In der Nähe der ehemaligen Bahnlinie, die zwischen Liblar bei Köln über die Grafschaft und das Ahrtal bis nach Trier reichen sollte um Truppenbewegungen während des Krieges Richtung Westen zu ermöglichen, findet sich eine neugebaute Weinbergskapelle. Sie befindet sich direkt neben dem alten Bahndamm und unweit der alten Brückenpfeiler im Adenbachtal. Durch Spenden finanziert wurde das Gebäude durch die Winzerbruderschaft St. Urban im Jahr 1995 hier errichtet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Winzer- und Weinbruderschaft bereits im Jahr 1372. Sie versteht sich heute als ein Verein zur Förderung gemeinnütziger und mildtätiger Zwecke. Errichtet wurde die Weinbergskapelle zur Ehren des heiligen Papstes Urban I., der von 222 bis 230 Bischof von Rom war. Er gilt als Schutzpatron der Winzer, Weinberge und Küfer.
Der Zeitraum des Baus erstreckte sich vom ersten Spatenstich am 2. Dezember 1993 bis zur Einweihung am 1. Oktober 1995 über nahezu zwei Jahre.
Direkt neben der Kapelle befindet sich eine alte Weinkelter aus dem Jahr 1794. Leider ist das vorhandene Gerät unvollständig. Der Bottich, der die zu kelternden Trauben aufnahm, fehlt. Das sich über der Kelter befindliche schiefergedeckte Dach wurde nachträglich angebracht. Weinkeltern dienen schon seit langer Zeit zum Entsaften der reifen Trauben durch Pressen. Vor dem ersten Einsatz von mechanischen Kelterapparaten durch die Römer, wurden Weintrauben durch das Ausstampfen mit den Füßen entsaftet.
Als technische Neuerung zogen nacheinander die Baumkelter und die Spindelkelter in den Weinbau ein. Bereits durch die Römer wurde die sogenannte Baumkelter genutzt. Diese bauten dadurch Druck auf einen Bottich aus, dass an einem langen Arm ein Gewicht, meist ein Stein, hochgezogen wurde. Die Auflagefläche des Arms war direkt über dem Kelterbottich. Die Baumkelter war im Prinzip ein einseitiger Hebel, der, je größer das Gewicht der Steine und je weiter dieses vom Bottich entfernt war, mehr Druck aufbaute. Der Stein wurde angehoben, indem die sogenannten Kelterknechte den Stein über ein Gewinde in die Höhe schraubten. Meist wurde mehrfach gepresst und die Trauben wieder mit Wasser aufgefüllt.
Die hier vorhandene Kelter ist eine sogenannte Spindelkelter. Dabei wird durch einen nach unten gerichteten Druck die notwendige Kraft aufgebracht um die Trauben auszupressen. Der über dem Bottich angebrachte Block wurde über eine Spindel nach unten gedreht und der gewonnen Saft aufgefangen. Das Prinzip ist mit dem des Buchdrucks im Mittelalter zu vergleichen. Im Vergleich zu Baumkeltern benötigten Spindelkeltern meist deutlich weniger Platz.
Heutzutage verwendet man zum Keltern meist Luftdruck oder ein Unterdruckverfahren.
(Simone Jakobi, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Internet
www.alt-ahrweiler.de: Heimatverein Alt Ahrweiler (abgerufen 28.11.2015)