Aggertalhöhle

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Naturschutz, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Engelskirchen
Kreis(e): Oberbergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 59′ 36,6″ N: 7° 26′ 58,2″ O 50,9935°N: 7,4495°O
Koordinate UTM 32.391.189,58 m: 5.650.246,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.601.806,79 m: 5.651.924,33 m
  • Fledermausart Großes Mausohr (2004)

    Fledermausart Großes Mausohr (2004)

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  • Eingang der Aggertalhöhle (2014)

    Eingang der Aggertalhöhle (2014)

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  • Archäologietour Oberberg 2019, Geologie der Aggertalhöhle, Infoblatt (PDF-Dokument)

    Archäologietour Oberberg 2019, Geologie der Aggertalhöhle, Infoblatt (PDF-Dokument)

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  • PDF-Flyer "Ründeroth - Auf den Spuren der Kulturlandschaft" (2015, 12 MB).

    PDF-Flyer "Ründeroth - Auf den Spuren der Kulturlandschaft" (2015, 12 MB).

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    Biologische Station Oberberg
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Die Aggertalhöhle ist durch Auswaschungen des Gesteins entstanden und mit 1071 Metern Gesamtlänge die längste Höhle im Rheinland. Der Gesamthöhenunterschied in der Höhle beträgt 31 Meter. Unter den Höhlen Deutschlands nimmt die Aggertalhöhle eine Sonderstellung ein. Im Gegensatz zu reinen Tropfsteinhöhlen zeigt sie eindrucksvoll die geologische Geschichte des Gebietes. Vor etwa 370 Millionen Jahren, im unteren Mitteldevon, herrschten in Mitteleuropa noch Verhältnisse, wie wir sie heute nur aus der Südsee kennen. Tropische Korallenriffe auf untermeerischen Erhebungen und in Gebieten mit flachem Wasser beherrschten damals das Bild des Meeresbodens. In tiefer gelegenen Meeresbereichen sammelte sich Riffschutt, der von der Meeresbrandung aus den Riffen geschlagen worden war. Diese Gesteinsschichten wurden im Karbon von der variskischen Gebirgsbildung erfasst und aufgefaltet. Das heutige Rheinische Schiefergebirge ist ein Teil des damals mächtigen Gebirgsstranges. In den Kalkschichten dieses Gebirges konnte sich durch die lösende Wirkung kohlensauren Grundwassers das Gangsystem der Aggertalhöhle entwickeln. Tonschieferschichten im Deckgebirge über der Höhle verhinderten weitgehend, dass mit gelöstem Kalk beladenes Wasser in die trockenfallenden Höhlenräume eindringen und größere Tropfsteine bilden konnte. Dadurch ist eine einzigartige unterirdische Karstlandschaft erhalten geblieben, die uns Einblicke in das Leben im Meer vor rund 370 Millionen Jahren sowie in das Werden eines Gebirges und einer Höhle gewährt.

Die Höhle wurde 1773 zufällig entdeckt und ist seit 1927 der Öffentlichkeit zugänglich. Im Winterhalbjahr finden in der Aggertalhöhle zahlreiche Fledermäuse Zuflucht. Unter anderem unsere größte heimische Fledermausart, das seltene Große Mausohr, hat hier eines der wichtigsten Winterquartiere in der Region.

Die Aggertalhöhle wird seit 1995 vom Arbeitskreis Kluterthöhle e. V. wissenschaftlich betreut und erforscht. Sie ist in der Regel von Ostern bis Ende Oktober für Besucher geöffnet. Der Führungsweg selbst hat eine Länge von 270 m mit einem Höhenunterschied von ca. 10 m und ist gut zu begehen. Teile sind auch mit Rollstuhl zu befahren. Ganzjährig herrscht eine Temperatur von 6 - 8 Grad. Eine Führung dauert rund eine Stunde.

(Heimat- und Verschönerungsverein von 1866 e. V. Ründeroth in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Oberberg, 2015. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege.)

Das Bergische Land im Devon
Vor etwa 390 Millionen Jahren – im frühen Mitteldevon (Eifelium) – befand sich ein Großteil Europas noch auf der Südhalbkugel, etwa zwischen 10 Grad und 15 Grad südlicher Breite. Dem Südrand des ehemaligen Festlandkomplexes Laurussia war ein Flachmeerbereich vorgelagert, in dem sich die ersten devonischen Korallen-/Schwamm-Riffe entwickelten. Während das Festland karg und überwiegend wüstenhaft aussah, entstanden an den Küsten- und Flusssäumen erste bescheidene Vegetationsgürtel.
Im Meer jedoch, und hier besonders auf untermeerischen Erhebungen und im Flachwasserbereich, siedelten zahlreiche Riffbildner wie Schwämme, vor allem die sog. Stromatoporen, verschiedene Korallen, Moostierchen und Kalkalgen. Ihre Kalkskelette bildeten die eigentlichen Riffkörper, die von Armfüßern, Muscheln, Schnecken, Seelilien, Tintenfischen, zahlreichen Kleinorganismen und frühen
Fischen bewohnt wurden. Zusammen mit dem Riffschutt und Kalkschlamm entstanden daraus später Kalksteinabfolgen von stellenweise mehreren hundert Metern Mächtigkeit. Diese hochkomplexen Ökosysteme erstreckten sich über Hunderte von Kilometern und ähnelten heutigen tropischen Riffen.

Vom Meer zum Gebirge
Im Laufe des späten Karbons, der „Steinkohlenzeit“ vor rund 300 Millionen Jahren, wurden die Gesteinsschichten von der Plattentektonik der sog. variszischen Gebirgsbildung erfasst und aufgefaltet. Das heutige Bergische Land gehört als Teil des Rheinischen Schiefergebirges zu diesem damals mächtigen Gebirgsstrang. Die so entstandenen Gebirge wurden daraufhin in Jahrmillionen eingerumpft und erodiert.

Eine Höhle entsteht
Erst viel später wurden die Kalksteinschichten durch Kohlensäure des Grundwassers und Huminsäuren der Deckvegetation angelöst. Dabei folgten die Lösungen häufig den durch die Gebirgsbildung entstandenen Schwächezonen und weiteten Klüfte zu Gang- und Höhlensystemen. Generell kann man also sagen: je reiner und mächtiger der Kalk, umso effektiver konnte eine Höhlenbildung stattfinden.

Fossilien im Kalkstein
Zu den wichtigsten „Erbauern“ der mitteldevonischen Riffe zählten Kalkschwämme (Stromatoporen). Je nach Standort und Strömungsenergie konnten sie ganz unterschiedliche Formen annehmen.
Korallen kamen in zwei heute ausgestorbenen Gruppen vor. Die rugosen Korallen bildeten häufig einzeln stehende Kelche, aber auch ästige Formen oder massive, meist halbkugelige Korallenstöcke. Die stets koloniebildenden tabulaten Korallen exisierten in unterschiedlichsten Wuchsformen: von massiv halbkugel- bis fladenförmig, ästig, oder filigran inkrustierend.
Stielglieder von Seelilien (Crinoiden) und die Reste von Armfüßern (Brachiopoden) sind ebenfalls häufig vertreten. Die heute sehr seltenen Seelilien gehören, wie Seeigel und Seesterne, zu den Stachelhäutern. Im mitteldevonischen Flachmeer siedelten an manchen Stellen ganze „Wälder“ von Seelilien. Die Armfüßer ähneln mit ihren zweiklappigen Schalen den Muscheln, mit denen sie aber nicht verwandt sind. Sie bilden eine eigene Gruppe, die im Devon sehr artenreich war; auch heute leben noch etwa 300 Arten. Die meisten Arten sind über einen Stiel am Untergrund festgewachsen – so auch im Devon. Vom Leben am Land zeugen zahlreiche Pflanzensporen, die sich vor allem in dunklen Mergeln finden. Sie sind als dünne Lagen häufig in die Kalksteine eingeschaltet.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2019)

Hinweis
Die Aggertalhöhle war Station der Archäologietour Oberberg 2019 (siehe Infoblatt in der Medienleiste).

Internet
www.aggertalhoehle.de (abgerufen 22.0.2016)
www.akkh.de: Die Aggertalhöhle (abgerufen 22.0.2016)

Aggertalhöhle

Schlagwörter
Ort
Engelskirchen - Ründeroth
Fachsicht(en)
Naturschutz, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn -390000000

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Aggertalhöhle”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245779 (Abgerufen: 24. April 2024)
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