Einst besaß die Gemeinde Pünderich zwei Bahnhöfe, nämlich den Bahnhof der Reichs- und Bundesbahn auf der gegenüberliegenden Moselseite sowie den Moselbahnhof im Ortsbereich. Um immer wieder vorgekommenen Verwechselungen durch Reisende vorzubeugen, trug letzterer nach dem Zweiten Weltkrieg den Namen „Pünderich West“. Einst befand sich dieser von Trier kommend am Ortseingang. Durch die Bebauung der letzten Jahrzehnte liegt er nun in einem Wohngebiet. Der Moselbahnhof hatte weit größere wirtschaftliche Bedeutung für die Anwohner*innen als der später abgerissene Bahnhof der Reichs-/Bundesbahn auf der anderen Moselseite. Die Moselbahn, auch „Saufbähnchen“ genannt, weil Reisende darin Wein erwerben und trinken konnten, wurde um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von einer Tochterfirma der Reichsbahn in Mitträgerschaft der anliegenden Gemeinden gebaut. Sie verkehrte zwischen Bullay und Trier durchgängig entlang der Mosel mit ihren zahlreichen Mäanderschleifen, also dort, wo die Reichs- und Bundesbahnstrecke moselabgewandt, aber auf einer deutlich kürzeren Strecke, durch die Voreifel Richtung Trier fuhr. Zwischen den Orten Bernkastel und Bullay wurden häufig – wie auch hier in Pünderich – zweigeschossige Bahnhofsgebäude errichtet, wohingegen zwischen Bernkastel und Trier vorwiegend Gebäude mit einem Stockwerk gebaut wurden.
In den Anfangsjahren wies der 1902 in Betrieb genommene Pündericher Moselbahnhof sowohl einen Fahrkartenschalterraum als auch eine Gaststätte auf. Auf dem Bahnhofsgelände befand sich neben den beiden Gleisen für den täglichen Zugbetrieb ein drittes Gleis zum Be- und Entladen von Gütern. Dort gab es auch einen Kran, um schweres Ladegut, vor allem Weinfässer, von den und in die Waggons hieven zu können. Da die Gleise in Ortsbereich Pünderich zweimal die heutige Bundesstraße überquerten und die Übergangsstellen zudem ungesichert blieben, ereigneten sich dort mehrfach Unfälle mit Fahrzeugen. In den 1930er Jahren geschah dort ein Unfall, in den auch die Koblenzer Berufsfeuerwehr involviert war.
Auf der Vorderseite des noch heute erhalten gebliebenen Bahnhofsgebäudes prangt ein Schild mit dicken schwarzen Lettern. Es ist auf Grund der Schriftart vermutlich schon einige Jahrzehnte alt und verkündet „Pünderich“. Ein zweites Schild mit der Aufschrift „West“ ist nicht mehr vorhanden. Ab 1962 erfolgte sukzessiv der Gleisrückbau der Moselbahn. Die ehemalige Schienenführung ist aufgrund mehrerer auf ihnen errichteter Gebäude, wie dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr und dem heute als Lager genutzten Haus der ehemaligen Raiffeisen-Genossenschaft, nicht mehr erkennbar.
2015 wurde der ehemalige Pündericher Moselbahnhof verkauft, aufwendig renoviert und in Stand gesetzt. Die jetzigen Besitzer richteten im ehemaligen Gepäckraum des Bahnhofs ein Museum zur Geschichte der Moselbahn ein. Gegenstände, Fotos, Texte und Audioaufnahmen von Interviews mit Pündericher Bürger*innen erinnern an die Bedeutung der Bahn als Transportmittel für Güter (Wein!), Post, Arbeiter*innen, Schüler*innen und Menschen, die Einkaufen fahren oder ihre Familie besuchen wollten. Ebenso verweisen sie auf die Moselbahn als wesentlichem Faktor für die örtliche Wirtschaft. Auch Erinnerungen an das „Saufbähnchen“ fehlen nicht. Die Moselbahn führte zeitweilig als einzige Lokalbahn einen Speisewagen mit. Dort genossen Tourist*innen offenbar ausgiebig die regionalen Weine.
Das Museum ist im Sommer täglich geöffnet, im Winter nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen sowie ein Faltblatt auf Deutsch und englisch siehe: www.puenderich.de/museum-moselbahn
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