Die Eingangstür des verputzten Fachwerkhauses befindet sich an der traufständigen (die waagrechte obere Kante des Daches verläuft parallel zur Straße) Seite zum Schaarplatz.
Das Objekt wurde im 19. Jahrhundert durch einen traufständigen Bau im Süden (Liebfrauenstraße) erweitert. Indizien dafür sind die größeren Fenster im Erdgeschoss sowie ein Versatz in der Fensteranordnung im zweiten Geschoss zur Liebfrauenstraße, das Gesims stellt jedoch eine Linie dar. Die Einfassung der Fenster und Rahmen ist ebenfalls verschieden. Die Fenster sind typisch für Gebäude, die vor dem 20. Jahrhundert erbaut wurden. Sie wurden durch Sprossen unterteilt, weil die großflächige Glasherstellung noch nicht möglich war. Außerdem verankern sich die Fenster optisch in der Wand und erzeugen ein stimmiges Gesamtobjekt. Die Fenster im Anbau weisen zudem eine andere Sprosseneinteilung auf.
Die fünfachsige Traufseite wird in der Mitte durch einen flachen Zwerchgiebel verlängert, in dem sich ein Rundfenster ausmachen lässt.
Die drei tonnengewölbten Keller des Hauses gehören wahrscheinlich zu einem Vorgängerbau, da sie kleiner sind als der darüberstehende Bau.
Dieses Objekt zählt zum zweiten Wohnhaustyp, dem repräsentativen Bürgerhaus, der für Oberwesel belegt werden kann. Charakteristisch sind unter anderem mehrere Ansichtsseiten des Hauses mit mehr Lichteinfall. Das Gebäude dient der städtebaulichen Akzentuierung zu Beginn der Liebfrauenstraße. Auch das Krüppelwalmdach an der Ostseite und die Erschließung in der Mittelachse der traufständigen Seite sprechen für diesen zweiten Typ.
Mit dem Nachbarhaus, welches ähnlich aufgebaut ist, ergibt sich eine ganzheitliche Gebäudefront, die 10-achsig gegliedert ist und eine Dachkonstruktion mit Zwerchgiebeln aufweist.
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)