Geschichte, Aufgaben und Organisation der PHuSt
Hubschrauber und Ausstattung der PHuST
Jüngere Entwicklungen
Quellen, Internet, Literatur
Geschichte, Aufgaben und Organisation der PHuSt
Gegründet wurde die PHuSt im April 1974 am Flugplatz Worms, wo allerdings nur ein kleines Bürogebäude zur Verfügung stand. Die zwei Hubschrauber des Typs Bo 105 waren zu dem Zeitpunkt noch in der Fertigung beim deutschen Hersteller Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) in Ottobrunn in Oberbayern. Im Mai 1974 erfolgte der Umzug zum 1971 eröffneten Flugplatz Koblenz-Winningen, da dort durch den Wegzug einer Hubschrauberfirma ein Hangar mit Büroräumen frei geworden war.
Noch im gleichen Jahr trafen nacheinander die beiden ersten Bo 105 mit den Kennzeichen D-HAYA und D-HAYE in Winningen ein. Die beiden Maschinen werden seit ihrer Außerdienststellung als Kunstflug-Hubschrauber von The Flying Bulls genutzt, einem Marketing-Ableger des österreichischen Getränkeherstellers Red Bull GmbH. 1978 kam bei der PHuSt die dritte Bo105 mit der Kennung D-HAYI hinzu.
Im Vordergrund der ursprünglichen Aufgaben standen zunächst - noch bedingt durch die in den 1970ern sehr aktive Terrorgruppe der Roten Armee Fraktion (RAF) - Fahndung und Observation sowie Verkehrs- und Gewässerüberwachung. Dies wandelte sich allmählich in Richtung von Sucheinsätzen nach vermissten Personen und Rettungseinsätzen sowie der Beweissicherung durch Luftaufnahmen.
Zu den Aufgaben der Hubschrauberstaffel zählen heute (nach polizei.rlp.de und volksfreund.de):
- Suche nach vermissten Personen und Fahndung nach Kriminellen,
- allgemeine Kriminalitätsbekämpfung,
- Personen- und Objektschutzmaßnahmen,
- Umwelt- und Gewässerschutz,
- Maßnahmen der Verkehrsüberwachung,
- Beweissicherung und Dokumentation, z.B. mittels TV-Bildübertragung,
- Transport von Führungs- und Einsatzmitteln, z.B. Spezialeinsatzkommandos (SEK), und die
- Unterstützung von Maßnahmen der Luftrettung und der Brandbekämpfung.
Organisatorisch ist die Staffel der Direktion der Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz angegliedert und unterliegt deren Dienst- und Fachaufsicht:
„Durch die Polizeihubschrauberstaffel werden landesweit Aufgaben für die Polizei in Führung und Einsatz, Aus- und Fortbildung, sowie polizeiliche Prävention und Repression wahrgenommen.“ (polizei.rlp.de, 2016)
Vor Ort verfügt die PHuSt über einen eigenen Instandhaltungsbetrieb mit den entsprechenden Werkstätten. Hier werden mit eigenem Personal nicht nur die Routineinspektionen und technischen Wartungen durchgeführt, sondern sogar notwendige Reparaturen an den Fluggeräten. Taktischer Hintergrund dafür ist es, sich - etwa in einem Krisenfall - in möglichst wenigen Abhängigkeiten zu befinden und den Flugbetrieb stets eigenständig gewährleisten zu können.
Rund um die beiden Hubschrauber mit dem Rufnamen „Sperber“ sind 37 Beschäftigte bei der PHuSt tätig (Stand 2016).
Hubschrauber und Ausstattung der PHuST
Nach Ablösung der Fluggeräte vom Typ Bölkow Bo 105 wurden von der PHuSt zwei Mehrzweckhubschrauber des seit 1996 verwendeten Typs EC135 eingesetzt (Hersteller: Eurocopter in Donauwörth, seit 2013 im internationalen Konsortium Airbus Helicopters mit Sitz im französischen Marignane) - seit 2002 der Hubschrauber mit der Luftfahrzeugkennung D-HRPA und seit 2004 die fast identische Maschine D-HRPB.
Im EC135 können neben zwei Personen Flugbesatzung bis zu fünf weitere Einsatzkräfte transportiert werden. Die Maschinen können auch nachts eingesetzt werden und verfügen über eine Reichweite von maximal 615 Kilometer (u.a. abhängig von der mitgeführten Personenlast und Ausrüstung).
Der nur rund zwei Tonnen schwere zweimotorige und vierblättrige EC135 kann durch die erlaubte Zuladung von 900 Kilogramm ein maximales Abfluggewicht von 2.950 Kilogramm erreichen. Die beiden Turbinentriebwerke des Typs Pratt & Whitney PW 206 B2 mit jeweils 609 kW bzw. 828 PS Leistung ermöglichen eine Horizontalfluggeschwindigkeit von bis zu 256 km/h. Die maximale Flughöhe eines EC135 beträgt rund 20.000 ft (engl. feet für Fuß, d.h. etwa 6.100 Meter).
Als ständig mitgeführte Ausrüstung sind ein kreiselgestütztes Kamerasystem mit einer TV-Kamera und eine Wärmebildkamera des Typs FLIR (ForwardLookingInfraRed) am Kufenlandegestell des EC135 angebracht; die Kamera ist nicht fest installiert und kann bei Bedarf in kurzer Zeit abgebaut werden. Ferner verfügt der Hubschrauber über eine Fotoausrüstung und 1.600 Watt starke Suchscheinwerfer SX 16 Nightsun für den Einsatz in der Dunkelheit.
Vornehmlich am Landegestell der Hubschrauber befestigt, können weitere Sonderausrüstungen mitgeführt werden, z.B. Transportlasten an speziellen Außenlasthaken oder Feuerlöschbehälter zum Aufnehmen und Abregnen von Wasser über Brandstellen.
Zur sicheren Durchführung eines Nachtfluges werden unter Einsatzbedingungen Bildverstärkerbrillen an den Helmen der Besatzung angebracht - so genannte „Nachtsichtgeräte“, die die Flugsicht in der Dunkelheit ermöglichen (polizei.rlp.de, 2016).
Im Jahr 2024 wurden die beiden EC135 durch zwei modernere H145 D-3 abgelöst (ein 2020 zugelassener Mehrzweckhubschrauber mit Fünfblatt-Hauptrotor von Airbus Helicopters).
Jüngere Entwicklungen
Mitte / Ende der 1990er-Jahre spielte man im Innenministerium mit dem Gedanken, die Staffel an den ehemaligen Militärflugplatz Hahn zu verlegen, um zusammen mit anderen Projekten dem neuen Zivilflughafen Leben einzuhauchen. Nach langem Hin und Her wurde diese Idee aber abgewendet, die Staffel blieb in Winningen und es wurde dort ein neues Dienstgebäude gebaut.
Eine Mitte der 2010er-Jahre aus Kostengründen angedachte Zusammenlegung des rheinland-pfälzischen Standorts Winningen mit dem im südhessischen Egelsbach (Landkreis Offenbach) scheint mittlerweile vom Tisch zu sein, da laut Informationen des Innenministeriums Rheinland-Pfalz „mittelfristig keine nennenswerten Ersparnisse“ zu erwarten sind. Das Thema stehe aber wohl „frühestens in sieben bis zehn Jahren“ wieder zur Diskussion (rhein-zeitung.de und www.polizei.rlp.de).
Somit wird es auch künftig beim Klatsch und Tratsch über Schadensereignisse oder bei einem vernehmlichen Knattern in der Luft die fachkundig-knappe Unterscheidung der Bevölkerung danach geben, ob nun „die Winninger“ (also ein Hubschrauber der PHuSt), „die Wittlicher“ (der in Wittlich stationierte ADAC-Rettungshubschrauber Christoph 10) oder „die Koblenzer“ (Rettungshubschrauber Christoph 23 vom Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhaus) in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region im Einsatz sind.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016/2024)
Quellen
- Freundliche Hinweise von Herrn Polizeihauptkommissar Manuel Zeimetz, PHuSt Rheinland-Pfalz, 2016/2024.
- Freundliche Hinweise zu den frühen Jahren von Herrn Gerhard Schaible, pensionierter Einsatzpilot der PhuSt Rheinland-Pfalz, 2024.
Internet
www.flugplatz-koblenz-winningen.de: Flugplatz Koblenz-Winningen GmbH (abgerufen 02.06.2016)
de.wikipedia.org: Bölkow Bo 105 (abgerufen 26.08.2024)
de.wikipedia.org: Airbus Helicopters H135 / Eurocopter EC135 (abgerufen 26.08.2024)
de.wikipedia.org: MBB/Kawasaki BK 117 / H145 (BK 117 D-3/D-3m) (abgerufen 26.08.2024)
www.volksfreund.de: Das fliegende Auge der Polizei (Trierischer Volksfreund vom 04.05.2007, abgerufen 27.05.2016)
www.rhein-zeitung.de: Hubschrauber der Polizei bleiben in Winningen (Rhein-Zeitung vom 07.10.2015, abgerufen 27.05.2016)
www.youtube.com: Als Hubschauberpilotin bei der Polizei (SWR Heimat, Menschen in Rheinland-Pfalz vom 22.10.2019, abgerufen 14.05.2020)
www.youtube.com: Polizeihubschrauberstaffel bleibt in Winningen (Blick aktuell TV vom 11.03.2016, abgerufen 14.05.2020)
www.swr.de: „Moderne Videotechnik für Polizeihubschrauberstaffel in Winningen“ (Landesschau-aktuell vom 04.03.2016, abgerufen 27.05.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 14.05.2020)
www.polizei.rlp.de: Polizeihubschrauberstaffel Rheinland-Pfalz (abgerufen 08.06.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.08.2024)