Tore der historischen Stadt Sankt Goarshausen

Stadttor, Wassertor

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Sankt Goarshausen
Kreis(e): Rhein-Lahn-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 09′ 3,17″ N: 7° 43′ 24,98″ O 50,15088°N: 7,72361°O
Koordinate UTM 32.408.812,47 m: 5.556.186,31 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.408.851,09 m: 5.557.969,24 m
Die damaligen Zugänge zur Stadt Sankt Goarshausen waren durch zwei Stadttore und drei Wassertore sichergestellt. Die Überreste der Tore sind im heutigen Stadtbild größtenteils noch eindeutig sichtbar und sind ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigung.

Die Stadttore
Deutlich zu erkennen ist heute noch das im Osten gelegenen obere Stadttor. Er grenzt unmittelbar an den viereckigen Turm an und liegt am Ende der Burgstraße. Das im Westen gelegene untere Stadttor befand sich am anderen Ende der heutigen Burgstraße auf Höhe des Fußwegs zur Burg. Über eine Steinbrücke führte der Weg aus der Stadt, über den Forstbach, auf die damals noch unbebaute angrenzende Wiesenfläche nach Wellmich. Die Bürger der Stadt waren reihum, bis auf Geistliche, Beamte und Lehrer, dazu verpflichtet, Wachtdienst an den Toren und an der Stadtmauer zu leisten. Konnte ein Bürger seinen Dienst nicht wahrnehmen, so musste dieser eine Ersatzperson beauftragen und entlohnen. Die Tore wurden an Sonn- und Feiertagen für die Zeiten des Gottesdienstes geschlossen, damit die mit der Wacht beauftragten Bürger nicht verhindert waren an diesem teilzunehmen. Außerdem wurden die Tore mit Einbruch der Nacht geschlossen. Wer danach noch in die Stadt wollte, musste drei Kreuzer entrichten. Die Nachtwache wurde von ehrenamtlichen „Nachtswächtern“ ausgeführt, welche mit eigenen Waffen ausgestattet waren. Die „Nachtswächter“ hatten ein hohes Ansehen innerhalb der Gesellschaft. Dies lässt sich daran erkennen, dass in alten Kirchbüchern neben ihren Namen auch der Titel „Nachtswächter“ beigefügt war.

Die Wassertore
Die alte Stadt Sankt Goarshausen verfügte zusätzlich über drei Wassertore. Bei diesen besonderen Bauwerken handelte es sich um in die Stadtmauer eingelassene Unterführungen. Diese führten von der inneren Gasse zum Rhein und sind noch heute vom Rheinufer aus deutlich zu sehen und sogar teilweise noch zugänglich. Das obere, zum viereckigen Turm hin gelegene Wassertor ist das „Abrahamtor“, dessen ungewöhnliche Namensherkunft nicht ergründet ist. Das mittlere Tor ist das „Rappentor“ und das Untere, am Plan gelegene, ist das „Plantor“. Letzteres ist noch heute vom Plan aus begehbar und führt zum Rheinufer. Zeichnungen aus dem Jahre 1608 von Wilhelm Dilich (1571-1650) zeigen lediglich das „Plantor“. Hieraus lässt sich vermuten, dass die beiden anderen Tore eventuell erst später entstanden sind.
Die Wassertore hatten gleich mehrere Funktionen. Zum einen dienten sie der Beschaffung von Nahrung für die zahlreichen in der Stadt lebenden Fischer und Schiffer. Ohne die Wassertore hätte es keinen direkten Zugang zum Rhein gegeben, weil die Stadtmauer direkt in den Rhein abfiel und es somit keinen Uferweg gab. Die Tore waren somit lebensnotwendig und dienten dem Anlegen und Festmachen von Booten. Zum anderen diente der Zugang zum Wasser der Brandbekämpfung. Die Tore waren mit schweren Eisenflügeln versehen, welche ebenso wie die Stadttore abends und im Krieg geschlossen wurden. Außerdem boten die Eisenflügel Schutz bei Eisgang.
Die Wassertore wurden bei Errichtung der Rheinstraße um 1840 bewusst erhalten und mit Torgewölben unter der Straße zugänglich gehalten. Durch darauf folgende Straßenbaumaßnahmen und der Tieferlegung der Kleinbahngleise vor der Rheinuferstraße wurden die Gewölbe größtenteils zugebaut.

(Constantin Becher, Universität Koblenz-Landau, 2015; freundliche Hinweise von Herrn Werner Bonn, Archivar der Stadt Sankt Goarshausen, 2015, und Herrn Heinz Heil, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Sankt Goarshausen)

Internet
http://www.st-goarshausen.de: Die Wassertore (abgerufen 16.12.2015)
http://www.st-goarshausen.de: Die Stadttore (abgerufen 16.12.2015)

Literatur

Custodis, Paul-Georg; Frein, Kurt (1981)
St. Goarshausen mit Burg Katz und Patersberg. (Rheinische Kunststätten, Heft 258.) S. 6-10, Neuss.

Tore der historischen Stadt Sankt Goarshausen

Schlagwörter
Ort
56346 Sankt Goarshausen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Constantin Becher: „Tore der historischen Stadt Sankt Goarshausen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-246973 (Abgerufen: 25. April 2024)
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