Die Höhle wurde 1773 zufällig entdeckt und ist seit 1927 der Öffentlichkeit zugänglich. Im Winterhalbjahr finden in der Aggertalhöhle zahlreiche Fledermäuse Zuflucht. Unter anderem unsere größte heimische Fledermausart, das seltene Große Mausohr, hat hier eines der wichtigsten Winterquartiere in der Region.
Die Aggertalhöhle wird seit 1995 vom Arbeitskreis Kluterthöhle e. V. wissenschaftlich betreut und erforscht. Sie ist in der Regel von Ostern bis Ende Oktober für Besucher geöffnet. Der Führungsweg selbst hat eine Länge von 270 m mit einem Höhenunterschied von ca. 10 m und ist gut zu begehen. Teile sind auch mit Rollstuhl zu befahren. Ganzjährig herrscht eine Temperatur von 6 - 8 Grad. Eine Führung dauert rund eine Stunde.
(Heimat- und Verschönerungsverein von 1866 e. V. Ründeroth in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Oberberg, 2015. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege.)
Das Bergische Land im Devon
Vor etwa 390 Millionen Jahren – im frühen Mitteldevon (Eifelium) – befand sich ein Großteil Europas noch auf der Südhalbkugel, etwa zwischen 10 Grad und 15 Grad südlicher Breite. Dem Südrand des ehemaligen Festlandkomplexes Laurussia war ein Flachmeerbereich vorgelagert, in dem sich die ersten devonischen Korallen-/Schwamm-Riffe entwickelten. Während das Festland karg und überwiegend wüstenhaft aussah, entstanden an den Küsten- und Flusssäumen erste bescheidene Vegetationsgürtel.
Im Meer jedoch, und hier besonders auf untermeerischen Erhebungen und im Flachwasserbereich, siedelten zahlreiche Riffbildner wie Schwämme, vor allem die sog. Stromatoporen, verschiedene Korallen, Moostierchen und Kalkalgen. Ihre Kalkskelette bildeten die eigentlichen Riffkörper, die von Armfüßern, Muscheln, Schnecken, Seelilien, Tintenfischen, zahlreichen Kleinorganismen und frühen
Fischen bewohnt wurden. Zusammen mit dem Riffschutt und Kalkschlamm entstanden daraus später Kalksteinabfolgen von stellenweise mehreren hundert Metern Mächtigkeit. Diese hochkomplexen Ökosysteme erstreckten sich über Hunderte von Kilometern und ähnelten heutigen tropischen Riffen.
Vom Meer zum Gebirge
Im Laufe des späten Karbons, der „Steinkohlenzeit“ vor rund 300 Millionen Jahren, wurden die Gesteinsschichten von der Plattentektonik der sog. variszischen Gebirgsbildung erfasst und aufgefaltet. Das heutige Bergische Land gehört als Teil des Rheinischen Schiefergebirges zu diesem damals mächtigen Gebirgsstrang. Die so entstandenen Gebirge wurden daraufhin in Jahrmillionen eingerumpft und erodiert.
Eine Höhle entsteht
Erst viel später wurden die Kalksteinschichten durch Kohlensäure des Grundwassers und Huminsäuren der Deckvegetation angelöst. Dabei folgten die Lösungen häufig den durch die Gebirgsbildung entstandenen Schwächezonen und weiteten Klüfte zu Gang- und Höhlensystemen. Generell kann man also sagen: je reiner und mächtiger der Kalk, umso effektiver konnte eine Höhlenbildung stattfinden.
Fossilien im Kalkstein
Zu den wichtigsten „Erbauern“ der mitteldevonischen Riffe zählten Kalkschwämme (Stromatoporen). Je nach Standort und Strömungsenergie konnten sie ganz unterschiedliche Formen annehmen.
Korallen kamen in zwei heute ausgestorbenen Gruppen vor. Die rugosen Korallen bildeten häufig einzeln stehende Kelche, aber auch ästige Formen oder massive, meist halbkugelige Korallenstöcke. Die stets koloniebildenden tabulaten Korallen exisierten in unterschiedlichsten Wuchsformen: von massiv halbkugel- bis fladenförmig, ästig, oder filigran inkrustierend.
Stielglieder von Seelilien (Crinoiden) und die Reste von Armfüßern (Brachiopoden) sind ebenfalls häufig vertreten. Die heute sehr seltenen Seelilien gehören, wie Seeigel und Seesterne, zu den Stachelhäutern. Im mitteldevonischen Flachmeer siedelten an manchen Stellen ganze „Wälder“ von Seelilien. Die Armfüßer ähneln mit ihren zweiklappigen Schalen den Muscheln, mit denen sie aber nicht verwandt sind. Sie bilden eine eigene Gruppe, die im Devon sehr artenreich war; auch heute leben noch etwa 300 Arten. Die meisten Arten sind über einen Stiel am Untergrund festgewachsen – so auch im Devon. Vom Leben am Land zeugen zahlreiche Pflanzensporen, die sich vor allem in dunklen Mergeln finden. Sie sind als dünne Lagen häufig in die Kalksteine eingeschaltet.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2019)
Hinweis
Die Aggertalhöhle war Station der Archäologietour Oberberg 2019 (siehe Infoblatt in der Medienleiste).
Internet
www.aggertalhoehle.de (abgerufen 22.0.2016)
www.akkh.de: Die Aggertalhöhle (abgerufen 22.0.2016)