Der Name „Kleinfrankreich“ stammt offenbar aus der Franzosenzeit (1794-1815). Während dieser Zeit wurde das linke Rheinufer zunächst von der französischen Armee erobert und 1798 in das „Rhein-Mosel-Departement“ eingegliedert. Die dortige Bevölkerung unterstand somit der französischen Zivilverwaltung, lernte Französisch und erhielt ab 1801 auch die französische Staatsbürgerschaft.
Im Jahr 1797 heiratete Anton Heschong, der im Dienst der französischen Armee als Hufschmied arbeitete, Anna Catharina Dung. Das Ehepaar siedelte sich im Bereich der Kreuz- und Ravensburgerstraße an, woher wahrscheinlich der Name „Kleinfrankreich“ stammt. Anton Heschong ist der einzige französische Soldat, der sich in Wadenheim ansiedelte. Durch den Wiener Kongress (1814-1815) wurde die Region später dem Königreich Preußen zugeordnet.
Die Napoleonischen Kriege hatten zufolge, dass Wadenheim über Jahrzehnte verschuldet war. Die Bevölkerung musste zur Schuldentilgung Sonderzahlungen entrichten und auf bestimmte Rechte verzichten, wie etwa den kostenlosen Gebrauch von Walddeputaten. 1851 wurde ein Bürgereinzugsgeld genehmigt, wodurch Hinzuziehende eine Gebühr zu entrichten hatten. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die ortsansässige Bevölkerung nicht gut auf die Franzosen zu sprechen war und den Namen „Kleinfrankreich“ zunächst abwertend verwendeten. Dies änderte sich aber im Laufe der Zeit und ortsansässige Bürger sagen heute noch stolz: „Mir kunn ous Kleinfrankreich“ („Wir kommen aus Kleinfrankreich“).
(Vanessa Bindarra, Universität Koblenz-Landau, 2016)
Internet
www.kreis-ahrweiler.de: Eine Kindheit in „Kleinfrankreich“, Die „Goldenen zwanziger Jahre“ in Bad Neuenahr (abgerufen 18.02.2016)