Heute hat der Turm an seiner imposanten Mächtigkeit aufgrund der Aufschüttung der Rheinuferstraße an Höhe verloren. Betroffen ist das ganze unterste Geschoss, welches als Verlies diente. Die Einstiegsöffnung lag oberhalb dieses Geschosses und war über den Wehrgang der Mauer zu erreichen. Sie liegt heute in etwa auf Höhe der Straßenfläche. Das unterste Geschoss wurde aufgrund seiner Lage regelmäßig bei hohem Wasserstand des Rheins umspült und geflutet. Über dem damaligen Erdgeschoss verfügte der Turm über vier weitere Stockwerke, welche durch Fenster, Kamine, Abort und Wasserstein versehen bewohnbar waren.
Der Turm bot besonders in Kriegs- und Wassernöten Zuflucht für die Bewohner der Stadt. Das fünfte und oberste Stockwerk diente als Wehrplattform, welche vermutlich um 16. Jahrhundert zu einem weiteren Wohnraum ausgebaut wurde. Bei dem Dach des Turmes handelt es sich um ein vierkantiges Spitzdach. Die Stockwerke sind ab der Höhe des ehemaligen Wehrgangs, also ab der zweiten Etage über eine aus Stein erbaute Wendeltreppe miteinander verbunden. Die Treppe mündet im Dach in einem kleinen Turm. Dieser diente dem Turmwächter um das Vorfeld und den Rhein zu überwachen.
An der Ostseite des eckigen Turms befindet sich noch eine Pechnase. Hierbei handelt es sich um einen hervorragenden Balkon mit Gussloch. Durch diese konnte dem Feind geschmolzenes Pech oder heißes Öl übergeschüttet werden.
An der Nordseite des Turms erkennt man heute noch Überreste einer Treppe, welche zum Wehrgang führte und durch den Turm mit der Rheinmauer verbunden war. Der Wehrgang diente zum Schutz des an den Turm angrenzenden Stadttors.
Nachdem der Turm seine Schutzfunktion weitestgehend verloren hatte, wurde er als Heu- und Strohlager genutzt. Danach nutzte man den Turm um im untersten Geschoss Schnaps zu brennen. Während dieser Nutzung kam es im Jahre 1873 zu einem schweren Brand, bei dem das Innere des Turms gänzlich zerstört wurde. In den Jahrzenten nach dem Brand wurde der Turm jedoch renoviert und das Dach wiederhergestellt, sodass der Turm bis heute erhalten blieb.
Der viereckige Turm als ein Teil der Stadtbefestigung ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Rhein-Lahn-Kreis, S. 49) und befindet sich in der Burgstraße 35. Er erhielt 1975 einen dem mittelalterlichen Aussehen angepassten weiß gestrichenen Putz mit farblich abgesetzten Architekturgliedern.
(Constantin Becher, Universität Koblenz-Landau, 2015 / freundliche Hinweise von Herrn Werner Bonn, Archivar der Stadt Sankt Goarshausen, 2015)
Internet
www.rheintourist.de: St. Goarshausen (abgerufen 30.11.2015)
www.regionalgeschichte.net: Stadtbefestigung von St. Goarshausen (abgerufen 30.11.2015)
www.st-goarshausen.de: Mauern und Türme (abgerufen 30.11.2015)