Das Schultheißenhaus wurde im Jahr 1624 errichtet. Es war bis 1797 im Besitz der kurfürstlichen Hofkammer.
Aufgaben des Schultheißens Der Schultheiß war Vorsitzender des Schöffengerichts und hatte neben dieser noch weitere Verpflichtungen. Er war für die Gefangenen zuständig und durfte sie nicht vor der Anordnung des Amtmanns entlassen. Zusätzlich war er für die Beaufsichtigung der Torwachen zuständig und verfügte über die Schlüssel der Pforte. Nach dem Verschließen der Stadtmauertore sollte er die Schlüssel dem Amtmann oder Zollschreiber übergeben. Er musste jede Nacht um Mitternacht die Stadtmauer begehen und den Turmwächtern zurufen, dass sie auf ihre Wacht zu achten hätten. Wenn er Lahnstein für kurze Zeit verlassen wollte, so musste er beim Amtmann oder dem Zollschreiber um Erlaubnis bitten und angeben, wo er sich aufhalten würde.
Ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts konnte der Schultheiß das Amt des Zollnachschreibers ausüben. Einer der Schultheißen genoss in Oberlahnstein besonderes Ansehen: Wilhelm Schnaß (1815-1848) gelang es das Gemeinwesen, das in den letzten Jahren von Kur Mainz desorganisiert war, zu ordnen. Als Schnaß erkrankte und auf dem Weg der Besserung war, erschien im Herzoglichen Amt Braubach ein Huldigungsgedicht von Marie Clauswitzer-Hennes, das auf die besonders gelungene Arbeit der Stadtschultheißen Bezug nimmt: „(…) Wie ruhig kannst Du auf dein Wirken blicken. Es liegt vor Dir ein reiches Saatenfeld - Du, den des Fürsten Ehrenzeichen schmücken. Als laute Anerkennung vor der Welt (…)“ (Anzeiger für das Herzogliche Amt Braubach vom 13.06.1863).
Gassen- und Straßenbezeichnungen Neben dem Schultheißenhaus verläuft die „Schultheißengasse“. Sie erhielt am 5. Dezember 1873 diesen Namen. Eine weitere Straße ist nach einem ehemaligen Schultheißen benannt, die „Bürgermeister-Müller-Straße“. Sie ist dem Schultheißen Joseph Müller, der von 1848 bis 1854 seinem Amt nachging, gewidmet. Joseph Müller war anschließend erster Bürgermeister von Oberlahnstein (1854 bis 1861). Die Schultheißengasse verläuft in Richtung des Rheins und grenzt an die „Bürgermeister-Müller-Straße“, die seit dem Jahr 1969 so bezeichnet wird, an.
Das Objekt „Schultheißenhaus in Oberlahnstein“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, S. 54).
(Milena Bagic, Universität Koblenz-Landau, 2016; Bernd Geil, Stadtarchiv Lahnstein, 2020)
Internet lahnstein.de: Lahnsteiner Straßennamen (PDF-Dokument, ca. 73 KB, abgerufen am 25.10.2016)
Literatur
Clauswitzer-Hennes, Marie (1863)
Unserm geliebten Stadtschultheißen Wilhelm Schnaß zu seiner Wiedergenesung, gewidmet von seinen Freunden Alt und Jung. In: Anzeiger für das Herzogliche Amt Braubach, o.S., o. O.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Rhein-Lahn-Kreis. Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, 4. Mai 2016. S. 54, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis, abgerufen am 20.10.2016
Michel, Fritz; Bucher, Peter (1982)
Geschichte der Stadt Lahnstein. S. 60-67, Lahnstein.
Roth, Herbert (1999)
Die beiden Lahnmündungsorte unter Nassauischer Herrschaft (1803-1866). In: Seibert, Hubertus (Hrsg.): Vom Kurfürstlichen Ort zur großen kreisangehörigen Stadt. Die Geschichte Lahnsteins im 19. und 20. Jahrhundert, S. 7-40. Lahnstein.
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