Den ersten Bahnhofsbau 1843 an einem Abzweig der Köln-Mindener Bahnlinie über Mülheim nach Essen als Verbindung zum Rhein hatten die Unternehmer der nahe gelegenen Hüttenwerke durchgesetzt. Die Anlage des Bahnhofs steht am Beginn der Siedlungsentwicklung und der Stadtwerdung von Oberhausen.
Baugeschichte Erbaut 1930-34 durch die Architekten der Reichbahn Herrmann und Schwingels. Ein langgestrecktes, flachgedecktes Gebäude aus vier verschieden hohen kubischen Baublöcken, kontrastreich gegliedert, prägt den Bahnhof. Durch die versetzte winkelförmige Anordnung der Flügelbauwerke zur Haupthalle wird die Horizontale gegliedert, akzentuiert durch den querrechteckigen Wasserturm im Norden. Diese Landmarke ist der einzige Wasser- und Uhrenturm in Deutschland, welcher Bestandteil eines Empfangsgebäudekomplexes ist. Städtebaulich ausgerichtet ist der Turm auf die Achse der Schwartzstraße, welche zum Rathaus führt. Ein Vorgängerbau in Dortmund, das ehemalige Bahnbetriebswerk Dortmund-Süd von 1923-1927, sowie ein Folgebauwerk, das Bahnbetriebswerk Dortmund (Betriebsbahnhof von 1942) bilden die Familie der denkmalgeschützten Doppelbehälterwassertürme im Ruhrgebiet. Die Außenwände aus Ziegelmauerwerk sind gegliedert durch hochrechteckige Felder, welche Fenster und Türen des Erd- und ersten Obergeschosses einschließen und mit Keramikplatten gefasst sind. Sehr geschlossen liegt die zweite Geschossebene, unterbrochen durch schmale hoch rechteckige Fensteröffnungen.
Entstehung des Hauptbahnhofes In der Heide errichtet 1846 die Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft einen nach Schloss Oberhausen benannten Bahnhof und gibt hier den Anstoß zu einer stürmischen Entwicklung. Zwar liegen keine größeren Ortschaften in der Nähe der Bahnstation, wohl aber die Eisenwerke der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen. Dem Bahnunternehmen kommt der Standort gelegen, da es einen Verkehrsknotenpunkt mit zusätzlichen Linien nach Holland plant. Mit der Zinkhütte Altenberg, der chemischen Fabrik Hasenclever, dem Zinkwalzwerk Grillo und der Styrumer Eisenindustrie lassen sich weitere Industrieunternehmen an der Eisenbahn nieder. Gleichzeitig werden abbauwürdige Steinkohlenvorkommen entdeckt. So richtet sich die Verwaltung der Zeche Concordia, auf der 1850 der erste Schacht auf dem späteren Oberhausener Stadtgebiet abgeteuft wird, im Bahnhofsgebäude ein. Bis 1880 entwickelt sich Oberhausen zum wichtigsten Bahnknotenpunkt im Ruhrgebiet.
Ein schlichter Fachwerkbau bildet das erste Stationsgebäude, das bereits 1854 einem aufwendigeren Empfangsgebäude weicht. Gebäude anderer privater Gesellschaften kommen hinzu. 1885 – Oberhausen hat inzwischen Stadtrechte und zählt ca. 17.000 Einwohner – wird ein repräsentativer Centralbahnhof mit Bahnsteighallen und einem Bauwerk im Stil der Frührenaissance errichtet.
Mit der Jahrhundertwende soll Urbanität Einzug halten; Industrieanlagen sollen keine Zukunft mehr in der Innenstadt und rund um den Bahnhof haben. Als die Bahnverwaltung eine Erweiterung des Bahnhofs Oberhausen plant, drängt die Stadt auf einen Neubau, der einem großstädtischen Anspruch entspreche. Diese Ambition löst schließlich der Bau des Hauptbahnhofes mit dem heutigen Empfangsgebäude ein, gesponsert auch mit Mittel der Kommune und der Gutehoffnungshütte. Vorbild wird der Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz.
Erster Wettbewerb der IBA EmscherPark 1990 Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park wird das Empfangsgebäude stil- und denkmalgerecht erneuert und erhält seine 12 Meter hohe Empfangshalle zurück (Umbau: Architekturbüro Böll, Essen). Kriegszerstörungen hatten einen Hallenneubau mit Bali-Kino im Obergeschoss und Ladenpassage im Erdgeschoss erwirkt. Modere Geschäfte prägen nunmehr den Bahnhof. Auch der Vorplatz wird im Zuge der Wiedereinführung der Straßenbahn in Oberhausen attraktiv gestaltet (Quick, Bäckmann, Quick & Kossel, Berlin). Ein komplett renovierter Personentunnel mit neuem Westausgang verbindet nun Bahnhof und Innenstadt mit dem Bürgerzentrum Altenberg und dem LVR-Industriemuseum in der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg, einem neuen Park-and-Ride-Parkplatz (Quick, Bäckmann, Quick & Kossel, Berlin) und dem westlichen Stadtteil. Er erhält zusammen mit dem Umbau der Zinkfabrik Altenberg 2000 eine besondere Anerkennung des Deutschen Städtebaupreises zum Thema: Umgang mit „bedeutsamen Orten“. Der Hauptbahnhof Oberhausen gehört zur Route der Industriekultur.
Kunst im Hauptbahnhof Am Tunnelausgang entsteht 1997 die Skulptur „Bewegung“, Künstler: Gerhard Losemann, Duisburg, am Tunnelübergang zum Empfangsgebäude zieht das Gusseisenrelief „Die Familie“, Ernst Müller-Blensdorf, 1932, wieder ein. Ursprünglich hing es im Wartesaal der 3. Klasse und emigrierte 1976 in eine städtische Grünanlage.
Museumsbahnsteig Ein für den Bahnbetrieb überflüssig gewordener Bahnsteig erhält eine neue Gestaltung als Museumsbahnsteig des Industriemuseums, an dem typische Werksbahn-Fahrzeuge der Eisen- und Stahlindustrie ausgestellt sind. Die Lichtgestaltung erfolgt 2008 durch den Künstlerverein kitev (Kultur im Turm) zusammen mit weiteren Elementen der Stahlindustrie.
Kultur im Turm (kitev) 2013 zieht das Berliner Ateliers Stark in die sanierten Etagen 3-5 des Wasserturmes ein, weitere Planungen zielen auf die Erlebbarkeit der ehemaligen Doppelwasserbehälteranlage sowie eines Empfangs im Erdgeschoss hin.
(Martin Schmidt-Waldbauer, Stadt Oberhausen, 2016)
Baudenkmal Das Objekt „Empfangsgebäude Hauptbahnhof“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 53417 / Denkmalliste der Stadt Oberhausen, laufende Nr. 59 (06.07.1987)).
20 Jahre Deutscher Städtebaupreis der BfG Bank AG. S. 85, Berlin.
Martin, Klaus / Stadt Oberhausen (Hrsg.) (2001)
Hauptbahnhof Oberhausen. Vom „köstlichen Bahnhof“ zum „schönsten Bahnhof in der Region“ oder der unendlich lange und langsame Wandel am Hauptbahnhof von Oberhausen. In: Abenteuer Industriestadt. Oberhausen 1874-1999, (Beiträge zur Stadtgeschichte.) S. 285-436. Oberhausen.
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