Die Geschichtsschreibung berichtet, dass der Frankenkönig Chlodwig im Jahre 496 n. Chr. bei Zülpich die Alemannen geschlagen habe. Weil der Sieg dank eines erflehten göttlichen Eingreifens errungen worden war, habe sich Chlodwig im Anschluss römisch-katholisch taufen lassen. Der erste bekehrte Barbarenkönig blieb seither siegreich und konnte ein fränkisches Großreich begründen, aus dem die heutigen Nationalstaaten Deutschland und Frankreich erwuchsen. Zum 1.500. Jahrestag dieser sagenumwobenen „Schlacht bei Zülpich“, dem angeblichen Anlass für die Taufe Chlodwigs, wurde ihr 1996 mit großen Ausstellungen in Paris, Berlin und Mannheim gedacht, aber auch in Zülpich selbst.
Auf der nahen Burg Langendorf fand dabei ein internationales Historikerkolloquium statt. Die Burg steht in unmittelbarer Nähe zur Wollersheimer Heide, wo der Schlachtort seit langem spekulativ verortet wird.
Die weltweit renommiertesten Merowingerforscher waren seinerzeit nach Zülpich gekommen. Burgherr Manfred Vetter, mit Ehefrau Juliane Gastgeber des Treffens, wurde dadurch angeregt, am mutmaßlichen Ort der Schlacht mit einem Denkmal an den Franken, seine sagenumwobene Schlacht und Taufe, zu erinnern. Die Finanzierung wollte der kunstsinnige und erfolgreiche Unternehmer selbst tragen. Berater und Mitstifter Prof. Henrik Hanstein, Zülpicher wie Vetter und Eigentümer des renommierten Kunstauktionshauses Lempertz in Köln, regte an, Ulrich Rückriem mit der Umsetzung zu betrauen.
Dieser hatte Bezüge zur Region, war aber zugleich bereits vor vielen Jahren zu einem international geschätzten, zeitgenössischen Steinbildhauer avanciert. Bekanntgeworden ist er vor allem durch Skulpturen aus Naturstein, an dem er nur minimale, aber unverwechselbare Eingriffe vornimmt. Den Stein bricht er zuvor als großen Rohblock in der jeweiligen Förderstätte, um das Volumen – zumeist in Stelenform – anschließend in geometrische Grundformen wie Kuben und Quader weiter zu zerlegen. Diese werden am Aufstellungsort ohne Mörtelverbund wieder aufeinandergeschichtet.
Hier kreierte der Bildhauer und Künstler Ulrich Rückriem (*1938) eine über sieben Meter hohe Stele aus hellem Granit, die er durch waagerechte Spaltungen in acht gleich große Quader teilte und wieder zusammenfügte. Der unterste Quader wurde großteils in die Erde eingelassen und geht damit eine Verbindung mit dem historisch aufgeladenen Boden ein. So wird mit Rückriems Arbeit der mythenschwangere Acker durch ein Kunstobjekt markiert, das zwischen Skulptur und Wegemarke steht. Die schroffe Oberfläche steht für das Sperrige des Themenfeldes, die Größe für das Archaische, Monumentale, Wirkungsmächtige der Taufe des Franken im Nachgang zu seinem Schlachtensieg. 1999 wurde die „Chlodwig-Stele“ bei einem Festakt eingeweiht.
Längst ist sie ein Anziehungspunkt für Kunstfreunde und Kulturtouristen auf den Spuren Chlodwigs geworden. Weitere Arbeiten Rückriems, die Manfred Vetter initiierte, ließen rund um die Burg Langendorf schließlich ein frei besuchbares „Stelen-Feld“ entstehen.
(Hans-Gerd Dick, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschtz, 2016)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschtz e.V. (Hrsg.) (2016)
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.