Denkmalbereich „Moers - Repelen“

„An der Linde“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Moers
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 29′ 19,63″ N: 6° 36′ 30,79″ O 51,48879°N: 6,60855°O
Koordinate UTM 32.333.973,06 m: 5.706.893,85 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.542.311,51 m: 5.706.200,59 m
Das Dorf Repelen, gelegen auf einer Bodenerhebung (Donk), die im Osten und Westen von zwei früheren Rheinarmen begrenzt wird, entwickelte sich aus dem im 7. Jahrhundert bereits bestehenden bedeutenden Herrensitz Replo. Willibrord, Missionar der Friesen, übertrug 726 Replo an das Kloster Echternach. In einer Urkunde von 855/856 war neben dem Herrenhof auch von einer durch Willibrord geweihten Kirche und 42 Hörigen die Rede, so dass Herrenhof, Kirche und die darum herum gruppierten Hörigenstellen schon einen dorfähnlichen Charakter ergeben haben dürften. Seit 1069 wurde die Kirche von Repelen in den Büchern des Klosters Echternach geführt. Der Legende nach gehört diese Kirche zu den ältesten im Heiligen Römischen Reich; sie ist mit Sicherheit als Urkirche der Grafschaft Moers anzusehen.

In der bestehenden Kirche sind Bauteile der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts erhalten, Reste einer Gewölbebasilika im gebundenen System. Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche zu einer dreischiffigen, kreuzrippengewölbten Tuffsteinhalle ausgebaut. Nachdem Graf Hermann von Moers zum neuen Glauben übergetreten war, erfolgte auch in Repelen 1561 die Reformation. Seither ist die Kirche evangelisch. Eine Kirchenschule wurde begründet.

Wie alle Orte am Niederrhein litt Repelen unter dem niederländisch-spanischen und dem 30jährigen Krieg. Durch Brand wurde das Dorf 1700 weitgehend vernichtet, die Schule zerstört, die Kirche beschädigt. 1792/93 erhielt die Kirche einen Westturm und auf den Grundmauern des baufälligen Küsterhauses wurde knapp westlich vor der Kirche eine neue Schule gebaut (Abbruch 1927).

Einen erheblichen Aufschwung verzeichnete der Ort Ende des 19. Jahrhunderts, als durch die in der Nähe gelegenen Bergwerke das Steueraufkommen stieg und zugleich durch das von dem „Lehm“-Pastor Felke propagierte Naturheilverfahren Rapelen fast den Charakter eines vielbeachteten Kurortes annahm. 1910 zählte Repelen 700 Einwohner. 1926/27 wurde die Straße Am Jungborn verbreitert, und nördlich der Kirche entstand eine an kleinstädtischen Verhältnissen orientierte Bebauung mit zweigeschossigen Backsteinhäusern. Zugleich mit Abbruch der alten Dorfschule wurde mit dieser Bebauung ein zuvor nicht existierender Platzraum vor der Kirche definiert.

Von der ursprünglich wohl markanten topographischen Lage des Ortes auf der Donk ist heute durch die dicht an den alten Kern heranreichende Wohnbebauung aus jüngerer Zeit kaum noch etwas zu spüren. Der Ortsgrundriss halle ausweislich der ersten Katasterkarte eine T-förmige Grundform mit einem parallel zur nicht weit entfernten Römerstraße verlaufenden Nord-Süd Schenkel und einer rechtwinklig an der Kirche darauf stoßenden Querachse. Diese führt an dem mit alten Grabsteinen hinter der Kirche noch gut ablesbaren Kirchhof vorbei, um dann nach Süden abzweigend auf den Viegenhof, in dem der alte Herrenhof vermutet wird, zuzulaufen. Das dörfliche Repelen wird zudem repräsentiert durch T-Häuser des 18. Jahrhunderts. (Am Lindenbornpark 189, An der Linde 2 = Hotel Linde, An der Linde 4) und jüngeren Hallenhäusern mit zum Teil starken Veränderungen. Stark geprägt wird das Ortsbild heute durch die Backsteinsiedlung nördlich der Kirche von 1927/28. Mit ihren zurückhaltend historischen Details greift diese Baugruppe Bestrebungen auf, die seit spätestens der Werkbund-Ausstellung von 1914 in Köln mit einem Wiederbelebungsversuch des niederrheinischen Backsteinbaus typisch waren für die Heimatschutz- und Werkbundbewegung im Rheinland.

Die Bedeutung des historischen Kerns von Repelen wird geprägt durch die Kirche, die zu den besiedlungsgeschichtlichen Ursprungspunkten am Niederrhein zählt. Die dörfliche Vergangenheit nurmehr rudimentär abIesbar, ist historisch und städtebaulich von Interesse, das Zusammenwirken von dörflichen Strukturen und den auf eine Entwicklung seit der Jahrhundertwende zurückgehenden kleinstädtischen Elementen. Seit dem 19. Jahrhundert ist dieses Zusammenwirken von dörflichen Elementen charakteristisch für das niederrheinische Industriegebiet, es findet sich in Repelen anschaulich überliefert. In Repelen wird auch der praktische Beweis erbracht für den von vielen Reformern in Architektur und Städtebau zu Beginn des 20. Jahrhunderts behaupteten Zusammenklang aller und neuer Bauten im Sinne der damaligen Heimatschutzbewegung.

Die Denkmalbereichssatzung wurde 1983 einvernehmlich zwischen Rheinischem Amt für Denkmalpflege und der Stadt Moers erarbeitet. Auf Vorschlag des Rheinischen Amtes wurde der örtliche Geltungsbereich im Norden, Süden und Osten um einige Parzellen ausgedehnt. Wahrend der Offenlage gab es nur eine Einwendung, die unberücksichtigt blieb. Die Satzung ist seit 1985 rechtskräftig.

(Walter Buschmann, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)

Literatur

Clemen, Paul (Hrsg.) (1892)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Moers. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 1.3.) Düsseldorf.
Keller, Ernst (1960)
Chronik der Gemeinde Rheinkamp. Duisburg.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 160-161, Köln.

Denkmalbereich „Moers - Repelen“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
An der Linde
Ort
47445 Moers - Repelen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 726

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„Denkmalbereich „Moers - Repelen“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-7405-10032017-265485 (Abgerufen: 8. Mai 2024)
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