Das Haus liegt im Zentrum der Stadt am nördlichen Teil der ehemaligen Provinzialstraße, die von 1828 bis 1830 angelegt wurde. Noch heute gilt die Straße als Verbindung der Nord- und Südstadt und bildet eine durchgehende Achse.
Das zweigeschossige, traufständige (die waagrechte obere Kante des Daches verläuft parallel zur Straße) Haus wurde nach einem Brand um 1865 für den Baumeister Franz Hoffmann errichtet. Die Fassade besteht aus rotem Backstein, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert immer beliebter wurde. Er galt als fortschrittliches, kostengünstiges und feuerfestes Baumaterial. Besonders häufig fand der Stein Verwendung in Fassaden und verdeutlichte so die gesteigerten, künstlerischen Ansprüche der Eigentümer. Die Gesimse sowie Tür- und Fenstergewänder (Ausschrägung ins Mauerwerk) sind aus gelbem Sandstein gefertigt. Die sechs Fensterachsen weisen im zweiten Geschoss eine horizontale Verdachung auf. An der Südseite sind die Fenster im Palladio-Motiv (Abwandlung des Triumphbogenschemas, das seitlich von schmaleren und niedrigeren Rechtecköffnungen begrenzt ist) angeordnet. Die Fenster sind typisch für Gebäude, die vor dem 20. Jahrhundert erbaut wurden. Sie wurden durch Sprossen unterteilt, da die großflächige Glasherstellung noch nicht möglich war. Außerdem verankern sich die Fenster optisch in der Wand und erzeugen ein stimmiges Gesamtobjekt. Unterhalb des dritten Fensters von links ist die Tür mit gefelderten Oberlichtern aus der Bauzeit im Mauerwerk verankert. Durch die Volutenkonsolen (spiralförmige Ornamentik) wird die getragene Giebelverdachung betont.
Ein Highlight des Hauses ist der „Blaue Salon“ im zweiten Geschoss, der heute noch den damaligen Reichtum der Familie Hoffmann widerspiegelt. Franz Hoffmann gelangte durch den Eisenbahnbau zwischen Sankt Goar und Bacharach zu großem Reichtum, den er in Weinberge investierte. So bewirtschaftete die Familie mit Angestellten knapp 20 ha. Der „Blaue Salon“ ist ein opulenter Raum mit der blauen Originaltapete von 1869, die namensgebend war. Bei der Sanierung ist eine Tageszeitung zur Unterwandverkleidung aus 1869 entdeckt worden, auf der die Tapete aufgebracht wurde. Auch die Deckenbemalung, der Stuck und der weiße Kachelofen sind original und bezeugen den Wohlstand der Bewohner.
Nach der Renovierung und baulichen Umgestaltung des Weingutes Hoffmann erfolgte 2003 die Eröffnung des Kulturhauses, das eine gelungene Kombinatin von alter und neuer Bausubstanz ist. Die Transparenz und Einfachheit wird durch den roten Türrahmen aufgewertet und ergibt ein anspruchsvolles Baugefüge. Die erhaltende Fassade, die durch den Glasanbau in den Neubau integriert ist, schafft eine besondere Atmosphäre und Raumqualität. Heute beheimatet das Kulturhaus das Stadtmuseum sowie temporäre Ausstellungen. Auch zahlreiche Veranstaltungen unterschiedlicher Couleur werden dargeboten.
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Literatur
Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal (Hrsg.) (2013)
Leitfaden Baukultur. S. 11, o. O.
Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal (Hrsg.) (2011)
Leitfaden Farbkultur. S. 20, o. O.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 990-991, München u. Berlin.
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