Ein beliebtes Motiv im Düsseldorfer Stadtmarketing ist das Reiterstandbild des Johann Wilhelm von der Pfalz, Pfalzgraf von Neuburg und Herzog von Jülich-Berg (1658-1716), der von den Düsseldorfern schlicht „Jan Wellem“ genannt wird. Von Düsseldorf aus regierte Jan Wellem ab 1679 seine stark zersplitterten Territorien, die vom Bayerischen Wald bis an die französische Grenze und von der Donau bis in die Eifel und an die Ruhr reichten.
Zu den zahlreichen Hofkünstlern Jan Wellems, der nach dem Vorbild des französischen „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. einen barocken Lebensstil führte, zählte auch der flandrische Bildhauer Gabriel de Grupello (1644-1730). Dieser schuf von 1703-1711 das Reiterstandbild nach dem Vorbild des Standbildes von Marc Aurel (121-180, von 161 bis 180 römischer Kaiser) auf dem Kapitol in Rom: der Kurfürst auf einem mächtigen, ruhig schreitenden Pferd. Dieser Düsseldorfer Jan Wellem gilt heute als eines der bedeutendsten Reiterstandbilder Europas, ein fast acht Tonnen schwerer Bronzeguss auf Ziegelsockel. 1830 erfolgte eine klassizistische Verkleidung aus Ratinger Blaustein nach Entwurf von Adolph von Vagedes.
Mehrmals war das Standbild vom Untergang bedroht. Bereits 1716 sollte es nach dem Tod Jan Wellems abgebaut werden, französische Revolutionstruppen wollten es 1795 abtransportieren und in den wirtschaftlich schlechten 1920er Jahren sollte das Denkmal eingeschmolzen werden. Um den Untergang im Zweiten Weltkrieg zu verhindern, wurde das Standbild in einen Bergstollen am Stadtrand ausgelagert. Nach Kriegsende konnte es wieder am alten Platz aufgestellt werden. Nach umfassender Restaurierung um 1988 wurde das gesamte Objekt - Reiterstandbild mit Sockel, gusseisernem Lanzettgitter mit 252 vergoldeten Spitzen und den vier Ecklampen - unter Denkmalschutz gestellt. Die von Joseph Lacomblet (1789-1866) entworfene lateinischen Inschrift im Sockel ist historisch nicht korrekt. Nicht „dankbare Düsseldorfer Bürger“ haben das Reiterstandbild gestiftet, der Hofkünstler Gabriel de Grupello war von Jan Wellem selbst beauftragt worden, das Kunstwerk zu schaffen.
Gemeinsam mit dem Rathaus beherrscht das Reiterstandbild den historischen Markplatz in der Düsseldorfer Altstadt. Der leicht trapezförmige Platz von ca. 50 x 50 m Kantenlänge ist vierseitig umbaut, den westlichen und nördlichen Teil bildet der Gebäudekomplex des Rathauses. Heute wird dieser Platz überwiegend zu repräsentativen und öffentlichen Zwecken genutzt, selten noch als Marktplatz.
Mit Treppenturm und zwei geschweiften Zwerchgiebeln stellt das Alte Rathaus als nördliche Platzbegrenzung den ältesten Teil des weitläufigen Rathauskonglomerats dar. Der dreigeschossige Backsteinbau wurde 1570-1573 von Maurermeister Heinrich Tussmann aus Duisburg errichtet, der Name des Architekten ist unbekannt. 1749 erfolgte ein Umbau nach Plänen des Aachener Architekten J. J. Couven (1735-1812), seitdem sind die Geschosse durch Horizontallisenen getrennt und ein neues spätbarockes Portal entstanden. 1958-1961 entstand hinter historischer Fassade ein neuer Zweckbau nach Plänen von Friedrich Tamms und H. Heyne.
(Reinhard Lutum, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2016)
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