Jahre 1894 ein Schutzdach aus Schiefer mit Gewölbemalerei erhielt, vorgesehen war. Primäres Baumaterial des Kreuzgangs war der Sandstein. Über dem Kreuzgang lässt sich ein kunstvolles mehrstrahliges Kreuzrippengewölbe ausmachen, welches sich aus einer Mischung aus Dreistrahl, Kreuzrippengewölbe und Netzgewölbe ergibt. Die nachträgliche Konstruktion des Gewölbes führt dazu, dass das Pultdach höher angesetzt werden musste und somit den unteren Teil des Seitenschifffensters überschneidet. Den Überlieferungen zur Folge wurde der Kreuzgang im 17. Jahrhundert durch die französische Arme im Erbfolgekrieg Spaniens verwüstet. Es wird vermutet, dass einige Reste des Kreuzgangs in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts zur Renovierung der Kirche genutzt wurden. Der Südflügel des Kreuzgangs bleib wie der Nordflügel und Teile des Ostflügels erhalten. Zwischen 1842 und 1845 wurde der Südflügel umgebaut und bildete den nördlichen Zugang zur Liebfrauenkirche. Heute ist lediglich noch der Südflügel des quadratischen Kreuzgangs erhalten.
(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Literatur
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 399-417, München u. Berlin.
Schwarz, Anton Ph. / Katholisches Pfarramt Liebfrauen und St. Martin (Hrsg.) (2001)
Die Kirche unserer Lieben Frau zu Oberwesel. S. 3, Oberwesel.
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