Fährt man am Rhein entlang von Kestert nach Sankt Goarshausen, so kommt man an einem Gasthaus vorbei, welches unmittelbar an die Katholische Kapelle St. Sebastian anschließt.
Das heutige Gasthaus „Zur Klosterschenke“ war ehemals ein Klostergebäude mit angrenzender Kapelle der Benediktinermönche des Klosters Gronau. Der Name verleitet möglicherweise zu einer falschen Annahme, denn die Klosterschenke wurde früher nicht als herkömmliches Kloster genutzt, sondern taucht in der Literatur erstmals im Jahre 1126 als Wirtschaftsgebäude des Benediktinerklosters auf. Ob es im späten Mittelalter auch als Sommerresidenz der Äbte genutzt wurde, ist bis heute umstritten. Nachdem das Kloster Gronau gegen den Willen der Benediktiner in ein Hospiz umgewandelt wurde, zog sich der damalige Abt mit seinen Mönchen in das Wirtschaftsgebäude als Zufluchtsort zurück. Im Dreißigjährigen Krieg zerfällt das Kloster Gronau endgültig. 1553 wurde das Wirtschaftsgebäude an das Kurfürstentum Trier abgegeben. Trier beauftragte den Hofbaumeister Johannes Honorius Ravensteyn 1705 mit dem Neubau des Gebäudes inklusive angrenzender Kapelle.
1803 wird das Kloster aufgelöst, an eine Bürgerin aus Boppard verkauft und im Jahre 1825 geht es in den Privatbesitz der Familie Lauer über, die das Gebäude als Gasthaus „Zur Traube“ nutzten. Um 1936 erhält das Gasthaus den heutigen Namen „Zur Klosterschenke“. Im Zweiten Weltkrieg sind das Gasthaus und die Kapelle durch Artilleriebeschuss bis auf die Grundmauern zerstört worden. Amerikanische Truppen überquerten am 26.03.1945 unter heftigem Beschuss den Rhein und besetzten Wellmich und Ehrenthal. In den Jahren 1946-58 wurden Kapelle und Gasthaus wieder aufgebaut. Noch bis heute wird oft gesagt, die Ehrenthaler sind durch das Gasthaus ins Gotteshaus gegangen. Nach dem Übergang des Gasthauses in Privatbesitz musste die Zugangstür der Benediktinermönche vom ersten Stock zur Empore zugemauert werden, sodass die Kapelle bis heute nur durch eine Außenpforte erreichbar ist. Zurzeit steht das Gasthaus zum Verkauf.
Das in den Jahren 1946-1958 wieder neu aufgebaute Wirtshaus ist ein zweigeschossiger Bau mit Satteldach, sowie rheinseitigem Zwerchhaus in Fachwerk.
(Michelle Homburger, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Literatur
Backes, Magnus (1977)
Wellmich am Mittelrhein mit Burg Maus und Kloster Ehrenthal. (Rheinische Kunststätten, Heft 162.) S.18, Neuss.
Korbach (1981)
Festschrift zum 1100 jährigen Bestehen des Ortsteiles St. Goarshausen Ehrenthal vom 14-16. August 1981. S.3ff., St. Goarshausen.
Lauer, Rosemarie; Schwarz, Hans (1993)
Chronik Wellmich und Ehrenthal. Die nördlichen Vororte der Loreleystadt St. Goarshausen. S. 8, 34, 38f., 106, 135f., 274,389, 394, 616, 643, 647, 659, 674, 814, Sankt Goarshausen.
Gasthaus „Zur Traube“, später „Zur Klosterschenke“ in Ehrenthal
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