Burg Siersberg

Ruine Burg Siersburg

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Rehlingen-Siersburg
Kreis(e): Saarlouis
Bundesland: Saarland
Koordinate WGS84 49° 22′ 7,69″ N: 6° 40′ 4,53″ O 49,3688°N: 6,66792°O
Koordinate UTM 32.330.696,15 m: 5.471.070,73 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.548.555,84 m: 5.470.420,11 m
Die Burg Siersberg thront auf dem rund 300 Meter hohen Siersberg als Wahrzeichen des Ortes. Die Burg war Zankapfel zwischen den lothringischen Herzögen und den Erzbischöfen von Trier, bis sie im 18. Jahrhundert die militärische Bedeutung und schließlich auch den Verwaltungssitz verlor.

Das Burgplateau umfasst eine Grundfläche von rund 130 mal 80 Metern und ist von starken Ringmauern, deren Ecken durch feste Türme gesichert waren, umgeben. Von der Burg sind keine alten Bilder oder Zeichnungen vorhanden. Daher ist nur eine Rekonstruktion nach den Funden der Teile der Grundmauern möglich. Das älteste Bauwerk umfasste lediglich einen Mauerring und einen Wehrturm unter dem Namen Bergfried. Nach und nach entstanden Wohngebäude um den Hauptturm für Verwaltung und Besatzung, bis der gesamte Bering von Gebäuden gefüllt war. Der Komplex umfasste drei Hauptteile: das herzogliche Schloss, die Moritzburg und die Marienburg.

Das herzogliche Schloss, die eigentliche Siersburg, war von hohen Mauern umgeben und von den übrigen Burggebäuden durch ein Grabensystem getrennt. Hier befanden sich außerdem der heute noch existierende Turm, die Kirche, der Brunnen, der Galgen und die Gerichtsräume.
Die genaue Lage der Moritzburg ist nicht bekannt. Der Name stammt vom Geschlecht Maurice, das später in Hilbringen wohnte. Die Marienburg lag Richtung Süden. Der Name stammt von der Familie Le Dent de St. Marie, die auch in Itzbach ein Schloss hatten.

Geschichte der Burg
Da keine Gründungsurkunde der Burg vorhanden ist, können keine sicheren Aussagen über die Entstehung getroffen werden, sondern nur Vermutungen. Burgenforscher und Historiker gehen davon aus, dass der Siersberg bereits in frühgeschichtlicher Zeit als Schutz- und Fluchtort genutzt wurde und dort Steinwalle oder Ähnliches errichtet wurden. Diese Annahme wird durch die Lage der Burg sowie die Existenz von zwei weiteren keltischen Fliehburgen in Siersburg (auf dem Königsberg und dem Limberg) unterstützt.
Unter Historikern existieren verschiedene Annahmen über den Gründer und das Gründungsdatum. Eine Annahme besteht darin, dass der Name von dem Begriff „Sir“ beziehungsweise „Sire“ für Herr steht.
Eine zweite Auffassung zur Gründung geht auf einen Merowingerkönig Siegebert zurück. Nachgewiesen ist die Ersterwähnung der Burg Siersburg für das neunte Jahrhundert im historischen Atlas für die Saargegend. Bezieht sich die Ersterwähnung der Burg auf die erste Teilung Lothringens im Jahre 843, kann davon ausgegangen werden, dass die Burg bereits zur Zeit des Merowingerkönigs Siegebert III. (638-656) existierte. War die Ersterwähnung jedoch erst zurzeit der Teilung Lothringens im Jahre 870, so könnte auch der Gaugraf Siegebert (um 867) die Burg erbaut haben.

Bei der ersten Burganlage handelte es sich vermutlich aber nur um den Ostteil des jetzigen Burgplateaus. Der Turm stammt aufgrund seiner fast quadratischen Turmform mit äußeren und inneren Verjüngungen des Umfassungsmauerwerkes vermutlich aus merowinigisch-fränkischer Zeit, denn nach der Jahrtausendwende wurde diese Form nördlich der Alpen so gut wie nicht mehr gebaut. Die Motive für den Bau der Burganlage waren die Sicherung des damaligen Königreichs Lotharingen und der Handelsstraßen Italien-Flandern sowie Gallien-Metz-Mainz am Fuße des Siersbergs. Die Burg Siersberg war eine der Burgen des lothringischen Sicherungsgürtels, zu dem auch die Burgen Saaralben, Saargemünd, Saarbrücken und Skiva gehörten. 926 kam es durch Kaiser Heinrich I. (919-936) zu einem Burgenerlass mit der Anordnung, auch die gaugrafschaftlichen Verwaltungen auf Burgen und feste Plätze zu verlegen. Spätestens jetzt wurde die Verwaltung des unteren Saargaus auf die Burg Siersberg verlegt, denn sie lag im Zentrum des unteren Saargaus und gut erreichbar am Schnittpunkt der bedeutenden Handelsstraßen.
Die Burg Siersberg war eine Schutz, Sicherheit und Ordnung bietende Verwaltungsburg des Landesherrn. Als erstes Grafengeschlecht taucht das Ardennische Grafengeschlecht, auch Moselgraf genannt, auf, welches die Vorfahren der Grafenfamilie von Luxemburg, von Verdun und von Bar waren. Daraufhin folgten luxemburgisch-lothringisch-elsässische Grafen- und Herzogsfamilien, bei denen es sich um europäischen Hochadel handelte, der mit fast allen bedeutenden Grafen-, Herzogs-, Königs- und Herrscherhäusern Europas in verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen stand.

Schon früh kam es zu Streitigkeiten zwischen den Erzbischöfen von Trier und den Herzögen von Lothringen um den Bereich um die Burg Siersberg. Die erzbischöflichen Truppen belagerten die Burg Siersberg und waren den herzoglichen Truppen überlegen, sodass der Herzog von Lothringen die Oberlehensherrlichkeit des Erzbischofs von Trier anerkennen musste. 1334 musste Herzog Rudolf von Lothringen sich der Tatsache beugen, dass die Besitzung Siersberg ihm lediglich als trierisches Lehen zugesprochen wurde. Später nahm Trier die Lehenshoheit des Herzogs von Lothringen stillschweigend hin. Die Herzöge von Lothringen bauten ihre Rechte in der Umgebung von Siersburg immer weiter aus und die Burg Siersberg wurde Sitz des Amtes Siersberg.
Die Herren von Siersberg waren als Amtmänner für die Verwaltungs- und Verteidigungsaufgaben zuständig. Spätestens um die Mitte des 16. Jahrhunderts wohnten neben den jeweiligen Besitzern und herzoglichen Burggrafen, Amtmännern und Burgkapitänen auch zahlreiche Ritter und Burgmannen gemeinsam mit ihren Familien in eigenen Lehnshäusern innerhalb des Burgkomplexes.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurden auf Befehl des Herzogs Heinrich die Befestigungen der Burg Siersberg verstärkt und mehrfach von französischen Truppen besetzt. 1661 kam es zu einem Friedensschluss zwischen Lothringen und Frankreich im Vertrag zu Vincennes. Der lothringische Herzog bekam sein Land um die Burg Siersberg zurück, den strategisch wichtigen Ort Siersdorf allerdings nicht.
1670 besetzten die Franzosen erneut das Land. Die französischen Reunionskammern vereinigten einige Gebiete im lothringisch-trierischen Raum mit Frankreich. 1683 war die Burg mit dem gesamten Saargau in französischem Besitz. Die Burg Siersberg war wohl Teil des Verteidigungssystems der Festung Saarlouis, denn 1687/1688 wurden an der Burg Schanzarbeiten durchgeführt. Mit dem Frieden von Ryswijk 1697 zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser sowie all seiner verbündeten Fürste, erhielt der lothringische Herzog das Gebiet um die Siersburg zurück. Am 31. August 1698 wurde die Prévôté (Vogtei) auf Burg Siersberg wiederhergestellt, bestehend aus dem früheren Amt Siersberg und dem lothringischen Teil des Saargaus. Im 18. Jahrhundert verlor die Siersburg ihre militärische Bedeutung und 1751 auch die Bedeutung als Verwaltungssitz.

Die Siersburg in Ruinen
Seit dem späten Mittelalter ist die Burg vom Zerfall betroffen. Witterungsschäden, kriegerische Auseinandersetzungen, Beschießungen und Sprengungen führten zum fast vollständigen Zerfall im 17. Jahrhundert. 1781 wurde durch einen Blitzschlag ein Brand im Turm ausgelöst. Sie diente nur noch als Steinbruch. Mit der Zugehörigkeit zu Preußen 1815 wurden Abrissarbeiten verboten, dem Zerfall wurde allerdings nicht entgegengewirkt.
1911 wurde das Gesimse neuverlegt und am Burgturm das Mauerwerk zum Teil ausgefugt. Witterungsbedingt und durch zerstörungssüchtige Besucher zerfielen die Umfassungsmauern immer weiter. In den 30er Jahren bestand die Gefahr des Einsturzes des Burgturmes. 1938/1939 wurde durch den Heimat- und Verkehrsverein die Außenfassade des Burgturmes renoviert. Diese Arbeiten waren der Startpunkt zu weiteren Erhaltungsmaßnahmen, um einem komplette Zerfall entgegenzuwirken. Seit 1979 ist die Gemeinde Eigentümer der Burg.
Heute steht die gesamte Burgruine, von der noch der Turm, Teile der Umfassungsmauern und der Toranalage sowie ein Rest eines Burgmannenhauses vorhanden sind, unter staatlichem Denkmalschutz.
Jeden Sommer finden auf der Burg verschiedene Veranstaltungen wie die Rittertage, Kino auf der Burg oder das CAJ-Burgfest statt.

Baudenkmal
Das Objekt „Burg Siersberg“ in Siersburg ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste des Saarland, S. 18).

(Michelle Homburger, Universität Koblenz-Landau, 2016)

Literatur

Hilt, Josef / Heimat- und Verkehrsverein e.V. Siersburg (Hrsg.) (1986)
Geschichte der Siersburg, Kurzfassung mit Übersichtskarte Siersburg-Niedtal. S. 11, 18, 29, 46-48, 58, 60, Siersburg (2. erweiterte Auflage)).
Jakob, Anton (1958)
Die Siersburg im Wandel der Jahrhunderte, bearbeitet im Auftrag des Heimat- und Verkehrsvereins Siersburg nach archivalischen Quellen. S. 29, 38-40, 109, 110, Saarlouis.

Burg Siersberg

Schlagwörter
Ort
66780 Rehlingen-Siersburg - Siersburg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 870

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„Burg Siersberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-255059 (Abgerufen: 15. März 2025)
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