Der Bau des zweigeschossigen, traufständigen Backsteingebäudes, bei dem die waagrechte obere Kante des Daches parallel zur Straße verläuft, wurde vom jüdischen Kaufmann Alexander Mayer beauftragt. Die Jahreszahl 1872 sowie die Initialen J. A. S. (Johann Alt Söhne) können dem Querbalken im Eckfenster entnommen werden. Die Fassade besteht aus gelbem Sandstein, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert immer beliebter wurde. Er galt als fortschrittliches, kostengünstiges und feuerfestes Baumaterial. Besonders häufig fand der Stein Verwendung in Fassaden und verdeutlichte die gesteigerten, künstlerischen Ansprüche der Eigentümer. Weitere architektonische Gestaltungsmerkmale im klassizistischen Stil sind Gesimse, profilierte Fenster- und Türgewänder (Ausschrägung ins Mauerwerk) aus Sandstein, welche heute beige gestrichen wurden.
Die Fenster sind typisch für Gebäude, die vor dem 20. Jahrhundert erbaut wurden. Sie wurden durch Sprossen unterteilt, weil die großflächige Glasherstellung noch nicht möglich war. Außerdem verankern sich die Fenster optisch in der Wand und erzeugen ein stimmiges Gesamtobjekt. Die beiden Seiten der Hausfassaden treffen auf einer abgeschrägten Ecke in einem Risalit (ein aus der Fluchtlinie vorspringender Gebäudeteil auf der gesamten Höhe des Objektes) zusammen. Das Ende des Hauses in der Oberstraße wird ebenfalls durch einen Risalit hervorgehoben. Die Fenster im Eckrisalit sind im zweiten Geschoss mit Dreiecksgiebeln betont, wohingegen die übrigen Fenster nur eine horizontale Verdachung aufweisen. Der Balkon wird von zwei seitlich platzierten, verzierten Konsolen „getragen“. Eine Besonderheit stellt der opulente Ädikularahmen (antikes Bauteil aus Säulen, Nische und Segmentbogengiebel) um die Balkontür dar.
Dem Gebäude kommt heute die gemischte Funktion des Wohnens und Arbeitens zu.
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Literatur
Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal (Hrsg.) (2013)
Leitfaden Baukultur. S. 20, o. O.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 981-982, München u. Berlin.
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