Bereits 1517 findet das Gut unter dem Namen „Arndt Swindengut“ im Schatz- und Zinsregister des Wülfrather Hofverbandes Erwähnung. Ehemals war Gut Schwingenhaus südlich ein Teich vorgelagert, der von einem namenlosen Bach gespeist wurde. Der Bachlauf entspringt weiter nördlich bei Gut Frickenhaus. In den 1960er Jahren wurde dieser Bach verrohrt.
Bei dem von einem Satteldach überspannten Gutsgebäude handelt es sich um ein typisches, traditionell bergisches Fachwerkhaus. Das quer aufgeschlossene stattliche ehemalige Wohnstallhaus verfügt über zwei Geschosse. Zum Schutz vor Wind und Wetter ist es in Teilen auf traditionelle Weise verschiefert. Das unverschieferte Fachwerk zeigt im Obergeschoss gegenständige parabelförmige Kopfstreben. Eine Besonderheit des Guts Schwingenhaus stellt der noch erhaltene massive Speicher und Fluchtbau dar, an den das übrige Gebäude angesetzt ist. Von der älteren Landbevölkerung wurde dieser Schutz- und Speicherraum, der im Niederbergischen auch als (Stein-)Gaden bezeichnet wird, auch „Jarm“ genannt.
Schon in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Dachfläche des Steingadens mit der des angebauten Wohnstallhauses vereinigt. Möglicherweise hatte der Turm zu früheren Zeiten ein eigenes Dachgeschoss. Die Mauern des Turmes bestehen aus heimischem Kalkbruchstein mit Kalkmörtel. Dabei ähnelt diese Bautechnik dem gotischen Mauerwerk der alten Wülfrather Kirche; auch hier ist die typische Eckverquaderung zu erkennen, während ansonsten unregelmäßig geformter Bruchstein verwendet wurde. An der Süd- und Westwand des Wehrturms finden sich schießschartenartige Öffnungen. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts erfuhr das Gebäude im Inneren einige Umbauten.
Zu Gut Schwingenhaus gehört eine Backsteinscheune aus dem Jahr 1911. Diese wird von einem Satteldach mit einer traufseitigen, remisenartigen Dachschleppe an der Süd-Westfassade überspannt. Für den Bau kamen bereits ausschließlich industriell hergestellt Baustoffe wie Industrieziegel und gattergesägte Weichhölzer für das Dachtragewerk zum Einsatz. Im Sockelbereich trifft man teilweise auf Bruchsteinmauerwerk, das auf einen Vorgängerbau hinweist, der im Urkataster von 1816 an gleicher Stelle mit anderem Grundriss eingetragen war.
Die Hofanlage Gut Schwingenhaus mit seinem freistehenden Wohnstallhaus, der Scheune und den umgebenden Freiflächen ist ein charakteristisches Beispiel für den Niederbergischen Einzelhof. Seine mittelalterliche Hofparzelle ist bis heute im Gelände im Gelände ablesbar. In den Jahren 1979 bis 1981 wurden Restaurierungsarbeiten am Gebäude vorgenommen.
Das Objekt „Gut Schwingenhaus“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nummer 67712 / Denkmalliste der Stadt Wülfrath, laufende Nummer A 051, Eintragungstext vom 24.07.1981 siehe PDF-Datei in der Mediengalerie).
(Sandra Schmid und Axel C. Welp, LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
Internet
www.wuelfrath.net: Stadt Wülfrath - Bau- und Bodendenkmäler in Wülfrath (abgerufen: 04.07.2024)
www.wuelfrath.net: Stadt Wülfrath - Bau- und Bodendenkmäler in Wülfrath (abgerufen: 28.09.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 04.07.2024)