Nur wenige Kilometer westlich des Klosters Maulbronn liegt die Domäne Elfinger Hof, eine der ersten Grangien des Klosters. Er gehörte mit dem benachbarten Weinberg zu den wichtigsten wirtschaftlichen Besitztümern des Klosters.
Der Elfinger Hof hatte einen Umfang von 130 bis 150 ha und als Domäne war sie nach der Beschreibung des Oberamts Maulbronn von 1870 190 ha groß (vgl. Hachenberger 1990). Der Hof ist nach dem Grundriss auf der württembergischen Flurkarte von 1835 dargestellt worden. Westlich des Hofes und nördlich des Elfinger Sees befand sich noch ein weiterer Teich. Südlich des Hofes zeigt die aktualisierte Flurkarte von 1891 einen Garten und einen Weg zum trockengelegten Elfinger See.
Aber die Siedlung ist älter als das Kloster Maulbronn. Das Kloster Lorsch erhielt das Dorf bzw. den Weiler Albingheim zwischen 784 und 785 von einem Adeligen namens Ruthart. Damals hieß der Ort Albingheim, später Alaolvingen, dann Albincheim und 826 schließlich Alaholfinchheim. Das Dorf war früher größer als heute. Die Pächter des heutigen Elfinger Hofes hatten beim Pflügen im Gewann Lugäcker immer wieder Mauer- und Gewölbereste angeschnitten, auch seien die ehemaligen Hofstellen an Verebnungen in den Äckern noch stellenweise nachvollziehbar gewesen. Zum Dorf gehörten neben den Gebäuden auch Wiesen, Wälder und Gewässer, die zwischen dem heutigen Elfingen und dem Waldgebiet Erlen westlich des Bahnhofes Maulbronn-West lagen.
Zusammen mit den abgegangenen Orten Mulenhusen westlich von Ölbronn um 801 und Hadardesheim zwischen Ölbronn und Bahnhof Maulbronn-West im Bereich des Gewanns Erlen 798 bis 891/892 gehörte Elfingen vermutlich zu einer gemeinsamen Herrschaft und Pfarrei. Der Zeitpunkt der Verlagerung der Pfarrkirche von Mulenhusen nach Elfingen ist nicht bekannt. Mit der Verlegung der Pfarrkirche wurde Elfingen das wichtigste Dorf der drei kleinen Dörfer. Im 10./11. Jahrhundert existierte nur noch das Dorf Elfingen. In Elfingen befand sich auch ein Herrenhof und eine Kirche des Klosters Weißenburg, der 991 durch den sogenannten Kirchenraub an die Salier fiel. Der größte Teil Elfingens dürfte somit ab Ende des 10. Jahrhunderts zum salischen Hausgut gehört haben. 1100 gehörte das Dorf zum Dotationsgut des Bischofs Johann von Speyer gegründeten Klosters Sinsheim im nördlichen Kraichgau. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts war es kaiserliches Lehen des Pfalzgrafen zu Rhein, anschließend wechselte es in die Hand des Grafen Ludwig von Württemberg, der den Ort dem Kloster Maulbronn als Stiftungsgut übergab und als Gegenleistung ein anderes Reichslehen erhielt. Bei Ankunft der Zisterzienser im Salzachtal waren der Elfinger See und Weinberg möglicherweise bereits vorhanden. Die Übereignung des Dorfes an das Kloster Maulbronn 1154/1155, die Entweihung der Pfarrkirche 1159 und der Umwandlung zu einer klösterlichen Grangie beendeten die Eigenständigkeit Elfingens.
Der Hof wurde ursprünglich von Konversen (Laienmönchen) bewirtschaftet. Aufgrund der abnehmenden Eintritte von Laienmönchen im Laufe des 13. Jahrhunderts und der zunehmenden Konflikte mit den Priester- oder Chormönchen stellte man die Bewirtschaftung zunächst auf Arbeiter und dann auf Verpachtung um (Müller u. Stober 2011, S. 23). Hiermit wurde das Prinzip von „Eigenleistung“ in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vom Kloster Maulbronn aufgegeben.
Der Hof erfüllte eine wichtige Funktion in der Bewirtschaftung des Klosters Maulbronn. Aus dem ursprünglichen Klosterhof ist nach der Auflösung des Klosters Maulbronn 1534/1556 eine Domäne mit einem Weiler und eine eigene Kapelle entstanden. Die Domäne, deren Sondergemarkung 1931 aufgehoben wurde und als Domäne zur Stadt Maulbronn kam, vermittelt heute als Standort strukturell noch einen Eindruck der Klosterlandschaft von Maulbronn, obwohl die Gebäude des Weilers aus neuerer Zeit stammen.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2013, 2021)
Literatur
Andermann, Kurt (1997)
Zur Besitz- und Wirtschaftsgeschichte des Klosters Maulbronn. In: Planck, Dieter (Hrsg.): Maulbronn - zur 850-jährigen Geschichte des Zisterzienserklosters, S. 31-42. Stuttgart.
Burggraaff, Peter / Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2013)
„Extra muros“. Das Zisterzienserkloster Maulbronn in der Landschaft. In: Werksteinabbau und Kulturlandschaft. Chancen und Konflikte für das Natur- und Kulturerbe Dokumentation der Tagung am 22. und 23. März 2013 in Maulbron, S. 116-126. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter (2009)
Kulturlandschaftsanalyse Klosterlandschaft Maulbronn als Beitrag zum Landschafts- und Flächennutzungsplan der VG Maulbronn-Sternenfels. Endbericht: 15.4.2009. (Gutachten im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 25 – Denkmalpflege, Regierungspräsidium Karlsruhe und der Stadt Maulbronn (nicht veröffentlicht).) Köln u. Kelberg.
Legner, Patricia u.a. (2012)
Landschaftsplanerische Gesamtperspektive Klosterlandschaft Maulbronn. (Gutachten im Auftrag des Ministerium für Finanzen und Wirtschaft vertreten durch das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.) Stuttgart.
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