Erbaut wurde das zweigeschossige, giebelständige Fachwerkhaus 1586, wie es auf dem Querbalken über den Fenstern im zweiten Geschoss steht. Nicht nur anhand der Jahreszahl kann das Objekt der Renaissance (1520-1650) zugeordnet werden, sondern auch aufgrund der Farbgebung und der Dimensionen des Fachwerkes.
Auch wenn das Fachwerk erst Ende der 1970er Jahre freigelegt und teilweise rekonstruiert wurde, so weist es doch bauliche Besonderheiten der Renaissance, der ursprünglichen Erbauungsphase, auf. Für die Datierung spricht, dass das Erdgeschoss aus Bruchstein massiv errichtet und verputzt ist und das Fachwerk erst ab dem zweiten Geschoss beginnt. Weiter sind die kleinen hochrechteckigen Fenster im zweiten Geschoss zwischen die dicht nebeneinander stehenden Ständer eingespannt. Das eng gesetzte und dominierende Fachwerk ist typisch für den Baustil dieser Epoche. Zudem weisen auch die Diagonalstreben rechts und links der Fenster im zweiten Geschoss auf die Zeit der Renaissance. Das Oxidrot des Holzes sowie das helle Gefachfeld und der dunkle, dünne Begleitstrich um das Gefachfeld, welcher mehr Kontrast verleihen soll, sind kennzechnend für den Baustil in dieser Epoche im Mittelrheintal.
Dennoch ist auffällig, dass das Haus weniger reiche Fachwerkformen aufweist, als das Haus in der Holzgasse 4, welches 1576 erbaut wurde. Daher stammt die angegebene Jahreszahl möglicherweise von einem ersten Umbau und das Haus ist auf Anfang des 15. Jahrhunderts zu datieren. Die Dachkonstruktion ist vergleichbar mit einigen anderen Häusern, die zur selben Zeit gebaut wurden. Zudem weist das steile Satteldach oberhalb des zweiten Geschosses eine Abwalmung auf.
Die Geschäftsräume wurden erst 1919 eingerichtet. Allerdings wurde die Ladentür 1934 in die Mitte verlegt. Möglicherweise war sie ursprünglich ganz rechts, wo jetzt ein schmales Fenster eingesetzt ist. Die ehemalige Funktion ist an dem Haus bis heute erkennbar und wurde nach der Aufgabe des Geschäftes nicht zurückgebaut.
Hinweis Das Objekt „Fachwerkhaus Chablisstraße 4“ in Oberwesel ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis für den Rhein-Hunsrück-Kreis 2014, S. 46).
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Literatur
Fischer, Ludger / Arbeitsgemeinschaft für Landschafts- und Umweltschutz und für Denkmalpflege e.V. in der Stadt Oberwesel (Hrsg.) (1992)
Heimat Oberwesel. Zwischen Liebfrauen und St. Martin. Ein Stadtführer. S. 85, Oberwesel.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Rhein-Hunsrück-Kreis. Denkmälerverzeichnis Rhein-Hunsrück-Kreis, 22. Mai 2023. S. 46, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Hunsrueck-Kreis., abgerufen am 16.06.2023
Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal (Hrsg.) (2013)
Leitfaden Baukultur. S. 28, o. O.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 921-924, München u. Berlin.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.