Denkmalbereich „Schleiden - Ortskern“

Schloss Vorburg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Schleiden
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 31′ 42,87″ N: 6° 28′ 23,39″ O 50,52857°N: 6,47316°O
Koordinate UTM 32.320.913,36 m: 5.600.452,03 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.533.594,49 m: 5.599.310,77 m
Der im Jahre 1343 erstmals als „Tal Schleiden“ erwähnte Ort verdankt seine Entstehung der gleichnamigen Burg. Sie wurde weithin sichtbar auf einem Bergvorsprung angelegt und beherrscht heute noch das Tal der Olef. Hangwärts nach Osten hin schließt sich die Vorburg an, der ehemalige Wohnplatz der adeligen Burgmannen, darin eingebunden die heutige katholische Pfarrkirche St. Philippus und Jakobus, einst Schlosskirche, eine der schönsten spätgotischen Hallenkirchen der Eifel.

Bergabwärts, ebenso nach Osten ausgerichtet, bindet sich an die Vorburg, die auf rechteckigem Grundriss konzipierte Talsiedlung zwischen Olef und Dieffenbach an. Vermutlich war auch das „Tal“ wie die Vorburg seit dem 15. Jahrhundert mit einer türmebewehrten Mauer in Fortsetzung der Vorburgmauern befestigt. 1603 vernichtete ein großer Brand die Talsiedlung, Burg und Vorburg jedoch blieben ohne Schäden.

Das „castrum“, die Burg, wird 1198 erstmals urkundlich erwähnt. Die heutigen Gebäude des Schlosses Schleiden sind jedoch die Reste einer ehemals viel umfangreicheren, mehrteiligen Burganlage aus dem 14. Jahrhundert.

Zerstörungen der Wehranlagen in den Jahren 1689 und 1702, Abbrüche am Hochschloss und Veränderungen im 18. und 19. Jahrhundert sowie schwere Schäden durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges und den anschließenden Wiederaufbau in reduzierten Formen ergeben nunmehr ein einfaches Bild des vergangenen mächtigen Schlosskomplexes, jedoch hatte man sich beim Aufbau um die Wiedergewinnung der charakteristischen Südansicht bemüht.

Die heutige Einteilung in Hochschloss und Vorburg beschreibt nicht deren originale Abstufung, denn zwischen Hochschloss und Vorburg lag noch ein zwingerartiger Vorburgabschnitt, dessen Reste heute den östlichen Abschluss des eigentlichen Schlosses markieren und dessen ehemaliger hochaufragender Ostflügel nach den letzten Kriegszerstörungen ganz verschwunden ist.

Von der gleichfalls im 14. Jahrhundert errichteten Vorburgumwehrung bestehen heute ebenfalls nur noch Fragmente. Tore und Türme existieren nicht mehr. Lediglich die Vorburgmauern blieben erhalten, insbesondere dort, wo später Wohngebäude auf- und angebaut wurden. Von der westlichen Vorburgmauer verblieb noch ein Teilstück gegenüber der Westfront der katholischen Pfarrkirche. An ihrer Stelle stand zuvor die Burgkapelle, die 1230 im nördlichen Vorburgbereich errichtet wurde.

Ein Abschnitt der Ostmauer mit dem Rest eines Eckturmes bildet heute die Rückwand des unterhalb der Kirche gelegenen Jugendheimes. Zwischen dem Fachwerkhaus (verkleidet) „Vorburg“ Nr. 6 und dem Pastorat „Vorburg“ Nr. 3 hat einst das äußere Burgtor gestanden, von dem aus der alte Burgweg auf das sogenannte obere Burgtor an der Südostecke der Burg zuführte, bis dann im 18. Jahrhundert die nördliche Schlosszufahrt angelegt wurde. Die ehemaligen Burgmauerhäuser „Vorburg“ Nr. 3 (katholisches Pastorat von 1684); Nr. 5 (RegionalsteIle des Bistums Aachen) aus dem Ende des 17. Jahrhunderts und Nr. 7 sind rückwärtig auf die südliche Vorburgmauer aufgesetzt, die in die südliche Ringmauer der Burg mündet.

Neben vereinzelten Fachwerkhäusern ist hier der zweigeschossige Massivbau mit Satteldach überwiegend anzutreffen. So wie an Burg und Kirche wurde der regionalverbreitete kalkhaltige Sandstein verbaut. Fenster, Türen und Tore mit Werksteinen aus Buntsandstein eingefasst und betont, die Wände weiß verschlammt. In dieser malerischen Erscheinung zeigt sich das Ensemble von Hochschloss und Vorburg auch heute wieder, das Schloss hingegen blieb bis in die jüngste Zeit unverputzt.

Der Geltungsbereich der Denkmalbereichssatzung für Schleiden umschließt das Areal von Haupt- und Vorburg sowie die Schnittstelle zwischen Vorburg und Talsiedlung, einschließlich der Häuser des einstigen „Tales“, heute Am Markt 9 und 11.

Am 20.10.1987 wurde die Denkmalbereichssatzung „Schleiden Vorburg“ rechtskräftig. Im Geltungsbereich dieser Satzung sind sowohl der Siedlungsgrundriss und der Bestand, der durch die beherrschende Baugruppe von Schloss, katholischer Pfarrkirche und den Häusern der ehemaligen Vorburg geprägt wird, geschützt. Hierzu gehört ebenso die Silhouette der dominant über dem Tal liegenden Burganlage.

(Oktavia Zanger, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)

Literatur

Herzog, Harald (1989)
Burgen und Schlösser. Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen. Köln.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 194-195, Köln.
Neu, Peter; Müller, Martin (1974)
Schleiden. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung II, Nr. 12.) Bonn.
Schmitz-Ehmke, Ruth (1982)
Schleiden in der Eifel mit Stadtteil Oberhausen. (Rheinische Kunststätten, Heft 263.) Neuss.
Wackenroder, Ernst / Clemen, Paul (Hrsg.) (1932)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 11.2.) Düsseldorf.

Denkmalbereich „Schleiden - Ortskern“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Vorburg
Ort
53937 Schleiden
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1198

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„Denkmalbereich „Schleiden - Ortskern“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-59350-12042017-266662 (Abgerufen: 25. April 2024)
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