Stromberger Neuhütte bei Daxweiler

Sahlershütte, Sahlershütt, Schultheißen Mühle, Pasterts Hütte

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Daxweiler, Seibersbach
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 58′ 4,39″ N: 7° 43′ 48,58″ O 49,96789°N: 7,73016°O
Koordinate UTM 32.408.935,12 m: 5.535.832,99 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.408.973,89 m: 5.537.607,92 m
  • Stromberger Neuhütte bei Daxweiler (2014)

    Stromberger Neuhütte bei Daxweiler (2014)

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Geschichtliche Entwicklung und Besitzverhältnisse
Herr von Griesheim, Miteigentümer der Stromberger Hütte, gründete in den Jahren 1710 bis 1712 die Stromberger Neuhütte. Zu dieser Zeit existierte an dieser Stelle des Guldenbachs bereits die „Schultheißen Mühle“, die Griesheim erweiterte und umbaute. Bereits 1719 wurde der Neuwieder Hüttenmeister Jakob Pastert Rechtsnachfolger von Griesheim. Aufgrund dessen trug die Hütte in der ersten Häfte des 18. Jahrhunderts im Volksmund den Namen „Pasterts Hütte“. Die Pasterts führten die Hütte sehr erfolgreich. Im Jahr 1764 heirateten Pasterts Enkeltöchter die Gebrüder Daniel und David Sahler. Daher war die Hütte bis Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Namen „Sahlershütte“ bekannt.
Das Inventar der Hütte betrug im Jahre 1801 unter anderem 9 Wagen, 3 Chaisen, 19 Pferde, 16 Kühe, 2 Stiere und 21 Schweine.
1826 heiratete der Arzt Dr. med. Wandesleben Ida Maria Katharina Sahler. Von diesem Zeitpunkt an war Dr. Wandesleben Besitzer der Hütte, die Geschäfte führte bis 1854 seine Schwiegermutter und von 1854 bis 1862 seine Frau Ida. Die vier Söhne des Ehepaars Rudolf, Heinrich, Hermann und Friedrich Wandesleben führten die Hütte ab 1871 bis 1885 unter dem Firmennamen „Gebrüder Sahler“ und von 1885 bis 1899 unter „Gebrüder Wandesleben“. In den Jahren 1898 und 1899 schieden die Brüder Friedrich und Rudolf als Teilhaber aus. Die Firma wurde 1899 in eine GmbH überführt, wodurch die verbliebenen Brüder nicht mehr mit dem vollständigen Vermögen haftbar waren. Ab dann bezeichnete sich die Firma als „Gebrüder Wandesleben GmbH“. Die Stromberger Neuhütte wurde am 15.10.1912 an die Firma „Gebrüder Puricelli“ verkauft. Im Jahr 1932 erfolgte die Stilllegung der Eisenhütte aufgrund mangelhafter Rentabilität. In den folgenden Jahren kam es zum Abriss der meisten Werkbauten. Heute existieren nur noch wenige Gebäude des ehemaligen Hüttenkomplexes, unter anderem die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Villa, ein Jagdschloss und das Magazin.

Landwirtschaftliche Besitzungen
Zur Stromberger Neuhütte gehörte ein umfangreicher landwirtschaftlicher Betrieb, der 1912 in den Besitz von Olga Kirsch-Puricelli überging. Die landwirtschaftliche Tätigkeit begründete sich in dem hohen Bedarf nach Gespannen, die für den Transport von Gütern im infrastrukturell schlecht erschlossenen Guldenbachtal gebraucht wurden. Diese transportierten die zur Eisenverhüttung notwendigen Rohstoffe wie Holzkohle, Erze und Formsand zum Hochofen und waren für den Abtransport der Fertigwaren notwendig. Im Jahre 1770 pachteten die Sahlers den kurpfäzischen Hof in Daxweiler. Sie begründeten die Pacht des Gutshofes mit einem Futtermangel für das Zugvieh, welcher aus mangelnder landwirtschaftlicher Fläche resultierte. Im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte der Ankauf sämtlicher Wiesen zwischen der ehemaligen Stromberger Hütte und der Stromberger Neuhütte. Im Jahr 1899 besaß die Stromberger Neuhütte circa 50 ha landwirtschaftliche Fläche. Als der Hochofen im Jahre 1883 stillgelegt und am 2.10.1889 die Hunsrückquerbahn eröffnet wurde, war der große Fuhrpark nicht mehr notwendig. Die landwirtschaftlichen Tätigkeiten wurden jedoch, trotz wirtschaftlicher Unrentabilität, in kleinerem Umfang weitergeführt.

Die Hütte als Arbeitgeber
Die Stromberger Neuhütte entwickelte sich ab Ende des 18. Jahrhunderts zu einem wichtigen lokalen Arbeitgeber. 1786 arbeiteten 38 Menschen für die Hütte, während des Aufschwungs in französischer Zeit 150. Die Belegschaft nahm ab Mitte des 19. Jahrhunderts ab, da wirtschaftliche Schwierigkeiten einen Arbeitsplatzabbau verursachten. Anfang des 20. Jahrhunderts stieg die Belegschaft wieder an und erreichte 1924 120 Personen. Neben den direkt an bei der Hütte angestellten Personen fanden viele weitere Personen Arbeit als eigenständige oder angestellte Lieferanten von Fremdunternehmen.

Erzeugte Produkte
Die Stromberger Neuhütte war auf die Erzeugung von Eisenwaren ausgerichtet, die für den täglichen Bedarf benötigt wurden. Im Jahr 1810 wurden 201.000 kg Töpfe, 16.000 Blöcke und eine große Menge Eisen erzeugt. Im Jahre 1899 fertigte man täglich 10 bis 12 Tonnen Gusseisen zu Öfen, Rohren, Ständern, Rädern, Kesseln und Töpfen.

Rohstoffbezug
Die Stromberger Neuhütte war insbesondere auf Roheisen sowie Holzkohle angewiesen. Im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Warenbezug überwiegend aus einem Umkreis von 30 km. Die mangelhafte Infrastruktur machte einen aufwändigen Import der Rohstoffe über weite Distanzen unmöglich.
Die heute ausgedehnten Wälder des Soonwaldes lieferten große Mengen Holzkohle. Die Stromberger Neuhütte benötigte beispielsweise im Jahr 1809 rund 9000 Festmeter Holz, woraus 866.250 kg Kohle hergestellt werden konnten. Zur Erzeugung von 1 kg Kohle wurden 7,5 kg Holz benötigt. Daher wurden jährlich circa 80 ha bestockter Soonwaldfläche für die Holzkohleherstellung für die Stromberger Neuhütte genutzt. Der Holzverbrauch verminderte sich erst, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Holzkohle durch Koks ersetzt wurde.
Das Roheisen wurde überwiegend in regionalen Erzgruben gewonnen. Das Soonwälder Eisenerz weißt dabei eine sehr geringe Qualität auf, weshalb vergleichsweise große Mengen Eisenerz gebraucht wurden. Die infrastrukturellen Verbesserungen im laufenden 19. Jahrhundert führten dazu, dass die lokalen Erzgruben weitestgehend aufgegeben und Roheisen importiert wurde.
Der Bau der Hunsrückquerbahn ging mit dem Bau des Bahnhofs „Stromberger Neuhütte“ einher. Dieser Verband die Stromberger Neuhütte auf kurzem Wege mit dem Schienennetz.

(Jörn Schultheiß, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Bauer, Erich (2007)
Der Soonwald. Auf den Spuren des Jägers aus Kurpfalz. Seibersbach (2. Auflage).
May, Dieter (2005)
Seibersbach - Meine Heimat. Zeugnisse und Geschichten aus alter Zeit. Seibersbach.
Palm, V. (1949)
50 Jahre Gebrüder Wandesleben GmbH. Stromberg/Hunsrück.
Schmitt, Robert (1961)
Geschichte der Rheinböllerhütte. (Schriften zur Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsgeschichte.) Köln.

Stromberger Neuhütte bei Daxweiler

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Stromberger Neuhütte
Ort
55442 Daxweiler
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1710 bis 1712, Ende 1932

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„Stromberger Neuhütte bei Daxweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245982 (Abgerufen: 1. Mai 2024)
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