Dieses Fachwerkhaus steht direkt am Fährkopf und wurde im Jahr 1621 erbaut, wie man es auch an der Frontfassade ablesen kann. Der Sockel dieses Hauses ist mit einer Leiter, einer Hacke und einem Rad mit zusätzlicher Leiter verziert. Hieran lässt sich erkennen, dass das massive Erdgeschoss für Wirtschaftszwecke gebaut wurde. Da dieses Gebäude nicht weit vom Moselufer entfernt ist und daher immer hochwassergefährdet war beziehungsweise ist, liegt der Keller auf Straßenniveau und nicht wie sonst üblich unterhalb der Straßenoberfläche. Auch an diesem Haus lassen sich anhand der Fassadenbemalung die einzelnen Stockwerke gut erkennen. So verfügt dieses Haus über zwei Wohnetagen, in denen jeweils zwei Fensterkomplexe erkennbar sind und auch über zwei Speicheretagen, die im Dachgiebel liegen und jeweils über ein Fenster verfügen.
Schaut man sich das Gebäude nun näher an, so lässt sich unter der Firstpfette (Konstruktionsteil des Dachstuhls, der die Sparren am Dachfirst hält) ein vierbeiniges Fabelwesen erkennen, welches ein hockendes Männchen darstellt. Zusammen mit den Fratzen, die man am Prachtfenster im zweiten Obergeschoss erkennen kann, bildet es eine logische Einheit, die volkskundlich zu deuten ist. So haben die vierbeinigen Fabelwesen, die zum Teil auch sehr abschreckend erscheinen einen mystischen Symbolgehalt, wohingegen die Fratzen von gesellschaftlicher Bedeutung sind. Sowohl die Fabelwesen als auch die Fratzen spiegeln den Charakter des damaligen Hausbesitzers wieder oder verspotten Zeitgenossen oder den Zeitgeist.
Zudem schmücken neben den Fabelwesen und Fratzen auch noch stilisierte Rosetten in unterschiedlichen Varianten das Haus und erhöhen damit dessen Ästhetik. Anders sieht es jedoch mit den Fassadenabschnitten unterhalb des Dachfensters oder im ersten Stock unter dem rechten Fenster mit den Quadraten aus, die mit einem Kreuz verziert sind. Grund hierfür ist, dass die Block- und Fachwerkbauten, die im 17. Jahrhundert für den Bau der Festung Montroyal von hier geraubt wurden. Mit dem Friedensschluss von Rijeswijk 1697 kam es dazu, dass Frankreich Lothringen und die rechtsrheinischen Besitzungen verlor und so das gestohlenen Gebälk wieder den Weg zurück fand. Dabei kam es jedoch auch zu Vertauschungen.
Heute (2015) dient das ehemalige Fährhaus als Wohnsitz. Außerdem lässt sich auch noch eine Parallele im Dekor zum Haus „Hochscheid“ in Briedel ziehen, welches ebenfalls im Jahr 1621 errichtet wurde. Man vermutet, dass es sich um die gleichen Zimmerleute handelte, die die beiden Häuser errichtet haben dürften, aber nachweisen kann man es nicht.
(Vanessa Bindarra, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Internet www.puenderich.de: Fachwerkhäuser und Architektur in Pünderich. Altes Fährhaus (abgerufen 24.10.2015)
Literatur
Bayer, Gerd (1978)
Pünderich an der Mosel. (Rheinische Kunststätten, Heft 206.) S. 19, Neuss.
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